Brandbrief an Bayerische Staatsregierung: Förderstopp gefährdet Sanierung von Eigentumswohnungen

Der BVI Bundesfachverband der Immobilienverwalter schlägt Alarm: Die Bayerische Staatsregierung hat angekündigt, das Darlehensprogramm der BayernLabo für Wohnungseigentümergemeinschaften zum 31. Dezember 2024 einzustellen. In einem Brandbrief an Staatsminister Christian Bernreiter warnt der Verband vor den weitreichenden Folgen dieser Entscheidung – für Bayerns Wohnungseigentümer, Immobilienverwalter und die Energiewende im Gebäudebereich.

In Bayern gibt es rund 1,3 Millionen Wohnungen in der Hand von Wohnungseigentümergemeinschaften. Bei Sanierungsprojekten wurden sie bisher von der BayernLabo, dem Förderinstitut der BayernLB, mit günstigen Darlehen unterstützt. „Mit dem Auslaufen des Förderprogramms stehen nun viele dringend notwendige Modernisierungen, wie Fassadendämmungen, Heizungstausch oder Fenstererneuerungen, auf der Kippe“, sagt BVI-Präsident Thomas Meier.

Gravierende Folgen

Die Folgen des Förderstopps sind weitreichend, betont der Verband in seinem Schreiben an das zuständige Bayerische Ministerium für Wohnen, Bau und Verkehr. Das Programm sei marktregulierend und nehme bei der Förderung der Energiewende im Freistaat eine Schlüsselrolle ein. Durch seine günstigen Konditionen und seinen geringen Verwaltungsaufwand sei die Darlehensfinanzierung für viele Wohnungseigentümergemeinschaften eine Grundvoraussetzung gewesen, um energetische Maßnahmen überhaupt stemmen zu können.

„Andere Marktanbieter haben oft Obergrenzen, die den tatsächlichen Kosten solcher Sanierungen nicht gerecht werden“, erklärt Meier. „Mit der Einstellung des Programms droht nicht nur die Energiewende im Gebäudebestand im Freistaat zu scheitern, sondern auch tausende Sanierungsprojekte.“ Besonders ältere Wohnungseigentümer seien betroffen. Sie können häufig weder die hohe Sonderumlagen aufbringen, die für Sanierungsprojekte erforderlich sind, noch eigenständig hohe Darlehen aufnehmen.

Energiewende im Gebäudebereich bedroht

Der BVI warnt, dass der Förderstopp in Kombination mit den gesetzlich stark regulierten Sanierungsanforderungen ein verheerendes Signal aussendet. In den vergangenen Jahren hätten Bayerns Immobilienverwalter eng mit der BayernLabo zusammengearbeitet und das Programm intensiv beworben, weil die Branche wisse, wie entscheidend die energetische Sanierung des Gebäudebestands für das Erreichen der Klimaziele sei, zu denen sich Deutschland verpflichtet habe.

„Doch die Energiewende im Gebäudebestand ist und bleibt eine Gemeinschaftsaufgabe, zu der auch die Staatsregierung ihren Beitrag leisten muss“, betont Martin Metzger, Vorstandsmitglied im BVI. Der Freistaat dürfe Eigentümer und Verwalter jetzt nicht allein lassen – erst recht nicht, da der enorme Sanierungs- und Kostendruck bei Gebäuden oftmals durch gesetzliche Vorgaben initiiert sei. In seinem Schreiben fordert der BVI die Bayerische Staatsregierung daher dringend dazu auf, das Auslaufen der Darlehensausreichung zu überdenken. Um die energetische Ertüchtigung des Gebäudebestands im Interesse der Nachhaltigkeit und der Energieeffizienz zu bewältigen, bedürfe es ausreichender finanzieller Mittel der Eigentümer. Eine Stellungnahme des Ministeriums steht noch aus.

Thematisch passende Artikel:

Wohnungseigentümer im Sanierungsdilemma: BVI fordert klare Förderpolitik für klimaneutrale Modernisierung

Bis 2045 soll der Gebäudebestand klimaneutral werden. Doch in Deutschlands Eigentumswohnungen, die rund ein Viertel des gesamten Wohnungsbestands ausmachen, herrscht Sanierungsstau....

mehr

Neun Monate GEG-Novelle: „Großteil der Wohnungseigentümer schiebt energetische Sanierung auf“

Im Herbst kommen Deutschlands Immobilienverwalter auf zahlreichen Kongressen zusammen. „Vielen brennt nach wie vor die energetische Sanierung unter den Nägeln“, sagt Thomas Meier, Präsident des...

mehr

„Hängepartie darf sich nicht wiederholen“: BVI warnt vor abermaligem Förderchaos zum Jahresbeginn 2025

Welche Auswirkungen hat der Koalitionsbruch auf Deutschlands Immobilienverwaltungen? Liegen wichtige Förderprogramme demnächst wieder auf Eis? „Eine Hängepartie, wie wir sie Anfang des Jahres 2024...

mehr

Sinkende Sanierungsquote im Gebäudebestand 2024: „Fatales Signal für den Klimaschutz und die Immobilienwirtschaft“

Die Quote für energetische Sanierungen im Gebäudebestand fällt zum Jahresende auf 0,69 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Hochrechnung*. 2023 lag sie bei 0,7 Prozent. Thomas Meier,...

mehr

DDIV gespalten: Verbraucherschutz verbessert, Mieter benachteiligt, Energiewende ausgebremst

Der Dachverband Deutscher Immobilienverwalter (DDIV) blickt zuversichtlich auf die Arbeit der großen Koalition in den kommenden vier Jahren. Als Spitzenverband der Verwalterbranche begrüßt er die...

mehr