Damit wir morgen nicht alt aussehen
Liebe Leserinnen und Leser,
erst kürzlich trafen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und weitere Kabinettsmitglieder mit Experten beim zweiten Demografiegipfel in Berlin, um über die Folgen der alternden Bevölkerung für alle Gesellschaftsbereiche zu beraten.
Lösungen sind hier gefragt. Berechnungen zufolge wird Deutschland bis 2060 ein Fünftel der Bevölkerung verlieren. Jeder Dritte wird dann 65 Jahre oder älter sein. Das hat natürlich auch für das Wohnen im Alter weitreichende Folgen. Dumm nur, dass die Probleme des demografischen Wandels bei vielen Architekten noch nicht angekommen sind. Sie entwerfen munter weiter für die Jugend. Flexible Grundrisse, barrierefreie Einbauten, nutzerfreundliche Bedienungselemente – Fehlanzeige.
Beim Wohnungsverband GdW hat jetzt die Hauptgeschäftsführerin Ingeborg Esser einmal nachgerechnet. Danach werden bis zum Jahr 2020 rund 3 Mio. altersgerechte Wohnungen benötigt. Am liebsten wäre es ihr, wenn der Bund wieder in die KfW-Förderung „Altersgerechte Umbauten“ einsteigen würde. Trotz aktuell niedriger Zinsen reiche das KfW-Eigenprogramm an dieser Stelle nicht aus, um den Bedarf zu decken.
6 % des Wohnbestands der 3000 dem GdW angeschlossenen Unternehmen sind laut Esser mittlerweile barrierefrei oder barrierearm. Dies sind 350 000 altersgerechte Wohnungen. Ein Niveau, das ihrer Einschätzung nach aber bei Weitem nicht ausreichen wird. „Wir brauchen einen Masterplan Wohnen für ein langes Leben – auch für jede einzelne Kommune“, fordert Esser deshalb. Zentraler Bestandteil eines solches Masterplans müsse die finanzielle Unterstützung kommunaler Demografiekonzepte sein.
Auch Walter Rasch, Präsident des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), wünscht sich, „dass die Maßnahmen zur Förderung des altersgerechten Umbaus in den Programmen der Bundesregierung stärker integriert und verstetigt werden“. Die Bevölkerung in Deutschland werde älter, kleiner und vielfältiger, sagte er unlängst bei einem Besuch mit der Kanzlerin beim Wohnprojekt „WohnArt“ in Bad Kreuznach. Bereits heute seien rund 21 Mio. Menschen 60 Jahre oder älter – in knapp 20 Jahren werden es über 28 Mio. sein. „Da die meisten älteren Menschen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben wollen“, so Rasch, müsse der altersgerechte Umbau von Wohnungen forciert werden.
Laut einer aktuellen Umfrage des BFW investierten bereits rund 78 % der im Segment Seniorenimmobilien tätigen Mitgliedsfirmen in die altersgerechte Anpassung von Wohnraum. Kein Wunder also, dass die Kanzlerin den zweiten Demografiegipfel auch dazu genutzt hat, die Bedeutung der Immobilienwirtschaft für den altersgerechten Umbau herauszustellen. Nur gemeinsam lassen sich die negativen Folgen einer immer älter werdenden Gesellschaft entschärfen. Da aber die Antworten auf ein Problem, das unseren Wohlstand bedroht, noch nicht gefunden sind, heißt das Rezept weiter: Reden, reden, reden.
Herzliche Grüße, Ihr
Die Probleme des demografischen Wandels sind bei vielen Architekten noch nicht angekommen.