Messgeräte

QUNDIS-Geschäftsführer: „Ziel ist es, der Innovator der Branche zu sein“

Der Messgerätehersteller zur Verbrauchsdatenerfassung von Wasser und Wärme QUNDIS bietet nun auch Softwarelösungen an. Um sich stärker als Wegbereiter der Digitalisierung zu positionieren, wurde mit Jörg Hattenbach die Geschäftsführung um einen Experten für Unternehmenstransformation und effiziente Produktion erweitert.

Herr Hattenbach, seit März 2021 sind Sie neben Volker Eck Geschäftsführer bei QUNDIS. Wie lautet ihr Zwischenfazit nach knapp neun Monaten?

Jörg Hattenbach: QUNDIS blickt auf eine 30-jährige Historie zurück. Das ist schon etwas Besonderes. Wir haben dadurch eine ganze Reihe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die langjährige Erfahrungen im Unternehmen haben. Das ist eine richtig gute Basis, um besser zu verstehen, was wir tun, und um früh neue Trends zu erkennen und umzusetzen. Unser aufgebautes Wissen dreht sich dabei nicht nur ums Produkt. Vielmehr geht es um das, was dahintersteckt, also die Produktion und Technologie. 

Und das ist eine Besonderheit: Wir haben ein sehr tiefes Verständnis dafür, welche Anlagen, Maschinen und Technologien wir benötigen, um unsere Ziele qualitativ hochwertig umzusetzen. Wir haben eine eigene Produktion, die Produkte werden vor Ort geeicht und genormt, und wir gewährleisten eine zuverlässige Funktion unserer Produkte. Denn unser Anspruch bleibt nach wie vor, Messgeräte Made in Germany auf höchstem Qualitätsniveau und sehr umweltbewusst umzusetzen.

Bevor Sie zu QUNDIS kamen, hatten Sie sich als Managing Director und Vorstandsmitglied in der Unternehmensberatung besonders auf Unternehmenstransformationen und die Optimierung von Produktionsprozessen spezialisiert. Wie setzen Sie Ihr Wissen aktuell bei QUNDIS ein?

Jörg Hattenbach: Wenn wir über schlanke Produktion oder eben Lean Manufacturing sprechen, geht es darum, dass wir dem Kunden gegenüber ein Qualitäts-, Lieferzeit- und Kostenversprechen haben und dieses einhalten wollen. Wenn ich beispielsweise mehrere Arbeitsschritte miteinander koppeln kann, kann ich das Produkt für den Kunden mit einer kürzeren Durchlaufzeit liefern. Das ist es, worauf ich mich derzeit fokussiere: Ich schaue auf unsere Maschinen und Anlagen und suche nach Möglichkeiten, deren Verfügbarkeit und Anlagenlaufzeit zu verbessern. Kurzum: Ich möchte weniger technisch bedingte Stillstände erreichen. Alle Schritte, die dem Kunden keinen Mehrwert bringen, werden reduziert. Und dass wir dann eine höhere und stabilere Produktionsmenge haben, ist dann neben der Kundenzufriedenheit ein tolles Resultat.

Die EED oder die novellierte Heizkostenverordnung sind Themen, die einige Unternehmen der Branche vor neuen Herausforderungen stellt. Welche Veränderungen und Trends beobachten Sie aktuell bei Ihren Kunden?

Jörg Hattenbach: Unsere Branche verändert sich derzeit stark. Die Heizkostenverordnung ist nur ein Beispiel für die verschiedenen Regulierungen und Gesetzgebungen, die unseren Kundenmarkt und in der Konsequenz auch QUNDIS beeinflussen. Diese Verordnungen sollen vor allem Energieeffizienz fördern. Sie setzen aber auch Messdienstleister unter Druck: Die Infrastruktur muss angepasst und geändert werden.

Im Vergleich zur Vergangenheit bedeutet das steigende Kosten und neue Anforderungen an die Messdienstleister. Diese Anforderungen hängen vor allem mit der Digitalisierung zusammen. Immobilien werden digitaler und intelligenter. Zur gleichen Zeit verschieben sich die Eintrittsbarrieren. Kleinere Dienstleistungsanbieter und Start-Ups haben einen viel leichteren Zugang zum Markt, wodurch die Konkurrenz wächst. Da muss die Messdienstbranche am Ball bleiben, zum Beispiel mit der AMR-Technologie.

Wie positioniert sich QUNDIS hierbei und wie unterstützen Sie Ihre Kunden bei der Umstellung?

Jörg Hattenbach: Statt Werte von einem Heizungsröhrchen abzulesen, geht es mittlerweile um intelligente, funkende Heizkostenverteiler, um ein Beispiel zu nennen. Und es hängen noch viele weitere Schritte an diesem Gerät: Unter anderem werden Datennetzwerke betreut und Daten an verschiedene Parteien kommuniziert. Diese Informationskette muss stabil funktionieren. Dafür braucht es gute Abrechnungssysteme und Technologien. Bekommt ein Mieter keine akkuraten Daten, wird das für die Eigentümer und Wohnungsunternehmen teuer. Die Messdaten müssen zudem sicher und stabil an den Messdienst weitergeleitet werden, und zwar ständig und regelmäßig. 

Und da kommt QUNDIS ins Spiel. Wir bieten hier das gesamte Spektrum von der Hardware, die diese Daten übertragen kann, bis zur Software, mit der diese Daten dann weiterbearbeitet werden. Und das bieten wir unseren Kunden als komplettes Lösungspaket. Unser Ziel ist ganz klar, der Innovator der Branche zu sein. Darüber hinaus unterstützen wir unsere Kunden mit technischen Schulungen, in denen wir umfangreiches Wissen rund um die Gesetzgebung, Messegeräte- sowie Softwaretechnik vermitteln. 

