Heizen mit Sonne und Eis
Das Energie-Plus-Projekt „Kamelienstraße“ der KEG Konversions-Grundstücksentwicklungsgesellschaft (KEG) ist mittlerweile vollständig in Betrieb. Die sechs Mehrfamilien- und sechs Reihenhäuser im Neubaugebiet „Parkstadt“ im Westen Frankfurts werden zu 100 % mit regenerativer Energie versorgt. Überschüssige Wärmeenergie kann in das lokale Nahwärmenetz eingespeist werden.
Insgesamt errichtet die KEG 56 Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 4106 m², davon entstehen 50 Wohnungen im Rahmen des öffentlich geförderten Wohnungsbaus. Errichtet werden sie in Passivhausbauweise mit entsprechend geringem Primär-Energiebedarf von nur 13 kWh/m² pro Jahr. Auch der Betrieb ist emissionsarm und klimafreundlich. Grundlage ist ein integriertes Gesamtenergiekonzept, das von der BSMF Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung (BSMF) mit Unterstützung des auf Nachhaltigkeit spezialisierten Beratungsbüro e-hoch-3 erarbeitet wurde.
Das Konzept sieht Sonnenlicht als eine der Hauptenergiequellen vor. Über eine Photovoltaikanlage wird rund 47.000 kWh Strom im Jahr gewonnen. Das genügt, um den Energiebedarf für die gesamte Gebäudetechnik, einschließlich der Außenbeleuchtung sowie Keller und Treppenräume zu decken. Überschüssige Energie wird in das allgemeine Stromnetz eingespeist.
Die Wärmeversorgung sichert eine solarthermische Anlage. Gespeichert wird die Wärmeenergie in einem Großspeicher von 40.000 l und zusätzlichen Pufferspeichern von insgesamt 10.000 l. Dort wird sie nach Bedarf entnommen. Deckt die gewonnene Wärmeenergie durch die solarthermische Anlage nicht den benötigten Bedarf, kommt ein Eisspeicher in Verbindung mit einer Sole/Wasser-Wärmepumpe sowie mehrere Helix-Sonden zum Einsatz.
Autarke Energieversorgung
Seit Fertigstellung des ersten Bauabschnittes Mitte April diesen Jahres läuft die Photovol-taikanlage. Sie hat in den ersten vier Monaten, bis Mitte August, rund 23 MWh Strom produziert. Anfang Mai konnten auch die solarthermische Anlage und der Eisspeicher in Betriebe genommen werden. Der Gesamtertrag Mitte August beträgt hier rd. 45 MWh. Alle Gebäude sind also vollständig selbst versorgt.
Erreicht die Speichertemperatur eine Höhe von ca. 80 °C, kann der Wärmeüberschuss in eine neu errichtete Heizzentrale vor Ort eingespeist werden. Diese Möglichkeit hatte die KEG zusammen mit dem lokalen Energiedienstleister, der Mainova EnergieDienste, entwickelt. Die konkrete Umsetzung erarbeitete die B&O Wohnungswirtschaft als Generalunternehmer des Energie-Plus-Projektes auf Grundlage des Gesamtenergiekonzeptes der BSMF.
Ein Plus fürs Quartier
Die hochmoderne Wärmeerzeugungsanlage der Mainova mit Holzpelletkessel und Nahwärmenetz versorgt rund 200 Wohnungen im Neubaugebiet. Wird Wärmeenergie aus der solarthermischen Anlage des Energie-Plus-Projektes eingespeist, entlastet das den Holzpelletkessel. Rund 95.000 kWh beträgt der Wärmeüberschuss im Jahr. Das entspricht in etwa dem Energie-Bedarf von rd. 20 KfW-55-Einfamilienhäusern mit einer Grundfläche von 200 m². Die Einspeisung dieser Wärme aus Sonnenlicht optimiert nicht nur die Energiebilanz der Häuser an der Kamelienstraße. Sie erhöht auch die Effizienz der energetischen Versorgung des Quartiers. Und nicht nur das: durch die Entlastung des Holzpellet-Kessels trägt sie zu einer Verringerung der CO2-Emmissionen und damit zum Klimaschutz bei. Das enge Zusammenwirken der Partner vor Ort ermöglicht Lösungen, welche die Energieeffizienz deutlich erhöhen und die Energiewende nachhaltig voranbringen.