Bauen mit Holz

Starker Stoff für einen Bauhof

Zunehmend interessanter wird die Holzbauweise für den kommunalen Sektor. Beispielhaft hierfür steht der mit dem Bundespreis „HolzbauPlus“ ausgezeichnete Bauhof Sengenthal. Das Umweltbewusstsein ist in der Gemeinde stark verankert. Auch beim Bayerischen Holzbaupreis 2018 erhielt das Projekt eine Anerkennung.

Eine Vergrößerung und Modernisierung des alten Bauhofes war nötig geworden. Die Gemeinde Sengenthal entschied sich für einen modernen und nachhaltigen Neubau.

Geplant und realisiert wurde ein ebenerdiges Gebäude, dessen abgestuftes Dach eine offene Lagerbühne sowie die durch Trennwände unterteilten Nutzräume beherbergt. Im Verwaltungsbereich hat man die Büros und Sozialräume der Mitarbeiter untergebracht. Für die betrieblichen Relevanzen entstanden im weiteren Gebäudetrakt eine Fahrzeughalle für Spezialfahrzeuge, Werkstätten, Technikraum und Magazine sowie das überdachte Lager, welches gleichzeitig zur direkten Durchfahrt dient. Im hinteren Gebäudebereich wurde zusätzlich ein Streusalzdepot erstellt.

Spannende Optik

Die Dachkonstruktion ist ein schlankes Rippentragwerk, das mit einer darunter montierten Mehrschichtplatte verbunden ist. Durch das sich zum Hang hin erhöhende Dach, passt sich der Komplex in seiner Form optimal in die umliegende Umgebung ein. Diese spannende Optik entspringt den Plänen von Architekt Michael Kühnlein Junior aus Berching in Zusammenarbeit mit Dr. Gollwitzer – Dr. Linse Ingenieure mbB aus München. Verwirklicht hat den Holzbau die Hecker Holzsystembau GmbH aus Berching.

Das überspannende Dach des Bauhofs hat eine Tragweite von insgesamt 25 Metern. Das Tragsystem aus Holzrippen wurde im Verbund mit Mehrschichtplatten entwickelt, was die statische Trägerhöhe im Vergleich zu konventionellen Brettschichtholzbindern erheblich reduziert. Auf diese Weise entstand eine durchgängig wirtschaftliche Konstruktion. Bis auf die integrierte Waschhalle wurde der gesamte Bauhof Sengenthal in massiver Holzbauweise errichtet.

Kurzfristige Planänderungen – keine Mehrkosten

Während der Bauzeit gab es mehrere Herausforderungen zu bewältigen. Erst im Zuge der Aushubarbeiten war man auf nicht tragenden Untergrund – sogenannte Bodenlinsen - gestoßen. Durch diese nicht vorhersehbaren Bodenverhältnisse musste der Bauhof kurzfristig entgegen der Pläne umgestaltet werden.

Eigentlich hätte wegen des ungesicherten Untergrunds der im östlichen Bereich befindliche Hang zu einem Bahndamm hin stark erhöht werden müssen. Um die Erhöhung der Böschung auf maximal zwei Meter zu reduzieren, wurden einige Anlagenteile entsprechend umkonzipiert.

Der ursprünglich östlich der Salzhalle geplante Lagerplatz wurde an die Nordseite des Bauhofs verlegt. Zudem die Durchfahrt von Bauhof und Salzhalle von zehn auf sieben Meter verringert. Gleichzeitig wurden die Säulen der Fahrzeughalle schmaler, aber dafür tiefer gestaltet und das gesamte Bauwerk ein Stück weiter in Richtung der alten Bundesstraße 299 verschoben. Das Resultat ist, dass der länglich gestaltete Bauhof nun ganze zwölf Meter aus dem Hang heraustritt.

Die zusätzlichen Kosten, die der nicht geplante Bodenaushub ausmachte, konnten durch die überlegte Umplanung vollständig ausgeglichen werden. Da die Salzhalle nun auf gleicher Höhe mit dem Hauptbau liegt, konnte die ursprünglich eingeplante Stützmauer hin zur Salzhalle entfallen, wodurch am Ende weniger Erde bewegt werden musste. Auf diese Weise blieb es am Ende bei den geplanten Gesamtbaukosten.

Holzbau mit optimaler Platznutzung

Der rechteckige Baukörper wurde nicht unterkellert, sondern auf einer Stahlbetonbodenplatte errichtet. Er misst über seine gesamte Gebäudefläche etwa 67 x 20 Meter. Hinzu kommt das topografisch bedingt versetzte Streugutlager, welches eine Gesamthöhe von 11,15 Metern erreicht. Das Bauhofgebäude selbst schafft es im höchsten Bereich auf ca. 5,7 Meter Höhe. Im Inneren, über dem Verwaltungstrakt gelegen, befinden sich eine offene Lagerbühne sowie der Technikraum, welcher über eine interne Treppe erreichbar ist.

Fassade aus unbehandelter Lärche

Die Außenhaut des Bauhofs in Sengenthal wurde mit Kanthölzern in Lärche von 8 x 8 cm beplankt. Durch diese Fassadenverkleidung aus kräftigen, unbehandelten Lärchenhölzern ergibt sich ein angemessenes Erscheinungsbild in die Landschaft.

