Nachgefragt

Ein stückweit die kindliche Neugierde bewahren

Die technologischen Entwicklungen schaffen ständig neue Potenziale, aber durchaus auch neue Herausforderungen. Unternehmen müssen sich mit diesem Wandel intensiv befassen, um erfolgreich zu bleiben. Das mag mit folgenden Fragestellungen einher gehen:  Was macht für mein Unternehmen Sinn? Wie nehme ich die Belegschaft mit? Reicht der Status Quo nicht aus? Zum Thema Wandel haben wir mit Aareon-CEO Harry Thomsen gesprochen. Aareon kann auf eine lange Historie zurückblicken und muss sich dem Wandel immer wieder neu stellen.

Herr Thomsen, vielleicht fangen wir mit einer persönlichen Frage an. Was bedeutet Wandel für Sie?

Harry Thomsen: Für mich bedeutet das Offenheit für Veränderungen und Anpassungsfähigkeit – ob im Hinblick auf neue Technologien, Kommunikationswege, Lernformen oder sonstige Bereiche des Lebens. Im Grunde gilt es, sich ein stückweit die kindliche Neugierde zu bewahren. Kinder sind durch ihre Unvoreingenommenheit offen für Neues und hinterfragen alles. Sie probieren Dinge aus, lernen dabei, wachsen an ihren Erfahrungen und schaffen sich so Mehrwerte für ihr Leben. Übersetzt für das professionelle Leben heißt das, den Blick immer nach vorne zu richten, sich stetig weiterzuentwickeln und sich vor allem auch nicht auf den Erfolgen von gestern auszuruhen.

Und wie gehen Sie bei Aareon mit dem Thema Wandel um?

Harry Thomsen: Veränderung ist im Grunde Teil unserer DNA. Gerade als Softwareunternehmen müssen wir unser Angebot kontinuierlich im Sinne unserer Kundinnen und Kunden weiterentwickeln. Denn unser Ziel ist es, sie noch erfolgreicher zu machen. Das bedeutet, dass wir uns regelmäßig hinterfragen und anpassen müssen – das gehört zu unserem Tagesgeschäft. Zukunftsorientierung und Innnovation sind da unerlässlich. In unserer Forschung und Entwicklung befassen wir uns frühzeitig mit neuen Entwicklungen und tauschen uns sowohl mit anderen Expertinnen und Experten sowie der Branche und unserer Kundschaft aus.

Was bedeutet das für Ihre Unternehmenskultur und für Ihre Mitarbeitenden?

Harry Thomsen: Wir sind eine lernende Organisation – das ist für uns essenziell. Offenheit für neue Themen und kontinuierliches Lernen sind zentrale Elemente. In diesem Kontext fördern wir verschiedene Formen des Lernens. Wir bieten zum Beispiel ein großes Online-Trainingsangebot und virtuelle Live-Sessions an, wir unterstützen experimentelles Lernen durch praktische Erfahrungen, die Zusammenarbeit mit Mentorinnen und Mentoren und wir lernen voneinander. Unser vielfältiges Aareon-Team bringt verschiedene Schwerpunkte, Sichtweisen und eine diversifizierte Expertise ein. Es ist wichtig, im Austausch zu bleiben und offen für die Ansichten und Reflexionen anderer zu sein. Durch eine proaktive Weiterentwicklung gestalten wir gemeinsam den zukunftsorientierten Wandel.

Die Branche befindet sich bereits seit vielen Jahren in einem digitalen Transformationsprozess.Wie bewerten Sie den aktuellen Stand der Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft?

Harry Thomsen: Die digitale Transformation in der Immobilienbranche ist in vollem Gang, doch es gibt noch viel zu tun und natürlich auch immer wieder neues Potenzial aufgrund der technologischen Entwicklungen. Aber vieles hat sich bereits verändert: Man denke nur an den Vermarktungsprozess einer Immobilie, der heute online unter Nutzung von virtuellen Rundgängen für alle Beteiligten viel komfortabler ist. Dann die ganze, inzwischen sogar teilweise automatisierte Mieterkommunikation über 24/7-Mieterportale, die digitale Archivierung, den digitalen Rechnungsprozess, Handwerkerportale, digitale Zutrittsmöglichkeiten in Häuser und Wohnungen und vieles mehr. Alle diese Lösungen schaffen für die Beteiligten mehr Komfort und für die Unternehmen Wertschöpfungspotenziale. Technologie, die die Menschen unterstützt und Dinge vereinfacht, entspricht dem Zeitgeist und erfreut sich hoher Akzeptanz. Wenn die signifikanten Mehrwerte spürbar werden, dann ist Wandel auch keine Herausforderung mehr.

Trotzdem bedeutet Veränderung für viele Unternehmen auch Herausforderung. Wie kann der Wandel erfolgreich gestaltet werden?

Harry Thomsen:Technologische Entwicklungen sind ein fortlaufender Prozess – das betrifft Unternehmen ebenso wie ihre Mitarbeitenden. Wie schon erwähnt, entscheidend ist eine zukunftsorientierte Unternehmenskultur, die Offenheit für Innovationen fördert. Und das muss im Unternehmen vorgelebt und unterstützt werden. Es geht darum, neugierig zu bleiben, Chancen zu nutzen und sich aktiv weiterzuentwickeln. Unternehmen, die den Wandel als kontinuierlichen Lernprozess verstehen, werden langfristig erfolgreicher sein.

