Weniger ist mehr
Der ehrenamtliche BFW-Präsident Dirk Salewski spricht Klartext.
Das neue Jahr 2024 liegt vor uns und doch ist jetzt schon klar: Die Themen aus dem vergangenen Jahr beschäftigen uns auch weiterhin. Wir haben in Deutschland einen Berg an Aufgaben zu erfüllen: Es fehlen hunderttausende Wohnungen, die auf Grund weiterhin hoher Zinsen, weiter gestiegener Baukosten und weiter verschärften Anforderungen nicht gebaut werden. Mittlerweile auch nicht mehr geplant und genehmigt werden.
Die Zahlen der vergangenen Monate malen ein düsteres Bild. Die Branche schüttelt den Kopf über die optimistischen Prognosen des Bauministeriums. Der Bedarf wird so niemals gedeckt werden. „Still ruht der Markt“, so lässt sich die Ist-Situation zusammenfassen. Bauen ist derart unwirtschaftlich geworden, weil es schlicht und einfach viel zu teuer geworden ist. Und das liegt vor allem an den immer aufwendigeren Anforderungen, die erfüllt werden müssen. Das kann sich niemand mehr leisten. Weder finanziell noch gesellschaftlich. Denn ohne neue Wohnungen werden viele Leute auf der Straße und im Regen stehen gelassen. Und das im wortwörtlichen Sinne.
Es steht viel auf dem Zettel und auf dem Spiel. Auch 2024 kommen weitere Herausforderungen auf uns zu. Die vielen Wahlen auf kommunaler und Landesebene in diesem Jahr werden, das scheint sicher, zu politischen Verwerfungen führen, denen wir uns stellen müssen. Und auch so viel ist sicher, es werden sich uns Aufgaben stellen, die wir jetzt noch überhaupt nicht auf dem Schirm haben. Das kann nur bedeuten, dass wir die Ärmel hochkrempeln und uns nicht Bange machen lassen dürfen. Wir sind Kaufleute. Wir blicken auf Fakten und nicht auf die gefühlt relevanten Themen irgendeiner „Bubble“. Wir verlassen uns auf Ergebnisse und Zahlen und nicht auf Versprechungen und Absichtserklärungen.
Wir müssen uns neu kalibrieren, als Land und als Branche. Die vielen Probleme und Belastungen werden nicht von allein verschwinden, das steht fest. Diese Vogel-Strauß-Strategie der vergangenen Jahrzehnte ist vollkommen gescheitert. Sie hat dazu geführt, dass es kaum einen Bereich in unserem Land gibt, der nicht ein Update vertragen könnte. Dieses Update darf nicht heißen, immer mehr zu regulieren, sondern im Gegenteil: Wir müssen zurückfinden auf einen Weg, der von Maß und Mitte bestimmt wird. Vereinfachen und nicht immer weiter verkomplizieren – das ist ein Weg aus dieser Krise.
Wir haben viele Herausforderungen, die unsere Branche betreffen, die erst langfristig auf Veränderungen und Anpassungen reagieren werden. Dazu gehört ganz sicher das Thema Deregulierung. Hierzu braucht es Mut zu Entscheidungen, die erst hinter dem sonst üblichen Zeithorizont der Politik Wirklichkeit werden. Nicht in einer oder zwei Legislaturen werden wir hier die Ernte einfahren, ein komplexes Verwaltungssystem, das wir uns bisher leisten, braucht Zeit, um auf Änderungen zu reagieren. Aber: schaffen können wir es!
Es gibt die Maßnahmen, die uns kurzfristig helfen werden. Sofort wirkende Kostensenkungen, wie endlich die Grunderwerbsteuer auszusetzen, die degressive Afa endlich einzuführen und Baustandards nicht immer weiter anzuziehen. Nach fest, kommt ab, diese alte Handwerker-Weisheit stimmt auch hier. Die Schraube an der in den vergangenen Jahren immer weitergedreht wurde, hat den Markt aktuell abgeschnürt.
Bei allen Überlegungen muss die Wirtschaftlichkeit zentraler Dreh- und Angelpunkt bleiben. Alles andere ist Augenwischerei. Wenn wir nicht sehenden Auges unsere Lage verschlechtern wollen, ist jetzt der Zeitpunkt klug und bedacht vorzugehen.
Zum Beginn eines neuen Jahres versuchen nicht wenige Leute durch einen bewussteren Umgang wieder in die Spur zu kommen. Wir müssen klimafreundlich bauen und gleichzeitig Wohnraum bezahlbar anbieten können. Das kann gelingen, auch wenn es schwer zu erreichen scheint. Vielleicht sollten wir einfach bei Gesetzen ein wenig fasten. Wir haben es definitiv übertrieben.
Weniger ist
eben manch-
mal mehr.