Die tragende Wandkonstruktion besteht aus 12 cm starken 5-lagigen Massivholzelementen der heimischen Fichte, die im weiten Teilen des Gebäudes komplett sichtbar bleiben.

Die mögliche Vorfertigung der Holzkonstruktion erlaubte eine rasche und witterungsunabhängige Montage. Bei der in weiten Teilen sichtbaren Rohbaukonstruktion aus Betonwänden und Decken aus Brettsperrholz wurde auch im Inneren ein Schwerpunkt auf Ästhetik gelegt. Die großflächigen Verglasungen der Fahrzeughalle tragen durch viel Lichteinfall ebenfalls zum Wohlbefinden der Bauhofmitarbeiter bei.

Um eine große Menge an Kunststoffen zu vermeiden, wurden für die Dämmung unter der Bodenplatte Glasschaumschotter und für die Wände und Decken Holzfaserdämmung gewählt. Dadurch, sowie durch die Holzbauteile selbst als CO2-Speicher konnte eine temperierte Fahrzeughalle entstehen.

25 Meter Spannweite

Die Hecker Holzsystembau GmbH ist in der Lage, Tragwerkskonstruktionen für große Spannweiten herzustellen. So entstehen – wie hier - wirtschaftliche Hallen, die vielfach ohne Stützen und Pfeiler auskommen. Dabei punkten nicht nur die energetischen Vorzüge - auch die Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit überzeugen.

Beim Bauhof Sengenthal erhielt die Konstruktion des leichten Satteldaches mit seiner Tragwerksspannweite von 25 Metern eine Hinterlüftungsebene. Die vorelementierten Rippenelemente messen 2,50 x 25 Meter. Insgesamt 23 Elemente aus Brettschichtholzträger und Furnierschichtholzplatte wurden gefertigt und mit einer Schraubpressverleimung zusammengefügt. Die Höhe der Trägerelemente kommt auf 30-70 cm. Eingedeckt wurde die Dachkonstruktion mit einer verschweißten Flachdachfolie. So ist die riesige Dachfläche bestens vorbereitet, um in Zukunft mit Photovoltaikmodulen zur regenerativen Stromgewinnung bestückt zu werden.

Vorgefertigt wurden auch die Rippenelemente aus Furnierschichtplatten (Kerto-Q) für die Salzhalle in der Produktion der Firma Hecker. Sie dienen mit den zwei in Schraubpressverleimung verbundenen Randstegen als Grundelemente des Tragwerks aus Wänden, innerer Hülle und dem Dach. Eine Hauptanforderung an das Holztragwerk war es, ohne jegliche metallische Verbindungmittel auszukommen. Aus diesem Grund wurde eine Holzverbindung mit 20 mm starken Eichenholznägeln gewählt.

Die Untersicht der fertigen sichtbaren Deckenkonstruktion wurde umfassend mit Energie einsparender LED Beleuchtung im Innen- und im Außenbereich ausgestattet. Aber auch sonst ist man langfristig energetisch gut aufgestellt.

Richtungsweisendes technisches und bauliches Energiekonzept

Der Boden der Fahrzeughalle wurde mit Glasschaum-Granulat als Dämmung ausgestattet – das Material ist tragfähig, formstabil, resistent gegen chemische Einflüsse sowie lastabtragend – und dennoch sehr leicht. Für die benötigte Wärme sorgt eine Fußbodenheizung – die durch eine Luft-Wärmepumpe betrieben wird.

Die große Fahrzeughalle wurde mit Sektionaltoren ausgestattet. Diese doppelwandigen Tore sind im Hinblick auf die Wärmedämmung keine Schwachstelle mehr – im Gegenteil: Sie bieten erhebliche Vorteile durch ihre Robustheit, den Einbruchschutz und die guten Dämmwerte. Hinzu kommt die natürliche Belichtung.

Das fünf Meter auskragende Vordach an der Südseite verhindert eine sommerliche Überhitzung der Innenräume. Zusätzlich hat man mit einer Zisterne die Regenwassernutzung für die Waschhalle, Reinigung der Fahrzeuge und Geräte gesichert. Beim Bau wurde ausschließlich mit regionalen Firmen zusammengearbeitet (im Umkreis von 15km). Durch die gute Belichtung der Halle, Beheizung, Dämmung und ordentliche Rettungsweggestaltung wären auch andere Nutzungen möglich.

Bautafel

Objekt:
Bauhof Sengenthal Büro mit Sozialräumen und Werkstatt, Fahrzeug-, Wasch- und Salzlagerhalle

Anteil Baumaterialien aus nawaRo:
195 m³ Holz
350 m³ Dämmstoff

Kosten: 
4,2 Mio. € für Gebäude und Außenanlagen, ohne Fremdmittel finanziert

Bauart: 
Massive Holzständerbauweise mit positiver Ökobilanz aus einheimischer Fichte und Lärche. Beheizt wird das Gebäude über eine Luftwärmepumpe.

Nutzfläche
1453 m²

Architektur:                            
KÜHNLEIN ARCHITEKTUR 
92334 Berching 
www.kuehnlein-architektur.de

Tragwerksplanung:
Dr. Gollwitzer-Dr. Linse  Beratende Ingenieure mbB, München
www.gl-i.de

Holzbau:                                 
Hecker Holzsystembau GmbH
92334 Berching

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