Abenteuer Sanierung
Ein recht vielfältiges Materialgemisch fand der Beamten-Wohnungs-Verein zu Köpenick bei einem Bestandsbau in Berlin-Marienfelde vor. Die Herausforderung bestand darin, in dem – teilweise abenteuerlichen – Materialmix neue Fenster sicher zu befestigen.
Nachdem eine der kompliziertesten Sanierungen für den Beamten-Wohnungs-Verein zu Köpenick (BWV zu Köpenick) ihren erfolgreichen Abschluss gefunden hatte, zeigten sich Bauherr, Mieterschaft und nicht zuletzt der Bauleiter Ralf Friedrich von den Märkischen Fensterwerken in Neuzelle-Bomsdorf hoch zufrieden. „Beim Fensteraustausch erlebt man immer einige Überraschungen – doch so extrem wie hier war es noch nie. Zum Glück hatten wir mit tremco illbruck einen kompetenten Partner an unserer Seite, der nicht nur stets exakt die richtigen Produkte aus dem Hut zauberte, sondern auch sonst auf jede Frage eine fundierte und dabei einfach umzusetzende Antwort wusste. Schließlich mussten wir bei allem doch im Zeitplan bleiben.“ Und der war anspruchsvoll: 88 Wohnungen in der Hildburghauser Straße in Berlin-Marienfelde sollten auf den neuesten Stand gebracht werden, nicht nur energetisch, sondern auch in Sachen Elektro- und Wasserinstallation. Zudem sollten die Mieter möglichst wenig von der Sanierung in ihrem täglichen Leben beeinträchtigt werden. Das bedeutete für die Ausführenden: wenig Schmutz machen und einen eng getakteten Zeitplan einhalten, in dem jeder Handschlag sitzen musste – und für Unvorhergesehenes eigentlich gar keine Zeit war.
Überraschung!
Unvorhergesehenes und Improvisiertes war aber genau das, was die Planer vorfanden, als sie die Bausubstanz untersuchten. Der achtgeschossige Wohnblock war 1965/66 im Rahmen des „Aufbauprogramms 1965“ errichtet worden, laut den Unterlagen – die aus wenigen technischen Zeichnungen, vor allem aber Handskizzen bestanden – mit Hohlblocksteinen HBL 25. Doch ob die Produktion damals stockte oder von vornherein nicht genügend Steine vorhanden waren: Vom HBL 25 jedenfalls steckte nicht viel in dem schnell hochgezogenen Bau. Daneben fanden sich die abenteuerlichsten Wandmaterialien: von wiederverwendeten Steinen aus den Berliner Trümmerbergen über Ziegelsplitt bis hin zu in Frischbeton eingelegten „Sauerkrautplatten“. Dieses inhomogene Gemisch war überzogen mit einer dicken Putzschicht, die von den üblichen 2,5 cm bis zu stattlichen 8 cm reichte.
Lösungsideen mit Hand und Fuß
Angesichts dieser Befunde war die Ratlosigkeit zunächst groß. Wie sollte man auf diesem Untergrund Wärmedämmung eben aufbringen und – viel wichtiger – Fenster so solide befestigen, so dass sie die nächsten dreißig Jahre einwandfrei ihre Aufgabe erfüllen würden – noch dazu, wenn sie in der Dämmebene platziert werden sollten?
Ralf Friedrich wandte sich mit der Bitte um Lösungsvorschläge an tremco illbruck, mit denen das Unternehmen seit rund 20 Jahren zusammenarbeitet. „Die Ideen von Frank Unglaub von tremco illbruck haben immer Hand und Fuß und sind gut umzusetzen“, wusste er. So auch hier: Der erfahrene Praktiker aus der Abteilung Anwendungstechnik stand immer zur Verfügung, wenn eine neue Frage oder ein neues Problem auftauchte. Das hausinterne „Planungsteam Bauanschluss“ lieferte dazu jeweils die statische, energetische und schalltechnische Absicherung/Überprüfung. Sehr schnell war klar, dass diese Aufgabe ein Paradestück für das illbruck Vorwandmontage-System (VWMS) werden könnte. Das System enthält drei verschiedene Zargen, die ganz unterschiedliche Bautiefen zwischen schmalen 35 und mächtigen 200 mm in der Dämmebene herstellen. Somit war es möglich, alle improvisierten Wandaufbauten zu ergänzen und zusätzlich eine zentrale Anforderung des Bauherrn zu erfüllen: die neuen Fenster erst dann einzubauen, wenn alle notwendigen Vorarbeiten abgeschlossen waren, um für die Mieter die Begleiterscheinungen der Sanierung, wie Lärm, Schmutz und fremde Leute in der Wohnung, auf ein Minimum zu reduzieren.
