Eine runde Sache: Das Haus ohne Ecken

„Titanic“ nennen die Honnefer das Gebäude an der Rhöndorfer Straße mittlerweile. Zwar stehen nicht Kate Winslet und Leonardo DiCaprio in ihrer weltberühmten Pose an der Reling, aber eine Ähnlichkeit mit dem historischen Passagierdampfer ist nicht von der Hand zu weisen.

„Die Form des Grundstücks hat unsere Planungen maßgeblich beeinflusst“, erklärt Architektin Adriane Niedner-Siebert von der Hupperich Niedner-Siebert Architekten PartGmbB den Projektbeginn. Sie richtete ihre Entwürfe an dem schmalen, dreieckigen Grundstück aus und passte das Gebäude daran an. Die vordere Spitze rundete Niedner-Siebert ab und plante dort die Balkone ein, die mit ihrer Brüstung an den Schiffsbug der Titanic erinnern.

Herausfordernde Dämmung optimal umgesetzt

Aus Bonn kommend fährt man auf der Rhöndorfer Straße genau auf das Grundstück zu, es ist eine markante städtebauliche Stelle an einer Straßengabelung. Wo zuvor eine Sparkassenfiliale samt Vorplatz war, entstand das Mehrfamilienhaus mit sieben Wohneinheiten. Inmitten der Wohnsiedlung, nur wenige Straßenzüge vom Rhein entfernt, sticht es heraus mit seiner gerundeten Fassade und Akzenten mit Kammzugtechnik und keramischen Belägen.

Bytyqi Bau Bonn GmbH übernahm die Fassadendämmung und setzte auch die Gestaltung um. „Eine kniffelige Aufgabe“, sagt die Planerin mit Blick auf die Besonderheiten. „Das Team von Bytyqi Bau hat sie gemeinsam mit Brillux super gelöst.“ Die Bonner Niederlassung des Farben- und Lackherstellers lieferte nicht nur die Produkte, sondern beriet auch bei der Umsetzung.

Die Dämmung setzte das Bytyqi-Team mit EPS Prime Dämmplatten 3813 um. Sie verklebten diese mit WDVS Pulverkleber 3550 und betteten WDVS Glasseidengewebe 3797 in die Armierungsschicht aus Pulverkleber ein. Dort, wo die Fassade sich bog, waren Sonderanfertigungen des Dämmmaterials gefragt. Markus Bach, Technischer Berater bei Brillux, unterstützte beim Ausmessen. Brillux lieferte die Platten dann gebogen im ideal auf die Fassade zugeschnittenen Radius. Kleinere Zwischenräume verfüllten die Verarbeiter/-innen mit dem ebenfalls wärmedämmenden PUR-Füllschaum 3555. Aus Brandschutzgründen setzte das Bytyqi-Team einzelne Riegel sowie die Balkonuntersichten mit MW Top Lamellen 3611 und MW Top Dämmplatten 3857 auf Mineralwolle-Basis um.

Kammzugtechnik zur Betonung der Rundung

Das Stuckateurteam verdübelte die Dämmplatten statisch relevant und verputzte die Flächen anschließend mit Mineral-Leichtputz G 3679. Dieser ist sehr haftfest auf mineralischen Untergründen und punktet mit langer Offenzeit. „Der Leichtputz ließ sich unkompliziert verarbeiten und war sehr ergiebig. Wir haben ihn tatsächlich zum ersten Mal eingesetzt – aber ganz sicher nicht zum letzten Mal“, sagt Erhan Bytyqi. Gemeinsam mit seinem Bruder Burim führt er nicht nur Bytyqi Bau Bonn, sondern leitete auch die Bad Honnefer Baustelle.

Um die Rundung der Gebäudehülle zu betonen, hatte Architektin Niedner-Siebert in der Planung vertikal strukturierte, umlaufende Bänder vorgesehen. Bytyqi setzte diese mit einer Kammzugtechnik um, bei der Fingerspitzengefühl gefragt war. Mit einem eigens auf Initiative des Architekturbüros angefertigten, einen Meter breitem Werkzeug durchzogen die Stuckateur/-innen die Flächen.

Horizontale Sehnen – hergestellt mit Fensterbankprofilen 3950 – betonen die Bänder und grenzen sie von der weiteren Putzfassade ab. Sie verlaufen bündig mit den Fenstern und Balkonbrüstungen und auch in einer Fluchtlinie mit den Fensterkanten des unmittelbar benachbarten Gebäudes. „Hier war enorme Präzision notwendig, um die gewünschte optische Wirkung zu erzielen. Markus Bach war stets zur Stelle und hat uns rund um die Brillux Produkte beraten“, erklärt Erhan Bytyqi.

Grüne Strukturvielfalt

Den mineralischen Aufbau komplettierte die Schlussbeschichtung mit Extrasil 1911 im matten Glanzgrad. Die optimalen Farbtöne identifizierte Niedner-Siebert anhand mehrerer Farbproben an der Gebäudehülle. Schließlich setzte das Bytyqi-Team die einkomponentige Fassadenfarbe auf Silikatbasis in zwei verschiedenen gedeckten Grüntönen ein: ein hellerer für die schlichten Putzflächen, ein etwas dunklerer für die umlaufenden Bänder mit Kammzugoptik. Ausgangspunkt für die farbliche Gestaltung war die Fassade des anliegenden Gebäudes mit grünen Natursteinplatten. Extrasil ist nicht nur hoch wetterbeständig. „Dank gewählter Protect-Einstellung reduziert die Farbe außerdem das Risiko von Algen- und Pilzbefall“, ergänzt Bach.

Im Bereich des Erdgeschosses zieren dunkelgrüne keramische Beläge das Gebäude an. An diesen Flächen veränderte das Bytyqi-Teamden Aufbau leicht und nutzte für die Armierung das besonders reiß- und zugfeste WDVS Armierungsgewebe KB 3714. Jalousien wie Regenabflüsse integrierte Niedner-Siebert unsichtbar in die Fassade, damit die gestalterischen Akzente ohne optische Ablenkung in den Fokus rücken.

Neuer städtebaulicher Blickfang

Vor dem Baubeginn hatte das Projekt für Unmut bei den Anliegern gesorgt – auch weil der private, aber öffentlich genutzte ehemalige Sparkassen-Vorplatz wegfallen würde. „Seitdem das Gebäude steht, bekommen wir jedoch viel positives Feedback“, berichten die Bauherren Sabine und Frédéric Perrin. Aller Sorgen zum Trotz fügt es sich in seinen verschiedenen gedeckten grünen Nuancen gut in die Umgebung ein. „Die Fassadengestaltung weist viele Besonderheiten auf – und ist in ihrer Gesamtheit doch zurückgenommen“, resümiert Sabine Perrin. Kurz nach dem Ortseingang ist die Titanic an der Rhöndorfer Straße ein neuer städtebaulicher Blickfang Bad Honnefs.