Bauen und Wohnen müssen Chefsache im Kanzleramt sein

Die Bundes­arbeits­­gemeinschaft Immo­bilien­wirtschaft Deutschland (BID) bezieht Stellung.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet, heißt es bei Schiller so schön. Das gilt für Partnerschaften genauso, wie für nur vorübergehende politische Bündnisse. Das haben wir alle bei der Ampel-Koalition leidvoll miterleben müssen. Am Ende gab es, entschuldigen Sie den Scherz, nur noch „auf die Glocke“. Jetzt, wenn diese Ausgabe erscheint, versuchen die Parteien nach der Bundestagswahl mittels einer starken Koalition eine stabile Regierung zu bilden. Klar ist: Um miteinander regieren zu können, müssen in den Sondierungen und später den Koalitionsverhandlungen Schwerpunkte gesetzt werden.

Eines der zentralen Themen, das viele wirtschaftliche und soziale Schlüsselbereiche miteinander verknüpft, ist – Sie ahnen es – das Thema Wohnen. Die großen Zukunftsthemen, ob Energie oder Nachhaltigkeit sind untrennbar damit verbunden. Der Wohnungsbau trug in den letzten Jahrzehnten signifikant zum deutschen Wirtschaftswachstum bei. Einerseits sind rund 6,6 Millionen Beschäftigte in der Wohnungsbaubranche tätig. Dadurch entstehen Steuereffekte in Höhe von 140,8 Mrd. Euro. Das sind rund 17 % der gesamten deutschen Steuereinnahmen.

Andererseits hat das Thema Wohnen eine hohe Bedeutung für jeden und jede Einzelne. Die eigenen vier Wände, gekauft oder gemietet, sind Heimstatt, sicherer Raum, denken Sie nur an die hohe Hürde der Unverletzlichkeit der Wohnung im Grundgesetz. Hier wird gelebt. Es ist eben das starke emotionale, wie rechtliche Thema.

Geben wir dem Thema also die Bedeutung, die es verdient hat. Uns fehlen schließlich weiterhin hunderttausende Wohnungen. Wir bauen immer noch zu kompliziert und zu teuer. Wir fesseln unsere Handwerksbetriebe und Wohnungsunternehmen mit zig Formularen, Anträgen und Genehmigungsprozessen, die eher einem Roman von Franz Kafka zu entspringen scheinen als einem lösungsorientierten bürgernahen Regierungshandeln.

Denken wir an diejenigen, die in den Ballungszentren keine Wohnung finden. An diejenigen, die aufgrund der Lage beengt wohnen müssen. Setzen wir die Kräfte frei, um für ausreichend Wohnraum zu sorgen, der bezahlbar ist.

Dieses Thema verlangt nach der ihm gebührenden Aufmerksamkeit. Es ist eben nicht irgendein Thema. So wurde es bislang allerdings behandelt. Es ist das Zukunftsthema.

Bauen und Wohnen müssen Chefsache im Kanzleramt sein. Dadurch, dass Justizministerium, Wirtschaftsministerium und Bauministerium beteiligt sind, wird es eben noch ein Stückchen ineffektiver. Im föderal organisierten Deutschland ist es ohnehin schon kompliziert genug: Bund, Länder, Kommunen… Wen wundert es eigentlich, dass wir gefühlt seit Jahrzehnten auf der Stelle treten?

Vieles wurde schon angestoßen, um aus diesem Schlamassel herauszukommen, allerdings bei weitem nicht genug. Kleine Schritte reichen nicht mehr aus, wir brauchen die Siebenmeilen-Stiefel. Setzen wir Prioritäten: Das Thema Bauen und Wohnen gehört unter die Top 3 Themen im Kanzleramt.

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