SAP für alle!
Die einen sagen: „Mit der neuen Produktgeneration S4/HANA, dem User-Interface FIORI und der SAP Cloud Plattform hat die SAP, der Weltmarktführer für ERP-Systeme, endgültig ein neues Zeitalter eingeläutet.“ Die anderen sagen: „Wie bitte?!“ – Die Begriffe werfen viele Fragen auf: Worum geht es eigentlich genau? Und was bedeutet die neue Technologie für die Immobilienwirtschaft?
SAP, der Weltmarktführer für ERP (Enterprise Resource Planning)-Systeme mit Sitz im baden-württembergischen Walldorf, ist den Meisten ein Begriff. Weltweit nutzen Unternehmen aus allen Branchen, vom Mittelständler bis zum Industriekonzern, die angebotenen Industrielösungen, um ihre Geschäfte effizient zu organisieren und zu steuern. Wenn er auf eine neue Technologie setzt, dann hat das Gewicht.
Wiederholung: Was ist Cloud?
Auch „Cloud“ hat mittlerweile jeder schon mal gehört. Zur Sicherheit dennoch eine kurze Erklärung: Unter einer reinen Cloud-Software versteht man eine browserbasierte Webanwendung, die über das Internet auf Daten zugreift, die auf einem über ein Rechenzentrum betriebenen Server lagern. Eine Vorstufe davon ist SaaS (Software as a Service). Auch hier lagern die Daten in der Cloud, um darauf zuzugreifen ist aber eine auf dem Computer installierte Anwendung nötig. Im Gegensatz zur klassischen On-Premise, also vor-Ort-Lösung, müssen die Nutzer in beiden Fällen keine eigene IT-Infrastruktur unterhalten.
Was ist S4/HANA?
Im Februar 2015 stellte SAP S4/HANA vor. Als neues Hauptprodukt des Weltmarktführers leitet es eine neue Generation von ERP-Systemen ein und wird dementsprechend mittelfristig den 2004 veröffentlichten Softwarekern ERP ECC 6.0 ablösen. Nicht verwirren lassen: S4/HANA ist eine ERP-Software, löst aber trotzdem ERP ECC 6.0 ab. Mit der neuen Generation kommen zahlreiche Änderungen und Neuheiten. Zentral: Durch eine grundlegend überarbeitete Art der Datenhaltung wird es möglich, viel schneller und flexibler mit komplexen Daten und Bezügen zu arbeiten. Außerdem ermöglicht S4/HANA Unternehmen unter anderem, das Internet der Dinge, Big Data, Echtzeitanalysen und Mobile Lösungen zu nutzen.
Was ist FIORI?
Die Rechenprozesse einer Software laufen im Hintergrund ab. Damit man darauf zugreifen kann, ist eine Benutzeroberfläche nötig. Im Release SAP ERP ECC 6.0 wurde dies als SAP GUI in Form eines klassischen und ziemlich komplexen Menübaums realisiert. FIROI ist die neue Benutzeroberfläche von SAP – und sie hebt die Userexperience, also die Anwenderfreundlichkeit, auf ein neues Level. Der Menübaum wird durch eine Kacheloptik ersetzt, die einen intuitiven Einstieg in die verschiedensten Ebenen und Funktionen des ERP-Systems bietet. Die Kacheloberfläche ist individuell personalisierbar und responsive, das heißt, sie passt sich optisch an alle Endgeräte an.
Was ist SAP Cloud Platform?
Die SAP Cloud Platform ist eine Entwicklungsumgebung, über die moderne Cloud-Anwendungen und kundenindividuelle Erweiterungen entwickelt und betrieben werden können. Damit ist es möglich, unterschiedlichste Services zu programmieren, die auf Daten aus dem ERP-System (in Zukunft S4/HANA) zurückgreifen, und beispielsweise als Webanwendung oder mobile App dargestellt werden. Auch hier kommt FIORI zum Einsatz. So können einzelne Funktionen vom Gesamtsystem separiert und als Spezialanwendung angeboten werden. Ein Beispiel dafür wäre eine Mieter-App, die auf einen Service auf der SAP Cloud Platform zugreift, der wiederum Daten aus dem komplexen ERP-System verarbeitet und mit ihm interagiert. Der Mieter erhält als Endprodukt eine schlanke App, die nur die Funktionen enthält, die er benötigt. Die Daten verbleiben dabei stets im ERP-System und werden nicht in der App gespeichert.
