Bürokratie erstickt Bauwachstum: Bauindustrieverband Ost veröffentlicht Schwarzbuch
29.08.2024Mit der zweiten Ausgabe des Schwarzbuches veröffentlicht der Bauindustrieverband Ost (BIVO, www.bauindustrie-ost.de) aktuelle Beobachtungen zur Bürokratiebelastung der Bauwirtschaft. Die Publikation knüpft an die Ausgabe von 2018 an und basiert auf Befragungen von Bauunternehmen im Verbandsgebiet Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die bürokratischen und regulatorischen Anforderungen weiter zugenommen haben und die Bauwirtschaft im Jahr 2024 noch stärker belasten als vor sechs Jahren. Anlässlich des heutigen Sommerfestes des Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbandes wurden die Ergebnisse vorgestellt und der Landespolitik der Metropolregion Berlin-Brandenburg übergeben.
„Dokumentations- und Nachweispflichten, lange Bearbeitungszeiten, aufgeblähte Vergabeverfahren sowie uneinheitliche Länderregelungen gehören auch im Jahr 2024 zu den größten bürokratischen Herausforderungen der Bauunternehmen“, erklärt BIVO-Hauptgeschäftsführer Dr. Robert Momberg. „Die Zunahme der Bürokratie lässt sich eindrucksvoll an den Zahlen ablesen: Waren 2018 noch etwa 5 Prozent der Angestellten in den Bauunternehmen des Verbandsgebiets ausschließlich mit Verwaltungsaufgaben betraut, so ist dieser Anteil bis 2024 auf 7,5 Prozent gestiegen. Das entspricht rund 25.000 Beschäftigten, die ausschließlich administrative Tätigkeiten ausführen.“
Besonders problematisch sind dabei die steigenden Kosten für die Umsetzung bürokratischer Standards. „Der Erfüllungsaufwand in der ostdeutschen Bauwirtschaft hat sich von 2,3 Mrd. Euro im Jahr 2018 auf 3,5 Mrd. Euro im Jahr 2023 erhöht. Angesichts dieser Entwicklung haben 60 Prozent der Bauunternehmen bereits auf die Teilnahme an einer öffentlichen Ausschreibung verzichtet – ein klares Zeichen dafür, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die Bauwirtschaft zu entlasten“, so Momberg weiter.
Als Antwort auf diese Herausforderungen präsentiert der BIVO konkrete Lösungsansätze. Im Mittelpunkt steht das „3V-Modell“, das für Verringerung, Vereinfachung und Vernetzung steht. „Die Genehmigungsverfahren müssen vereinfacht und beschleunigt werden, damit sie für die Antragsteller verständlicher und weniger zeitaufwendig sind“, betont Momberg. „Einheitliche Formulare und Vergabeverfahren sind dabei unerlässlich, um Bauunternehmen Zeit und Kosten zu ersparen. Gleichzeitig müssen die Verwaltungsabläufe besser vernetzt werden, sodass ein Verwaltungsvorgang nur einmal initiiert werden muss. Dies würde die vielfach auftretenden Zuständigkeitsprobleme reduzieren und die Entscheidungsprozesse erheblich beschleunigen.“