Bauindustrie: Drei Arbeitstage mehr – Wohnungsbau vom Turnaround weit entfernt

Die Betriebe des Bauhauptgewerbes haben im April von einem Kalendereffekt profitiert: Laut Statistischem Bundesamt lag der Auftragseingang um nominal 10 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Um die drei zusätzlichen Arbeitstage bereinigt, die den Bauunternehmen im April 2024 mehr zur Verfügung standen als 2023, legte der Auftragseingang aber nur um real 2,3 Prozent zu. Im Vergleich zum Vormonat wurde sogar ein Rückgang von 1,5 Prozent ausgewiesen.

„Auch der Wohnungsbau hat von den zusätzlichen Arbeitstagen profitiert: Der Auftragseingang legte im April im Vorjahresvergleich um 4,8 Prozent zu. Um die Arbeitstage bereinigt wurde allerdings ein Minus von 0,2 Prozent ausgewiesen. Von einem Turnaround kann somit nicht gesprochen werden. Schließlich wurde für den Zeitraum Januar bis April ein Rückgang von 3,7 Prozent gemeldet und das, obwohl der Auftragseingang im Vorjahr schon um 34 Prozent zurückgegangen ist“, kommentiert Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (www.bauindustrie.de), die veröffentlichten Konjunktur-Zahlen.

Die gesamte Branche würde nach wie vor von der deutlich besseren Entwicklung im Tiefbau profitieren: Für das Bauhauptgewerbe insgesamt werde für die ersten vier Monate ein Orderplus von real 1,8 Prozent gemeldet. „Angesichts der wegen Geldmangels teilweise schon erfolgten Aufhebungen von Ausschreibungen sowie der Streckung des Bauprogramms und der Etatkürzungen bei der Autobahn GmbH wird die ausgleichende Wirkung des Tiefbaus aber bald der Vergangenheit angehören“, warnt Müller. „Es ist zu befürchten, dass daher nicht nur die Hochbau-, sondern auch die Tiefbauunternehmen Kapazitäten und somit Personal abbauen müssen. Aber: Mühsam aufgebaute Kapazitäten sind dann unwiederbringlich verloren. Bei wieder steigenden Investitionen werden Kapazitätsengpässe zu steigenden Preisen führen. Das heißt, die Öffentliche Hand versursacht das Problem, das sie beklagt – eine ungewollte Spirale.“

Müller: „Da können wir uns auch nicht auf den sich verbesserten Umsatzzahlen ausruhen. Es wurde im April zwar ein deutliches reales Plus von 10,5 Prozent ausgewiesen, aber auch dieses hat von den zusätzlichen Arbeitstagen profitiert. Im Gegensatz zum Auftragseingang wird der Umsatz aber nicht kalenderbereinigt ausgewiesen. Umso erschreckender ist der Rückgang beim Wohnungsbau von 2,4 Prozent und für die ersten vier Monate sogar von 10,8 Prozent. Und das trotz eines Basiseffektes, schließlich ist der Umsatz im Vorjahr schon um 17,7 bzw. 14,8 Prozent zurückgegangen.“ Auch beim Umsatz hätte der Tiefbau die Entwicklung im Hochbau ausgeglichen: Für das gesamte Bauhauptgewerbe werde für Januar bis April eine reale Umsatzstagnation gemeldet. 

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