Deutsches Energieberater Netzwerk mahnt: „Positive Klimabilanz 2020 darf nicht zu falschen Schlüssen führen“

Deutschland hat seine Klimaziele für 2020 erreicht. Nach den Zahlen des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes (UBA) hat die Bundesrepublik 40,8 % weniger CO2-Emissionen erzeugt als 1990. Damit lag sie über ihrem selbst gesetzten Ziel von 40 %.

„Das ist grundsätzlich eine erfreuliche Bilanz“, sagt der Vorsitzende des Deutschen Energieberater-Netzwerks (DEN, www.deutsches-energieberaternetzwerk.de), Dipl.-Ing. Hermann Dannecker. „Allerdings ist allen klar, dass hier die Folgen der Corona-Pandemie sichtbar werden.“ So weise selbst das UBA darauf hin, dass rund ein Drittel der Emissionsrückgänge auf die Pandemie zurückzuführen seien. Insbesondere beim Verkehr und auf dem Energiesektor habe dies zu erheblichen Einsparungen geführt.

„Sorgen macht uns nach wie vor der Gebäudebereich. Er ist der einzige Sektor, der die Klimaschutz-Ziele im vergangenen Jahr verfehlt hat“, sagt Dannecker. „Das müsste aber nicht sein, denn gerade hier ließe sich ein erhebliches Potential heben und aktivieren.“ Der Expertenrat für Klimafragen, den das neue Bundesklimaschutzgesetz vorsieht, werde nun innerhalb der nächsten Wochen seine Einschätzung dazu abgeben, so der Ingenieur. Dann müsse das Bundesbauministerium unter der Führung von Horst Seehofer konkrete Vorschläge vorlegen, wie die Bilanz verbessert werden soll. Es gelte jetzt schnell zu handeln.

„Wir sollten diese jetzt vorgelegte Klimabilanz richtig interpretieren und nutzen, denn die unbefriedigenden Zahlen im Gebäudebereich sind auch die einzig von der Corona-Krise unverfälschten“, so Dannecker. „Bei der Mobilität und im Energiesektor wurde deutlich weniger emittiert an Treibhausgasen, weil deutlich weniger verbraucht wurde. Sobald die Wirtschaft wieder anspringt, dürften auch hier die Emissionen wieder ansteigen.“

Es sei ja nicht so, dass nichts geschehe, räumt Dannecker ein. Mit der seit Anfang des Jahres gültigen Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und der zu diesem Zeitpunkt eingeführten CO2-Bepreisung setze die Politik Signale. Die gelte es jetzt zu verstehen und entsprechend zu handeln. Dannecker: „Die technischen Möglichkeiten, auch bei Bestandsgebäuden erhebliche Einsparpotenziale zu aktivieren, sind vielfältig. Hier gilt es, frühzeitig Fachleute zu Rate zu ziehen und eine strategische Planung zu entwerfen: einen individuellen Sanierungsfahrplan. All das wird staatlich gefördert und lohnt sich auf Dauer - sowohl ökonomisch als auch ökologisch.“

Wenn Corona erst einmal im Griff sei und die Menschen ihre althergebrachten Gewohnheiten wieder pflegten, dürfe die Klimabilanz nicht wieder abrutschen. Dannecker: „Jetzt ist die Zeit umzudenken und umzusteuern.“

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