Investitionsbedarf von 240 Mrd. Euro: BVI fordert gezielte Förderung für Wohnungseigentümergemeinschaften

Mit dem Wahlkampf nimmt die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) erneut Fahrt auf. „Was die Politik mit Blick auf das Erreichen der Klimaziele nicht vergessen darf, sind die rund 9,5 Millionen Eigentumswohnungen in Deutschland“, sagt Thomas Meier, Präsident des BVI Bundesfachverbandes der Immobilienverwalter (www.bvi-verwalter.de). Die Sanierung alter Wohnungen könnte bis zu 240 Milliarden Euro kosten. Dennoch würden Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) im Heizungsgesetz bisher kaum berücksichtigt: Vorgaben, Fristen und Förderprogramme seien unpraktikabel. Auf der Münsteraner Verwalterkonferenz 2025 stellte der Verband deshalb klare Forderungen an die nächste Bundesregierung.

Beim Jahresauftakt in Münster bekräftigte der BVI mit seinen über 800 Mitgliedsunternehmen seine Forderung nach einer praxisnahen Überarbeitung des GEG: „An Mieter, Eigenheimbesitzer und große Wohnungsunternehmen hat der Gesetzgeber gedacht – nicht aber an die Millionen Eigentumswohnungen, die mehr als 25 Prozent des deutschen Wohnungsbestands ausmachen“, betont BVI-Präsident Thomas Meier. Deshalb sei die Gesetzgebung zur energetischen Sanierung samt Fördermöglichkeiten in diesem Bereich in der Praxis kaum umsetzbar. Die hochgerechneten Kosten veranschaulichen die Bedeutung des Themas: Eine umfassende energetische Sanierung kostet im Schnitt bis zu 60.000 Euro je Wohnung*. Würden nur 4 Millionen der 9,5 Millionen Einheiten umfassend saniert, lägen die Investitionen langfristig bei 240 Milliarden Euro – das wäre mehr als das Bruttoinlandsprodukt von Griechenland.

GEG-Reform mit Augenmaß

Laut BVI ist eine abermalige Reform des GEG unumgänglich; sie muss jedoch mit Augenmaß erfolgen. „Wir brauchen endlich einen praktikablen Rahmen für die Sanierung des Wohnungsbestands. Ohne realistische Vorgaben für Wohnungseigentümergemeinschaften bleibt die Energiewende im Gebäudesektor Stückwerk“, konstatiert Meier. „Schlimmstenfalls wird in zwanzig Jahren die für das Jahr 2045 propagierte Energiewende zum Rohrkrepierer.“ Und diese Blamage könne sich Deutschland angesichts seiner internationalen Verpflichtungen zum Erreichen der Klimaziele kaum leisten. Wichtig sei deshalb, mit Praktikern und Branchenvertretern Maßnahmen für die Modernisierung des Gebäudebestands zu entwickeln, die ökonomisch und ökologisch sinnvoll seien. So seien Wärmepumpen beispielsweise nicht überall installierbar – in alten Gebäuden mit zentraler Gas- oder Ölheizung sei die Umrüstung komplex, teuer und erfordere langwierige Abstimmungen in der WEG. Es sei deshalb nicht verwunderlich, dass trotz des Engagements des Bundeswirtschaftsministeriums im Bestand auch 2024 nur 4,4 Prozent aller Wohnungen mit Wärmepumpen heizten.

Ehrliche Debatte über realistische Alternativen

Der BVI fordert insgesamt mehr Ehrlichkeit in der politischen Diskussion: Statt einseitig über Heizungssysteme zu diskutieren, müsse die Gebäudehülle in den Fokus rücken. Eine bessere Dämmung könne bis zu 60 Prozent Heizenergie einsparen. Überdies braucht es dringend neue Förderstrukturen: „Die aktuellen Programme sind für Wohnungseigentümergemeinschaften in großen Teilen ungeeignet“, heißt es in Münster. Während Eigenheimbesitzer Fördermittel schnell abrufen könnten, benötige eine WEG durch gesetzlich vorgeschriebene Beschlussketten oft über ein Jahr, um eine Sanierung zu beschließen und Anträge stellen zu können – bis dahin seien die Fördertöpfe leer oder Fristen verstrichen, wie Beispiele aus Nordrhein-Westfalen oder Sachsen zeigten.

Förderprogramme müssten langfristig Bestand haben und einfacher zugänglich sein, fordert der BVI. Eine Mitgliederbefragung ergab, dass beim GEG vor allem die Bürokratie die größte Herausforderung für Verwalter ist. In der Branche wünscht man sich eine effizientere Kommunikation mit den Behörden, eine Vereinheitlichung der zerklüfteten Förderlandschaft und schnellere Prozesse. Zudem müsse sich die steigende Arbeitsbelastung der Immobilienverwalter in der Vergütung widerspiegeln. Der BVI erneuerte in Münster deshalb seine Forderung nach einer Verwaltervergütungsverordnung. „Die Energiewende darf für Deutschlands Verwalter kein unbezahlter Zusatzjob sein“, betonte Meier.

Heizungsdebatte beenden

Auf der Münsteraner Verwalterkonferenz 2025, dem ersten großen Branchentreffen des Jahres, machte der BVI deutlich: „Eine neue Bundesregierung steht vor der großen Aufgabe, endlich Ruhe in die Heizungsdebatte zu bringen. Monatelange Unsicherheit, hastige Gesetzesänderungen und unklare Förderstrukturen haben Eigentümergemeinschaften dauerhaft verunsichert und dringend erforderliche Sanierungsprojekte auf Eis gelegt.“ Nach der Bundestagswahl dürfe es nicht bei leeren Worten bleiben: „Deutschlands Wohnungseigentümer und Verwalter wollen den Gebäudebestand fit für die Zukunft machen“, bekräftigt Meier abschließend. „Die neue Bundesregierung hat die Chance, dafür die Weichen zu stellen.“

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