Der Weg zum optimal regulierten Heizsystem
Verringerte Heizkosten und weniger CO2-Emissionen sowie höherer Komfort und längere Anlagenlebensdauer: Bei Neusystemen ist der hydraulische Abgleich längst Pflicht, wird jedoch nicht immer durchgeführt. Und auch Bestandsanlagen können erheblich von dieser weithin unterschätzen Option zur Steigerung der Energieeffizienz profitieren.
Falsch eingestellte Wärmeerzeugungs- und Verteilsysteme treiben hierzulande die Heizkosten in die Höhe und setzen unnötig viel klimaschädliches Kohlendioxyd in die Erdatmosphäre frei: Wären sämtliche Heizkessel und Wärmeleitungen in der Bundesrepublik fachgerecht hydraulisch abgeglichen, ließen sich rund 5,3 Mio. t CO2-Emissionen vermeiden und etwa 1,5 Mrd. € Heizkosten sparen – das geht aus Zahlen der gemeinnützigen co2online GmbH hervor. Tatsächlich wurde laut co2online ein hydraulischer Abgleich bis heute aber nur in jedem fünften Wohngebäude vorgenommen.
Schlecht für Umwelt, Wärmeerzeuger, Rohrsysteme und Bewohner
Neben verschenktem Potenzial in Sachen Klimaschutz und Heizkostenersparnis bringen schlecht oder gar nicht regulierte Wärmeversorgungssysteme auch gravierende Nachteile mit sich. Denn bei zu geringem Druck in den Versorgungsleitungen werden vom Wärmeerzeuger weit entfernte Heizkörper nicht richtig warm und die Aufheizzeit verlängert sich. Zudem können störende Fließgeräusche in den Rohren den Wohnwert mindern – worüber Mieter sich häufig beschweren.
Werden als Reaktion auf solche Beschwerden einfach Förderdruck, Förderstrom und Vorlauftemperatur erhöht, steigen der Brennstoffverbrauch und der CO2-Ausstoß: Das Gesamtsystem arbeitet ineffizient, und die Kostenspirale dreht sich immer weiter. Außerdem schadet ein dauerhaft hoher Heizwasserdruck dem Erzeuger und den Rohren in ähnlicher Weise, wie hoher Blutdruck dem menschlichen Herzen und Gefäßsystem. Hinzu kommt: Ohne einen hydraulischen Abgleich können andere Energieeffizienzmaßnahmen ihr Potenzial nicht voll entfalten – das gilt für einen Tausch der Heizungsanlage ebenso wie für Effizienzmaßnahmen im Bereich der Heizkörpersteuerung oder des Wärmeschutzes. Schlimmstenfalls wirken diese dann sogar kontraproduktiv – zum Beispiel, wenn sich eine Heizanlage mit nicht angepasstem Verteilsystem nach einer Dämmung der Fassade zu oft ein- und ausschaltet. Denn bei zu hoher Taktung geht die Anlage früher oder später schlichtweg kaputt.
Sparsam, leise und gerecht verteilt
Was setzt der hydraulische Abgleich dem entgegen? Diese Maßnahme sorgt dafür, dass an jedem Heizkörper eines geschlossenen Systems genau diejenige Menge an Heizwasser ankommt, die zum Erreichen und zur Aufrechterhaltung der gewünschten Raumtemperatur erforderlich ist: Stimmt der Druck in den Leitungen, kann die Systemtemperatur der Heizanlage herabreguliert werden. Die Anlage verbraucht somit weniger Brennstoff und emittiert weniger CO2. Zudem entlastet der hydraulische Abgleich die Pumpen für die Wärmeverteilung, denn sie kommen mit einer geringeren elektrischen Leistung aus.
All das schlägt sich in reduzierten Wärmekosten nieder, die sich überdies gerechter auf die Bewohner verteilen. Denn egal, wie weit ein Heizkörper von der zentralen Wärmeerzeugungsanlage entfernt ist: Bei einem hydraulisch optimal regulierten Kreislauf wird es überall gleich schnell und gleichmäßig warm. Klagen wegen zu lauter Rohrgeräusche gehören damit der Vergangenheit an.
Bis zu 30 % Kostenerstattung vom Bund
Der hydraulische Abgleich lässt sich im Wesentlichen auf zwei unterschiedliche Arten realisieren – nämlich mit einem rechnerischen und einem messtechnischen Verfahren: Die rechnerische Variante eignet sich zum Beispiel sehr gut für Neubauten, weil hier das gesamte Versorgungssystem zumeist sehr detailliert dokumentiert ist. Somit sind alle relevanten Parameter wie Raumgrößen, Fensterflächen, Anlagentyp, Ventilarten sowie die Topologie des gesamten Heizkreises von vornherein bekannt.
