Steildach-Objekte liegen bei Auszeichnungen vorn
Wenn in der Vergangenheit von ausgezeichneter Architektur die Rede war, ging es in den meisten Fällen um Flachdach-Bauten. Doch nicht nur umgangssprachlich scheint sich hier ein Wandel zu vollziehen.
Ein Blick auf die jüngsten Auszeichnungen bei deutschen Architektur- und Bauherrenpreisen zeigt deutlich, dass Steildächer nicht nur ein bedeutender Bestandteil der hiesigen Baukultur sind, sondern inzwischen auch wieder regelmäßig herausragende Gebäude krönen. „Bei knapp 80 Prozent der deutschen Architekturpreise sind Objekte mit einem Steildach erfolgreich“, sagt Klaus H. Niemann, Sprecher der Initiative Dachkult (www.dachkult.de).
Diese Aussage stützt sich auf eine Auswertung der jeweils letzten Verleihungen relevanter deutscher Architektur- und Bauherrenpreise, wie dem BDA-Architekturpreis Nike, dem deutschen Architekturpreis oder dem Heinze Architekten Award. Dabei stammen die frühesten Ergebnisse von 2017, die letzten Preise wurden 2020 verliehen. Bei insgesamt 41 untersuchten Wettbewerben* ging in 32 Fällen mindestens eine Auszeichnung, Anerkennung oder lobende Erwähnung an Entwürfe mit einem steilen Dach.
Steile Vielfalt in allen Nutzungsbereichen
Unter den meistprämierten Gebäuden finden sich so unterschiedliche Entwürfe wie die Bücherei Kressbronn (Steimle Architekten), die Wohnimmobilie „Haus am Buddenturm“ in Münster (hehnpohl architektur) und das Kirchenzentrum Seliger Pater Rupert Mayer in Poing, nordöstlich von München (meck architekten). Insgesamt reicht das Spektrum der ausgezeichneten Bauwerke von Ein- und Mehrfamilienhäusern über urbane Nachverdichtungsprojekte bis hin zu zukunftsweisenden Bürogebäuden wie dem Alnatura Campus in Darmstadt (haascookzemmrich Studio2050).
„Diese Betrachtung der deutschen Architekturpreis-Landschaft macht deutlich, dass das Klischee von der eher biederen Dachform überholt ist und mit der Realität nur wenig zu tun hat. Innovative Architektur, das bedeutet inzwischen wieder regelmäßig Steildach-Architektur“, ist Niemann sicher. Und die ist längst nicht mehr „nur“ in den klassischen Wohnsiedlungen zu finden.