Schaffe, schaffe, Häusle baue
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es war der kollektive Imperativ des Wirtschaftswunders: „Schaffe, schaffe, Häusle baue!“ Gesungen hat dieses Lied Ralf Bendix. 1964 trieb der Dortmunder Schlagersänger mit seinem gleichnamigen Song die Menschen im Land zu Höchstleistungen an.
Der Kleinbürger-Traum von den eigenen vier Wänden war zwar nicht wirklich ein Hit – und kletterte in den Charts nur bis auf Platz 11. Schenkt man aber den Optimisten von heute Glauben, beschreibt das Lied die augenblickliche Stimmung am deutschen Wohnungsmarkt anscheinend am besten.
So wertet beispielsweise das bis Redaktionsschluss noch bestehende Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) die jüngst veröffentlichten Genehmigungszahlen für Neubauwohnungen im Januar 2025 als eine „gute Nachricht für den Bau“. Zum zweiten Mal in Folge sei damit nämlich die Zahl der Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich gestiegen, unterstrich ein Sprecher, um dann bewusst zu machen: „Die Förderprogramme für den Wohnungsneubau wirken.“ Trotz schwieriger Rahmenbedingungen werde weiter gebaut und genehmigt.
Insbesondere die massive Förderung des sozialen Wohnungsbaus hat sich laut BMWSB „als Stabilitätsanker für die Bauwirtschaft erwiesen“. 62.500 geförderte Sozial-wohnungen in 2024 seien ein Plus von rund 26 Prozent gegenüber 2023 und ein Ausdruck davon, „wie wichtig der soziale Wohnungsbau für die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum ist“.
Den braucht es auch nach den Worten des Ministeriumssprechers weiterhin in vielen Regionen Deutschlands. Folglich kommt er zu dem Schluss und richtet sich damit wohl an die neue Bundesregierung: „Die Themen Bauen und Wohnen müssen auch in der Zukunft ganz oben auf der Agenda stehen.“
Ob das Glas nun halb voll oder halb leer ist, hängt aber nicht zuletzt von der persönlichen Sichtweise ab. So fürchtet der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, dass es sich nur um eine „kurze Erholung im Wohnungsbau“ handelt. „Die leicht positive Entwicklung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns weiterhin auf dem niedrigsten Niveau der letzten zehn Jahre befinden.“
Für den weiteren Jahresverlauf sieht Müller allerdings schwarz: „Der Wohnungsbau leidet weiter unter den schlechten Rahmenbedingungen und der Zurückhaltung der Investoren – trotz des hohen Neubaubedarfs.“
In das gleiche Horn stößt auch der Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa: „Damit Bauwillige und Investoren wieder für mehr Wohnungsbau sorgen, braucht es klar definierte und vor allem langfristige Förderprogramme, zusätzliches Bauland und praktischere Energieeffizienzstandards. Nur so können wir den Wohnungsbau wieder ankurbeln und die Versorgungslücke schließen.
Und für Iris Schöberl, Präsidentin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), sind die Baugenehmigungszahlen, „ein weiteres Signal dafür, dass es einen großen politischen Kraftakt braucht, um dieses chronische Problem zu lösen“. Die leichten Verbesserungen im Januar dürften jedenfalls nicht „über den Ernst der Lage hinwegtäuschen“.
Mal sehen, wohin die Reise hier noch geht.
Ihr