Und auch in Bestandsgebäuden mit Zwei-Rohr-Heizsystemen lassen sich mit einem rechnerisch durchgeführten hydraulischen Abgleich unabhängig von der Anlagengröße beachtliche Optimierungseffekte erzielen. Der Energiedienstleister Techem setzt hierfür eine Berechnungssoftware ein, die auch vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) als förderfähig anerkannt ist: Der Bund erstattet bis zu 30 % der Nettoinvestitionskosten für einen erstmaligen hydraulischen Abgleich – wobei der Techem als Dienstleister auf Wunsch auch alle Formalitäten rund um die Antragstellung übernimmt.
Ganz anders sieht die Situation in älteren Gebäuden aus, in denen die vorhandenen Pläne nicht genau mit dem tatsächlichen Verlauf der Rohrleitungen übereinstimmen – was oft der Fall ist. Mitunter wurden im Lauf der Zeit auch nicht dokumentierte Überströmventile eingebaut oder andere Modifikationen am Versorgungssystem vorgenommen. Für einen rein rechnerisch durchgeführten hydraulischen Abgleich liegt also keine hinreichend solide Datenbasis vor.
In solchen Fällen empfiehlt sich das messtechnische Verfahren, wie es Techem zum Beispiel im März 2018 beim Duisburger Gemeinnützigen Spar- und Bauverein Friemersheim eG in zwei Gebäuden mit insgesamt 19 Wohn- und Gewerbeeinheiten erfolgreich umgesetzt hat: Das Projekt startete mit der energetischen Bestandsaufnahme von knapp 150 Heizkörpern. Dafür kam ein Messverfahren mit innovativer Technik zum Einsatz. Auf Grundlage der damit ermittelten realen Temperaturdaten folgte der eigentliche hydraulische Abgleich – und zwar bei laufendem Heizbetrieb und daher selbst im Winter ohne Komforteinschränkungen für die Mieter. Weder Baumaßnahmen noch Eingriffe in das wasserführende System waren bei der Genossenschaft erforderlich, um für ein optimales Fließverhalten in den vier Heizkreisen und damit für eine gleichmäßige Wärmeteilung auf alle Heizkörper zu sorgen.
Für Dietmar Vornweg, Vorstand des Gemeinnützigen Spar- und Bauvereins Friemersheim, steht neben dem Klimaschutz auch der Komfort für die Bewohner im Fokus der Geschäftstätigkeit. Das gilt auch für die Kooperation mit seinem Energiedienstleister. „Genossenschaftliches Wohnen bedeutet faire Mietpreise, ein lebenslanges Wohnrecht und individuelle Wohnformen für alle Altersgruppen. Unsere Genossenschaft bietet seit 1919 Sicherheit und Verlässlichkeit – Werte, die wir zusätzlich zur energetischen Facherxpertise auch bei unserem Partner Techem gefunden haben“, so der Vorstand.
Tür auf für weitere
Energieeffizienzmaßnahmen
Aus vergleichbaren Techem-Projekten lässt sich als Erfahrungswert ableiten, dass beim messtechnisch fundierten hydraulischen Abgleich durchschnittlich doppelt so hohe Einspareffekte erzielt werden können als bei der rechnerischen Variante. Dieser Befund bedeutet aber nicht, dass der messtechnische dem rechnerischen Ansatz per se überlegen wäre. Die Erklärung ergibt sich vielmehr aus dem Umstand, dass Messungen meist dort empfohlen werden, wo Bestandsanlagen ein hohes Optimierungspotenzial aufweisen.
Unabhängig davon, welches der beiden Verfahren zum Einsatz kommt: Der hydraulische Abgleich öffnet das Tor zu vielen weitergehenden Energieeffizienzmaßnahmen. An erster Stelle zu nennen sind hierbei Smart-Heating-Lösungen, mit denen sich die Bewohner aktiv an dem Streben nach höherer Energieeffizienz beteiligen können. Ein Beispiel dafür sind intelligente Steuerungstools – smarte Heizkörperthermostate, die mit einer App kommunizieren: Wohnungsmieter erhalten damit eine komfortable Möglichkeit, ihr Heizverhalten zum Wohle der Umwelt und des eigenen Budgets im Alltag zu optimieren.
Eine Lösung, die in Kombination mit dem hydraulischen Abgleich ebenso wie der Einbau moderner Umwälzpumpen gemäß BAFA förderfähig ist. Ein Grund für den Gemeinnützigen Spar- und Bauverein Friemersheim, zusätzlich zum hydraulischen Abgleich auch eine Ausstattung der Wohnungen mit Smart Heating Systemen von Techem vorzunehmen, wobei innovative Danfoss-Thermostate zum Einsatz kamen.
35 % des Energieverbrauchs entfallen in der Bundesrepublik auf die Wärmeversorgung von Gebäuden. Jede einzelne Maßnahme, die zu einer effizienteren Brennstoffausnutzung führt, ist ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen die globale Erderwärmung und hilft damit, die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen.
Falsch eingestellte Wärmeerzeugungs- und Verteilsysteme treiben hierzulande nicht nur die Heizkosten in die Höhe, sondern setzen auch unnötig viel klimaschädliches Kohlendioxyd in die Erdatmosphäre frei.
Ohne einen hydraulischen Abgleich können andere Energieeffizienzmaßnahmen ihr Potenzial nicht voll entfalten.