Die Digitalisierungsprämie als Startschuss für BIM?
In den nächsten Jahren wollen fast 80 Prozent der Firmen mit der digitalen Planungsmethode BIM arbeiten. Allerdings verfügt bislang weniger als jeder Fünfte über eine ausgereifte Strategie für das digitale Bauen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.
Gerade im letzten halben Jahr gab es bei den Architektur- und Planungsbüros coronabedingt einen Schub in Richtung Digitalisierung. Planer und Architekten waren gezwungen, größtenteils von Zuhause aus zu arbeiten und sich virtuell abzustimmen. Viele Planungsbüros haben deswegen für das mobile Arbeiten entweder ihre bestehenden IT-Infrastrukturen ausgebaut und Daten über das sogenannte Virtual Private Network (VPN) übertragen oder sie haben auf cloud-basierte Systeme gesetzt. Letzteres ermöglicht eine noch tiefere Verschmelzung von digitalen Prozessen mit weiteren Projektbeteiligten.
Solche virtuellen Abstimmungen sind auch ein zentraler Schritt hin zur virtuellen Zusammenarbeit, wie sie auch die digitale Planungsmethode Building Information Modeling, kurz BIM, voraussetzt. Denn BIM ist ja im Prinzip nichts anderes, als digital und vernetzt zusammenzuarbeiten. Bevor überhaupt ein Stein auf der Baustelle umgedreht wird, können Architekten und Planer mit BIM ein digitales Modell des späteren Gebäudes erstellen. Das hat bei Bedarf eine Informationstiefe bis ins kleinste Detail. Es umfasst also nicht nur geometrische Daten, sondern genauso sämtliche Angaben wie etwa zu Material oder Brandschutz. Simulieren lassen sich auch sämtliche Termin-, Bau- und Montageabläufe. Im Idealfall können alle Bauakteure im Modell in Echtzeit von überall aus zugreifen und ihre Arbeiten eintragen. Kurzum: Das Gebäude, das entstehen soll, hat also einen Zwilling in der digitalen Welt und alle Informationen, die er enthält, sind über eine Cloud zugänglich.
Land Baden-Württemberg zahlt Digitalisierungsprämie aus
66 Millionen Euro will das Wirtschaftsministerium Baden-Württembergs dem Mittelstand nun zur Verfügung stellen, damit er in die Digitalisierung investieren kann. Und hier sollten auch Planungsbüros zugreifen. Wie sie den Digitalisierungszuschuss genau verwenden, ist natürlich immer von ihrem digitalen Status quo abhängig. Während die einen das Geld vielleicht in die Hand nehmen, um endlich in eine BIM-Software zu investieren, muss andernorts womöglich erst einmal eine zuverlässige, sichere IT-Infrastruktur aufgebaut werden. Letzteres ist immer sinnvoll, da in der Planung große Datenmengen anfallen. Hier lohnt es sich für Planer zudem, sich mit dem Thema Cloud zu beschäftigen. Denn wer digitale Abstimmungsprozesse etabliert, sollte auf Lösungen setzen, die langfristig funktionieren, auch vor dem Hintergrund, dass die Pandemie noch eine Weile andauern wird.
Wer die Digitalisierungsprämie für BIM einsetzen möchte, der muss wissen: Es geht dabei um weit mehr als um den Kauf bloßer Software. Die große Herausforderung ist vielmehr, das BIM-spezifische Know-how aufzubauen, Prozesse basierend auf der BIM Methode neu zu definieren und umzusetzen, Verantwortlichkeiten zu definieren und Rollen neu zu verteilen. Architekten und Planer müssen finanzielle Mittel und vor allem Zeit investieren, um ihre Mitarbeiter zu schulen. Sie müssen ihnen ermöglichen, das BIM-Wissen anhand von Pilotprojekten zu praktizieren.
Weitere Informationen zum Thema BIM finden Sie in diesem Video-Beitrag.
Autor: Peter Liebsch, Leiter Digitale Prozesse und Werkzeuge bei Drees & Sommer