Aus einer Hand: Beratung plus geprüfte Produkte
Die wesentliche Eigenschaft des VWMS ist die geprüfte Klebung, mit der die Zargen auf praktisch jedem Untergrund befestigt werden können. Während der Entwicklung ließ tremco illbruck die Klebung auf den unterschiedlichsten Materialien testen. Sogar den ungünstigsten Lastfall – das schwerste Fensterelement in größter Ausladung in Verbindung mit Baustoffen von geringer Druckfestigkeit – bestand sie. Zertifiziert und prüffähig.
Genau das taten die Statiker des Planungs- und Bauleitungsbüros BBP und der externe Prüfstatiker: Sie rechneten genau nach. Und das war nicht einfach, benötigte doch praktisch jedes Fenster mit seiner jeweiligen Mauerwerksumgebung eine eigene Berechnung. Das VWMS ist ein kleberbasiertes Befestigungs- und Abdichtungssystem, das über die Klebeflächen eine linienförmige Lastverteilung auf allen bauüblichen Untergründen ermöglicht. In enger Abstimmung verständigten sich Planer, Prüfstatiker, Fenstermonteur und tremco illbruck auf ein Referenzmauerwerk mit geringster Druckfestigkeit: Porenbeton. Auch hierfür lagen bereits die Prüfungen für alle drei Systemtypen des illbruck Vorwandmontage-Systems vor.
Die Grundlage für die umfangreichen statischen Berechnungen – und das anschließende anstandslose „Go“ für die Fenstersanierung – boten die Unterlagen des tremco illbruck „Planungsteams Bauanschluss“. Zeichnungen und Berechnungen (auch zum Wärme- und Schallschutz), Herstellererklärungen und Prüfzeugnisse umfassten einen ganzen DIN-A4-Ordner, der an Bauleitung und Prüfstatik übergeben wurde.
Auf die nächsten 30 Jahre
Auf diese Weise durchgeplant, rundherum geprüft und für gut befunden, lief die Ausführung selbst zügig und ganz nach Plan ab: Im Bereich der Laibungen wurden Putz und Mauerwerk auf eine vorher festgelegte Ebene heruntergeflext (bis zu 12 cm!), sodass für die Zargen ein gleichmäßiger und tragfähiger Untergrund geschaffen war. Alle drei Zargentypen kamen zum Einsatz, je nach Höhe des umgebenden Putzes: die 35 mm schmale Platte des Typs 1, die 90 mm tiefe Zarge des Typs 2 und der flexible Typ 3 für Bautiefen zwischen 120 und 200 mm. In diese künstliche Wandverlängerung wurden die neuen Fenster schnell und effizient in gewohnter Art eingebaut und abgedichtet, nachdem die alten herausgenommen worden waren.
Die konkreten Absprachen mit den Mietern und die Koordination der Fensteraustauscharbeiten vor Ort erledigte Ronny Löwenberg vom Beton- und Fensterwerk Neuzelle, langjähriger Partner der Märkischen Fensterwerke, mit Präzision und Freundlichkeit. Mittlerweile ist der Wohnblock in leuchtenden Farben gestrichen und alle Beteiligten sind zufrieden.
„Zu Anfang hätten wir nie gedacht, dass wir dieses problematische Mauerwerk jemals in den Griff bekommen“, resümiert Bauleiter Ralf Friedrich. „Doch dank der engen Zusammenarbeit und den guten Ideen der Fachleute von tremco illbruck sind wir jetzt überzeugt, dass wir die beste Lösung gefunden haben.“
Selbst in dreißig Jahren wird diese Lösung noch überzeugen. Denn die Fenster können jederzeit, etwa nach Ablauf der Amortisationszeit, ganz einfach ausgetauscht werden – ohne die Fassade anzutasten. Da die Zargen des eingesetzten Vorwandmontage-Systems einen eigenen Rahmen bilden, gegen den die Fenster montiert werden, können diese direkt von innen eingesetzt – und später genauso einfach wieder herausgenommen werden.
Das Mauerwerk bestand aus wiederverwendeten Steinen aus den Berliner Trümmerbergen über Ziegelsplitt bis hin zu in Frischbeton eingelegten „Sauerkrautplatten“.
Eine zentrale Anforderung des Bauherrn: die neuen Fenster erst dann einzubauen, wenn alle notwendigen Vorarbeiten abgeschlossen waren.