Was ist die Konsequenz für Software-Anbieter?
Ganz banal bedeutet die Veröffentlichung von S4/HANA, dass alle Anbieter von SAP-basierten ERP-Lösungen auf die neue Plattform wechseln müssen, denn die Wartung für das heutige ERP 6.0 läuft – Stand heute – 2025 aus. Doch vor allem bieten die technischen Neuerungen Chancen. SAP liefert Entwicklern damit die Werkzeuge, um ihre Anwendungen auf die nächste Stufe des digitalen Zeitalters zu heben. Hier hatten Start-ups und PropTech-Unternehmen bisher Vorteile, da sie von Anfang an mit modernster Cloud-Technologie arbeiten, während SAP-basierte Softwares über lange Zeit historisch gewachsen sind. Beispielsweise sind die SAP Cloud Platform und die FIORI Oberfläche von sich aus anwenderfreundlich, browserbasiert und responsive – und merzen damit einige klassische SAP-Nachteile aus.
Was bedeutet das alles für die Immobilienwirtschaft?
Wie alle anderen Branchen wird die Immobilienwirtschaft von den neuen Technologien und der stark verbesserten Rechenleistung profitieren. Den Unternehmen eröffnen sich gänzlich neue Möglichkeiten, die zum heutigen Zeitpunkt noch nicht vollständig absehbar sind. Fest steht: Neben SAP-integrierten mobilen Lösungen, wie Mieter- oder Objektbetreuer-Apps, hat auch die Durchführung komplexer Echtzeitanalysen großes Potenzial für die Branche. Damit können beispielsweise die langfristigen Auswirkungen von Mieterhöhungen, Sanierungsmaßnahmen oder veränderter Mieterfluktuation auf das gesamte Unternehmen berechnet werden.
Auch für Sachbearbeiter gibt es gute Nachrichten: SAP gilt bisher als unzugänglich und komplex. In Zukunft werden sie es aufgrund der neuen Navigation leichter haben, sich einzuarbeiten und ihre Aufgaben effektiver erledigen können. Gleichzeitig sinkt der administrative Aufwand, da jede Anwendung auf Laptop, Smartphone oder Tablet gleichermaßen sofort funktioniert, ohne dass Spezialsoftware installiert werden muss.
Ein gänzlich anderer Aspekt ist nicht minder interessant: Der Umfang von ERP-Systemen ist heutzutage für große Teile der Branche ein Hindernis. Selbst eine hochspezialisierte Software wie DKB-Win lohnt sich erst für immobilienwirtschaftliche Unternehmen einer bestimmten Größe – für die kleineren ist sie schlicht zu umfangreich. Und obwohl DKB-Win bereits heute auf Modularität setzt, enthält die Kernlösung technisch bedingt Funktionen, die nicht von jedem Kunden genutzt werden.
Mit den neuen SAP-Technologien können diese Anwendungen modular designt werden, sodass der Endanwender genau die Funktionen, die er benötigt, aus einem Servicebaukasten wählen kann. Damit können Software-Verträge in einigen Jahren ganz anders gestaltet werden: Langfristig sind nicht nur individualisierte Lösungen und Preismodelle, sondern beispielsweise auch die nutzungsabhängige Abrechnung möglich. SAP-Software mit all ihren Vorteilen wird viel flexibler und damit für immobilienwirtschaftliche Unternehmen jeder Größe zu einer echten Option.
Wie alle anderen Branchen wird die Immobilienwirtschaft von den neuen Technologien und der stark verbesserten Rechenleistung profitieren.