„Dichtigkeit ist bei Flachdächern heute kein Problem mehr“
Herr Krüger, welche Dachtrends beobachten Sie derzeit im Wohnungsbau?
Holger Krüger: Ich stelle seit einiger Zeit fest, dass der Trend vom Steildach weggeht und sich zum Flachdach hin bewegt. Das ist klar erkennbar durch die Architektur, die derzeit klare, kubische Formen und den Bauhausstil bevorzugt. Ein weiterer Grund ist, dass das Flachdach durch die senkrechten Wände bei gleicher Grundfläche mehr Wohnraum bietet. Das ist ein entscheidender Vorteil für die Wohnungswirtschaft, wo es ja um jeden Quadratmeter geht.
Beim Flachdach gab es früher häufig das Problem mit der Dichtigkeit. Wie sieht es heute damit aus?
Holger Krüger: Früher, das haben Sie richtig gesagt. Früher war das ein Problem. Dichtigkeit ist bei Flachdächern heute kein Problem mehr, vorausgesetzt man beachtet drei wesentliche Dinge:
1. eine vernünftige Planung, 2. hochwertige Produkte, die eine entsprechend lange Lebenserwartung haben, und 3. einen Verarbeiter, der alles richtig verbaut. Wenn diese drei Komponenten richtig zusammenspielen, dann gibt es heutzutage mit den Flachdachkonstruktionen keine Probleme mehr.
Schulen Sie die Dachdecker entsprechend?
Holger Krüger: Ja, das machen wir schon fast seit zehn Jahren. Insgesamt schulen wir viel länger, doch vor zehn Jahren haben wir damit angefangen, die Inhalte, Abläufe und Organisation der Schulungen durch den TÜV SÜD zertifizieren zu lassen. Dadurch stellen wir das hohe Niveau, das wir eh schon erreicht hatten, sicher. Wir bieten Schulungen für das Verarbeiten von Aufsparrendämmsystemen im Steildach, von Bitumenbahnen und Kunststoffbahnen im Flachdach an. Die Verarbeiter, die daran teilnehmen, können so die Systeme in der Theorie kennenlernen und in der Praxis umsetzen.
Herr Fritz, wo liegen die Schwerpunkte derzeit im Steildachbereich?
Ekkehard Fritz: Eindeutig bei der Sanierung der Wohngebäude aus den 1960er und 1970er Jahren. Das betrifft Fassaden, Fenster und natürlich auch die Dächer. Hier sind wir mit unseren leichten Aufsparren-Wärmedämmsystemen aktiv. Wir können damit auf die vorhandene Dachkonstruktion sehr einfach aufbauen und weil wir das Ganze von außen machen, bleibt das Innere der Wohnungen davon unberührt. Damit können die Mieter – abhängig vom Umfang der gesamten Sanierung – wohnen bleiben.
Mit welchen Kosten haben die Wohnungsunternehmen bei Sanierungen zu rechnen? Gibt es einen Richtwert?
Ekkehard Fritz: Generell gilt: Je größer und einfacher, desto kostengünstiger ist die Sanierung. In der Regel bewegen sich die Kosten zwischen 200,00 Euro und 300,00 Euro pro Quadratmeter und zwar komplett – alle Schichten einschließlich Bedachung. Das ist natürlich nur eine grobe Aussage. Im Detail hängen die Kosten von den eingesetzten Materialien, der Dachform und der Art der Sanierung ab.
Wonach richtet es sich, ob Sie einen kompletten oder nur einen Teilaufbau empfehlen?
Ekkehard Fritz: Das hängt davon ab, welche Funktionsschichten am Dach vorhanden sind und wie ihr Zustand ist. Kann man beispielsweise die vorhandene luftdichtende Dampfbremse nutzen oder muss man sie erneuern? In der Regel muss sie erneuert werden, weil man vor 20, 30 Jahren andere Lösungen realisiert hat als heute. Das geht dann weiter mit der vorhandenen Wärmedämmung. Da entdecken wir häufig Feuchteschäden. Auch haben manchmal Tiere, beispielsweise Marder, dort ihre Spuren hinterlassen. Dann ist es sinnvoller und auch wirtschaftlicher, die alte Wärmedämmung auszubauen.