Welche Rolle spielt Software-as-a-Service (SaaS) aus der Cloud in diesem digitalen Wandel?

Harry Thomsen: Cloud-Lösungen bieten zahlreiche Vorteile. Neue Technologien werden durch kontinuierliche Updates einfacher integriert. Oftmals ist einem das gar nicht bewusst und man bemerkt nur den höheren Komfort, wenn einen die Software bei der täglichen Arbeit unterstützt. Bei Software aus der Cloud lässt sich das unternehmensspezifische digitale Ökosystem auch leichter – entsprechend der strategischen Prioritäten – anpassen. Unternehmen können sich bei SaaS auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, die IT wird vom Dienstleistungspartner gemanagt. Zudem investieren professionelle Cloud-Anbieter signifikant in hohe Sicherheitsstandards.

Sicherheit ist ein gutes Stichwort. Was sagen Sie Unternehmen, die hier Bedenken haben?

Harry Thomsen: Wir kennen diese Fragen. Ich kann nur sagen, dass wir und auch unsere Cloud-Partner stetig und signifikant in Cybersicherheit investieren. Die Einrichtung sicherer Serverräume und die kontinuierliche Absicherung nach neuesten Standards erfordern immer wieder erhebliche Investitionen. Zudem stehen bei Cloud-Anbietern Datensicherheit und regelmäßige Backups im Mittelpunkt. Wichtig ist jedoch für Unternehmen, den richtigen Partner sorgfältig auszuwählen. Datenschutzbestimmungen wie die DSGVO sollten dabei eine zentrale Rolle spielen. Unabhängige Zertifizierungen sind ein guter Indikator für vertrauenswürdige Anbieter.

Wie geht Aareon mit dem Thema Cybersicherheit um?

Harry Thomsen: Datensicherheit hat für Aareon höchste Priorität. Wir setzen auf hochkomplexe Sicherheitslösungen, die regelmäßig überprüft und weiterentwickelt werden. Zudem führen wir regelmäßige Audits und Zertifizierungen durch und arbeiten mit Experten und Expertinnen zusammen, die gezielt Cyberangriffe simulieren, um unsere Systeme stetig zu optimieren. So begegnen wir den wachsenden Herausforderungen durch Cyberkriminalität.

Mit Künstlicher Intelligenz (KI) befinden wir uns bereits in einer neuen technologischen Ära. Wie bewerten Sie KI für die Immobilienbranche?

Harry Thomsen: Wir sehen KI als große Chance für die Immobilienbranche – insbesondere angesichts des Fachkräftemangels und steigender Anforderungen an Kundenbindung. KI kann Prozesse durch Automatisierung optimieren und Mitarbeitende gezielt unterstützen. Ein weiteres gutes Beispiel ist der Einsatz von Chat- und Voicebots, die durchgehend erreichbar sind und häufig gestellte Fragen von Mietenden sofort beantworten können. Das steigert die Effizienz und verbessert das Kundenerlebnis.

Viele Menschen haben Angst, dass KI Arbeitsplätze ersetzt. Wie begegnen Sie diesen Sorgen?

Harry Thomsen: KI soll die Mitarbeitenden entlasten – gerade bei repetitiven, weniger anspruchsvollen Aufgaben. Zudem wird es immer schwieriger, neue Mitarbeitende für monotone Tätigkeiten zu gewinnen. Durch KI können sich Mitarbeitende auf komplexere und wertschöpfende Aufgaben konzentrieren. Der Mensch bleibt der zentrale Faktor – KI ist lediglich ein Werkzeug zur Unterstützung. Darüber hinaus schaffen erfolgreiche und wachsende Unternehmen neue Arbeitsplätze. Was sich ändert, ist die Art der Arbeit. Aber das ist auch nichts Neues. Vor der Zeit der Computer gab es in Unternehmen noch Schreibbüros, in denen Mitarbeitende den ganzen Tag Texte von Diktierkassetten mit der Schreibmaschine abgetippt haben. Jüngere Generationen können sich das heute gewiss gar nicht mehr vorstellen.

Und welche nächsten technologischen Entwicklungen darf man von Aareon erwarten?

Harry Thomsen: Wir entwickeln unser Software-Angebot in allen drei Marktsegmenten kontinuierlich weiter – für die Wohnungswirtschaft, die gewerbliche Immobilienwirtschaft und das Segment der Immobilienverwaltung. Dabei ist KI ein Fokusthema in der Produktentwicklung der gesamten Aareon Group. Durch unsere geballte internationale Expertise können wir technologisch voneinander lernen. Im Laufe des Jahres wird sich hier noch einiges tun. In Deutschland entwickeln wir für Wodis Yuneo beispielsweise einen lernenden Assistenten bzw. eine Assistentin. Solche Assistenten können Mitarbeitende entlasten, beispielsweise durch aktive Vorschläge zur Buchung und Kontierung von Rechnungen. Die Mehrwerte, die hier geschaffen werden, sind erheblich und das ist erst der Anfang.

Vielen Dank für das Gespräch!

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