Difu-Analyse: Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sorgen für Entlastung statt Verkehrskollaps

Maßnahmen der Verkehrsberuhigung führen oft zu erheblichen Diskussionen. Eine Difu-Analyse diverser Studien aus dem In- und Ausland entkräftet die These des nur verlagerten Verkehrskollapses. Im Gegenteil, Verkehrsberuhigung führt sogar zu Entlastungseffekten im Straßenverkehr.

Aktuell umgesetzte Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sind sehr erfolgreich, aber heftig umstritten. Oft wird argumentiert, dass der Verkehr durch die Maßnahmen nicht abnimmt, sondern das benachbarte Straßennetz nur zusätzlich belastet. Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu, www.difu.de) hat daher empirisch belegte Befunde aus zahlreichen nationalen und internationalen Projekten ausgewertet und seine Analyse nun als Difu Policy Paper „Verkehrsberuhigung: Entlastung statt Kollaps“ veröffentlicht. „Die Difu-Analyse zeigt, dass die durch Verkehrsberuhigung befürchteten Auswirkungen in der Regel nicht eintreten“, so Projektleiterin Uta Bauer vom Deutschen Institut für Urbanistik. Die Analysen sind im Rahmen des von der Europäischen Union und dem Bundesforschungsministerium geförderten Forschungsprojekts „TuneOurBlock“ entstanden.

Es zeigte sich, dass vielmehr das Gegenteil der befürchteten Auswirkungen auftritt: Wer Straßen für den Pkw-Verkehr (aus)baut, erntet Verkehr, wer Straßen in verkehrsberuhigte Zonen umbaut, erntet Lebensqualität und zugleich Mobilität. Fast alle Erhebungen bestätigen das Phänomen der „traffic evaporation“, für das es bisher im Deutschen keinen treffenden Fachbegriff gibt. Es besagt, dass das Verkehrsaufkommen nicht wie Flüssigkeit eins zu eins an anderer Stelle abfließt, sondern sich insgesamt – im Anschluss an die Intervention und Straßenumgestaltung – verringert.

Die Größenordnung der Verringerung liegt in den analysierten Verkehrsberuhigungsprojekten in der Fläche zwischen 15 und 28 Prozent, bei Innenstädten zwischen 25 und 69 Prozent und im Umfeld einzelner umgestalteter Straßen zwischen 4 und 52 Prozent. Die Zahlen variieren je nach Projekt und Bezugsrahmen. Und obgleich die Messungen durchaus Verlagerungseffekte in angrenzende Straßen zeigen, so sind diese meist moderat, der befürchtete Verkehrskollaps bleibt fast immer aus. Dies liegt daran, dass nachweisbar mehr zu Fuß gegangen oder Fahrrad gefahren wird. Sind weniger Autos unterwegs, so wird der verbleibende Verkehr flüssiger und führt damit zu einem Gewinn für alle Verkehrsträger.

„Die Untersuchung zeigt, dass Maßnahmen, die den Autoverkehr in den Kommunen zähmen, im erwünschtem Sinne wirken: Mehr Lebensqualität und zugleich Mobilität. Daher gilt es, diese Ergebnisse auch in Kommunalpolitik und -verwaltung stärker zu berücksichtigen. Insbesondere in der Modellierung von Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sollten die beschriebenen Effekte berücksichtigt werden“, so Difu-Wissenschaftlerin Uta Bauer.

Thematisch passende Artikel:

Difu-Studie: Stadt- & Mobilitätsentwicklung anderer Städte Europas als Vorbild für Deutschland?

Verkehr ist neben Energiewirtschaft und Industrie einer der Hauptverursacher klimaschädlicher Treibhausgasemissionen. Die negativen Auswirkungen auf das Klima können daher nur erfolgreich bekämpft...

mehr

Neuer Institutsleiter für das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) berufen

Martin zur Nedden (61), Präsident der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) sowie zuletzt Bürgermeister und Beigeordneter für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig,...

mehr

Difu-Studie für das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr: Mit Mietertickets umweltfreundliche Mobilität und bezahlbares Wohnen fördern

Wohnen und Mobilität sollten möglichst immer im Zusammenhang geplant werden, denn vier von fünf Wegen beginnen oder enden an der eigenen Wohnung oder am eigenen Haus. Die Entscheidung, ob wir die...

mehr

Deutsches Institut für Urbanistik: Die finanzielle Lage der Kommunen verschlechtert sich

Das Jahr 2023 hat für die Kommunen in Deutschland zu einer weiteren Anspannung ihrer finanziellen Lage geführt. Wesentliche Ursache hierfür war die Ausgabensituation, getrieben durch gestiegene...

mehr

Die Stadt im Fokus der Forschung: TU Berlin und das Deutsche Institut für Urbanistik kooperieren

Die TU Berlin und das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) haben kürzlich an der Universität eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Die Vertragspartner wollen im Sinne einer strategischen...

mehr