„Desaströse Situation im Wohnungsbau“: Bauindustrie beklagt Ordereinbruch

Das Statistische Bundesamt meldete für das deutsche Bauhauptgewerbe für den Monat Januar 2024 im Vergleich zum Vormonat einen Rückgang des Auftragseingangs um 7,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat hat der Auftragseingang hingegen leicht (+ 1,3 Prozent) zugelegt.

„Zu Jahresbeginn setzt sich die ungleiche Entwicklung in der Baubranche fort. Auf der einen Seite die nach wie vor desaströse Situation im Wohnungsbau und auf der anderen Seite  ausgleichende Großprojekte im Wirtschaftstiefbau, in dem Bahn- und Kabelleitungsbau verortet sind.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die Konjunkturindikatoren für das Bauhauptgewerbe.

Demnach hätte sich der anhaltende Abwärtstrend im Wohnungsbau aus dem Vorjahr auch 2024 ungebremst fortgesetzt: Die Bauunternehmen hätten im Januar 2024 für diese Sparte einen realen Ordereinbruch von 17,5 Prozent gemeldet, das sei der 22 Rückgang in Folge. Und dass, obwohl die Aufträge im Januar des Vorjahres schon um ein Drittel eingebrochen seien. Ein Ende dieser Entwicklung ist – angesichts der stark rückläufigen Wohnungsbaugenehmigungen – auch vorerst nicht abzusehen. Es sei lediglich dem Wirtschaftstiefbau mit einem realen Orderplus von 20 Prozent zu verdanken, dass für das gesamte Bauhauptgewerbe im Vorjahresvergleich noch ein leichtes Plus ausgewiesen wurde.  

Müller: „Der Bau wird gebraucht, heute und in Zukunft. Nicht nur für den Bau von dringend benötigtem Wohnraum, sondern auch für die Instandhaltung und Erweiterung der Verkehrs-, Energie- und sozialen Infrastruktur. Deshalb ist es absurd, dass vereinzelt Bauunternehmen aufgrund schwindender Aufträge überlegen müssen, ihr Personal in Kurzarbeit zu schicken.“ Laut der Bundesagentur für Arbeit hätten im Februar 346 Unternehmen des Baugewerbes für 2.458 Personen Kurzarbeit ange­zeigt, vor zwei Jahren sei das noch nicht notwendig gewesen.

Noch viel schlimmer sind laut Müller „die wieder stark steigenden Insolvenzzahlen in unserer Branche. Allein im vergangenen Jahr mussten 1.400 Unternehmen des Bauhauptgewerbes Insolvenz anmelden, ein Viertel mehr als 2022. Wir befürchten, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird, schließlich hat sich der Ertragslage in unserer Branche aufgrund der stark gestiegenen Material-, Energie- und Zinskosten seit 2021 deutlich verschlechtert.“

Nach neuesten Berechnungen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes hätte sich die Umsatzrendite im Bauhauptgewerbe von ehemals 10 Prozent im Jahr 2020 auf 6,6 Prozent im Jahr 2022 reduziert, die Eigenkapitalquote sei von 23,6 auf 19,6 Prozent gesunken. Auch für 2023 erwarte der Hauptverband keine Besserung, schließlich hätten 27 Prozent der in der Herbstumfrage der Creditreform befragten mittelständischen Bauunternehmen angegeben, dass ihre Ertragslage weiter gesunken sei, nur 15 Prozent berichten über eine gestiegene Ertragslage. „Angesichts der sinkenden Umsätze wird sich das in naher Zukunft auch nicht ändern. Nach einem realen Umsatzminus in 2023 von 5,2 Prozent ist der Umsatz im Januar um 5,3 Prozent gesunken.“

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