Herr Grimm, früher waren elektrische Heizsysteme als Effizienzkiller verschrien. Nun scheint sich das Blatt gewendet zu haben. Woran liegt das?
Axel Grimm: Nun, veraltete Heiztechnik wie schlecht isolierte oder schlecht regelbare Nachtspeicheröfen, ist zurecht in der Kritik. Hinzu kommt die Belastung des Strompreises mit zum Beispiel der EEG-Umlage, so dass insgesamt die Heizkosten bei diesen alten Systemen sehr hoch geworden sind und eine Investition in moderne Technik wie eine exzellent regelbare elektrische Flächenheizung viel Sinn macht. Allerdings kann auch diese Technik einen guten Dämmstandard des Hauses nicht ersetzen, so dass eine abgestimmte energetische Sanierung durchgeführt werden sollte.
Wo liegt die elektrische Variante im Vergleich zu den wassergeführten Systemen? Und welche Entwicklung ist zu erwarten?
Axel Grimm: Derzeit liegt der Marktanteil der elektrischen Flächenheizung im Neubaugeschäft bei ca. 5 %, Tendenz steigend. Davon ist noch ein Großteil des Umsatzes in der Zusatztemperierung zu sehen, zum Beispiel in der Erwärmung des Fußbodens in Bädern zur Komfortsteigerung.
Wo liegen die Effizienzgrenzen eines elektrischen Flächenheizsystems? Oder kann der wassergeführte Bruder komplett ersetzt werden?
Axel Grimm: Die wasserbasierten Systeme können Heizen und Kühlen und die Speicherung von Wärme/Kälte kann sehr kostengünstig in Wasserspeichern erfolgen. Wärmepumpen als Zukunftstechnologie laufen nur mit Flächenheizungen im optimalen Bereich. Damit wird auch diese Technik ihre Marktanteile behaupten.
Die elektrische Flächenheizung kann durch niedrige Investitionskosten, den Wegfall von Wartungskosten, Gasanschlüssen oder Öltanks, Schornsteinen, Schallproblemen sowie einer sehr langen Lebensdauer von mehr als 40 Jahren insbesondere im Niedrigenergiehaus überzeugen. In Verbindung mit eigenerzeugter Energie sowie mit Batteriespeichern ergeben sich viele Optionen, auch für die Einbindung von E-Mobilität.
Der BVF hat eine neue Info-Broschüre zum Thema Dachflächenheizung herausgebracht. Auch diese wird mit Strom betrieben – also auch eine Art elektrische Flächenheizung. Wie ist diese Technik zu bewerten?
Axel Grimm: Hier geht es um die Verkehrssicherungspflicht des Gebäudeeigentümers sowie um das Vermeiden von statischen Problemen durch zu hohe Schneelasten. Einzige Alternative ist hier das Überwachen der gefährdeten Bereiche in Verbindung mit manueller Dachräumung – aber wer kann das gewährleisten und welche Kosten entstehen dadurch?