Welche Dienstleistungen bieten Sie für die Wohnungswirtschaft an?
Ekkehard Fritz: Das hängt häufig von der Struktur der Wohnungsunternehmen ab. Manche davon haben eine eigene Planungsabteilung. In der Regel jedoch wird ein externer Planer hinzugezogen. Diesen unterstützen wir und überlegen mit ihm zusammen, welches Sanierungskonzept Sinn macht, bereiten die Ausschreibung in Bezug auf die einzelnen Arbeitsschritte vor und empfehlen ihm Firmen, die beispielsweise an einer TÜV-SÜD zertifizierten Schulung teilgenommen haben. Also Firmen, bei denen wir wissen, dass sie die Arbeiten entsprechend umsetzen.
Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde und dazu gehört auch der verantwortungsbewusste Umgang mit Wasser. Auf Dächern fällt viel Wasser an ...
Holger Krüger: ... ja, und wir bieten Lösungen für die Wasserrückhaltung an. Ein Gründach kann dazu beitragen, die versiegelte Fläche eines Gebäudes auszugleichen. Dafür bieten sich unterschiedliche Umsetzungsmöglichkeiten an. Von der ganz einfach aufgebauten extensiven Begrünung mit Schutzlage und Substrat für die Grünpflanzen über eine extensive Begrünung mit einer Dränschicht bis hin zum Dachbiotop oder einer Intensivbegrünung. Letztere eignet sich auch für die Begrünung von Tiefgaragen, die häufig in Innenhöfen von Wohnbebauungen angelegt werden.
In welchem Umfang wird die Dachbegrünung in der Wohnungswirtschaft eingesetzt?
Holger Krüger: Mein Eindruck ist, dass wir in Deutschland von den Flachdächern, die wir bauen, etwa 10 bis 15 % begrünen.
Auf diesem Feld ist also noch reichlich Ausbaupotenzial vorhanden.
Holger Krüger: Ja, aber wir hatten uns die Umsetzung einfacher vorgestellt. Wir mussten lernen, dass die Begrünung nicht zum ursprünglichen Metier des Dachdeckers gehört.
Dafür gibt es Spezialisten. Mittlerweile funktioniert das Zusammenspiel zwischen diesen Spezialisten und dem Dachdecker gut.
Zur Nachhaltigkeit gehören auch regenerative Energien. Ist Ihr Unternehmen auch in diesem Bereich aktiv?
Holger Krüger: Wir bieten für Flachdächer ein System an, bei dem das Solarmodul und die Unterkonstruktion in einer Einheit integriert ist. Dieses einzigartige Photovoltaik-System für Flachdächer wird durchdringungsfrei montiert und ist für Bitumen- und Kunststoffdächer auf Beton-, Holz- oder Trapezblechkonstruktionen bestens geeignet. Der Vorteil: Die Abdichtung wird nicht perforiert.
Zu unserem Dienstleistungsangebot gehört auch die Auslegung der Anlage inkl. Statik. Das heißt, an welcher Stelle die Elemente für eine optimale Energieausbeute auf der Dachfläche montiert werden.
Ekkehard Fritz: Die ersten Wohnungsbauunternehmen errichten Nullenergiehäuser. In diesem Umfeld ist Photovoltaik natürlich Pflicht, weil damit der eigene Strom für die Wärmepumpe erzeugt und damit wird wiederum das Warmwasser für Heizung und den persönlichen Bedarf erzeugt. Nullenergiehäuser werden die Zukunft sein, denn die EU fordert ab 2021 Nullenergiehäuser. Außerdem erhöht sich natürlich die Vermietbarkeit, wenn man dem Mieter sagen kann, dass so gut wie keine Nebenkosten entstehen.