QUNDIS bietet Softwarelösungen und Messgeräte an. Viele Gerätehersteller klagen derzeit über Liefer- und Rohstoffengpässe. Betrifft das auch QUNDIS? Was können Sie aktuell tun, um Ihre Kundinnen und Kunden termingerecht mit Geräten zu versorgen?

Jörg Hattenbach: Wir bei QUNDIS setzen auf intelligente, digitale Geräte. Bei uns geht es also vor allem um elektronische Bauteile. Bei klassischen Rohstoffen wie Kunststoff oder Aluminium hängen wir in unserer vergleichsweisen kleinen Branche an internationalen Lieferketten. Wir haben das Problem aber frühzeitig erkannt und uns bei einer Reihe kritischer Rohstoffe absichern können. Ich muss zugeben, dass wir für das ein oder andere Produkt längere Lieferzeiten haben, aber das ist grundsätzlich im Rahmen dessen, was wir auch im Markt beobachten.

QUNDIS arbeitet stetig daran, seine Produkte und Lösungen zu verbessern. Welche Optimierungen, neue Produkte und Lösungen haben Sie derzeit in der Pipeline? 

Jörg Hattenbach: Die Produkte, die wir entwickeln, werden intelligenter. Wir gehen zunehmend in Richtung Software-Lösungen und erweitern damit unser Produktportfolie. So bieten wir inzwischen das komplette Lösungspaket an. Die Dinge, die wir in der Pipeline haben, betreffen nicht nur intelligente Geräte, sondern den gesamten Prozess: Installation, Service, Wartung und Verfügbarkeiten der Geräte. Das alles wird digitalisiert. Davon profitieren im Endeffekt nicht nur Messdienste, sondern auch Eigentümer, Wohnungsbaugesellschaften und Wohnungsverwaltungen, denn die gleiche Anzahl an Personal kann mehr und effizienter Geräte verwalten. Zu guter Letzt arbeiten wir daran, Fehlerquellen zu identifizieren und zu entfernen.

Worin sehen Sie die zukünftigen Herausforderungen aber auch Chancen für die Baubranche aus Sicht eines Messgeräteherstellers? Wie müssen sich Unternehmen positionieren, um langfristig erfolgreich zu sein?

Jörg Hattenbach: Die größte Herausforderung ist die Digitalisierung – für Messdienstleister wie für die Baubranche. Aber sie bietet uns auch viele Chancen, die wir nutzen werden. Gehen Unternehmen mit der Digitalisierung mit und erkennen Trends rechtzeitig, ist das gut für ihr Geschäft. Der Bedarf an intelligenten Geräten in Immobilien nimmt zu – Stichwort: IoT, Internet of Things. Mithilfe vernetzter Messgeräte kann man nicht nur messen und ablesen, sondern man kann die Verbräuche durch dieses Wissen auch besser steuern. Und diese Steuerung ist nicht nur eine Komfortfunktion, sondern auch ein Sicherheits- und Energiesparaspekt. Und wir sind dann dafür zuständig, solche energetischen Verbesserungen effizient an den Vermieter und Mieter zu bringen.

Seit 2017 ist QUNDIS Teil der noventic group. Welche Vorteile hat es, Teil eines Firmenverbunds zu sein? Und wie viel Eigenständigkeit wurde bewahrt?

Jörg Hattenbach: Uns ist eine Neutralität und Eigenständigkeit auf dem Markt sehr wichtig. Dennoch ist es manchmal ein Vorteil für uns, über diesen Firmenverband integriert zu sein. So haben wir etwa bei neuen Technologien und Trends direkte Ansprechpartner, wovon alle profitieren. Auch bezüglich der Veränderungen auf dem Markt ist unsere Integration nachvollziehbar. Sie macht die Anpassung an die zunehmende Regulatorik einfacher und wirkt sich positiv auf die Wertschöpfungskette aus. Die Veränderungen betreffen schließlich nicht nur uns, sondern auch unsere Kunden.

Wo sehen Sie QUNDIS fünf bis zehn Jahren?

Jörg Hattenbach: Wir haben eine Roadmap für die kommenden Jahre und wollen unser Geräteportfolio ständig weiterentwickeln. Dazu zählen Produkte wie Heizkostenverteiler, Wärmezähler, Wasserzähler und alles, was mit unserer Funktechnologie zu tun hat. Wir werden zukünftig weiter in Software-Dienstleistung investieren und können und wollen so ein komplettes Leistungsportfolio anbieten. Dabei sind wir zuversichtlich, dass wir durch Offenheit sowie bessere Technologie und Qualität auch zukünftig der Anbieter der Wahl sein werden. Wenn wir schauen, wie sich zum Beispiel Gebäude-IoT entwickelt, können wir uns da sehr gut integrieren. Ich sehe uns zukünftig bis in die einzelne Wohnung hinein als einen effizienten Partner für intelligente Messtechnik.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

„Statt Werte von einem Heizungsröhrchen abzulesen, geht es mittlerweile um intelligente, funkende Heizkostenverteiler.“

„Unser Anspruch bleibt nach wie vor, Messgeräte Made in Germany auf höchstem Qualitätsniveau und sehr umweltbewusst umzusetzen.“

„Gehen Unternehmen mit der Digitalisierung mit und erkennen Trends rechtzeitig, ist das gut für ihr Geschäft.“

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