Energieberater-Umfrage 2024 zum Gebäudebestand: Künftige Bundesregierung muss den Kurs ändern

Im vierten Jahr der bundesweiten Energieberater-Umfrage fällt das Urteil über das Handeln der Bundesregierung weiter schlecht aus. Ein Kurswechsel beim deutschen Gebäudebestand sei dringend notwendig, so die Mitglieder der führenden Energieberater-Verbände. Die Energieberater-Umfrage 2024 wurde unter den Mitgliedern des Deutschen Energieberater-Netzwerk (DEN) und dem GIH Bundesverband im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) durchgeführt.

Weniger Energieberatung und damit auch Sanierungen erwartet

87 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Bundesregierung bei der Modernisierung des Gebäudebestands schlecht vorankommt. Die Unzufriedenheit stieg in den letzten vier Jahren massiv an, im Jahr 2021 waren es noch 50,2 Prozent. Der Nachholbedarf bestehe vor allem bei der energetischen Sanierung der Gebäudehülle (98 %), beim Heizungswechsel sagen 69 %. Vor allem die Förderkürzung des individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) bereitet den Energieberatern Sorge: knapp 82 Prozent erwarten nun eine geringere Nachfrage nach Beratungen und demzufolge auch weniger Sanierungstätigkeiten.

DEN-Vorständin Marita Klempnow: „Um Gebäude klimaresilient zu machen sowie den Wert und Nutzungsdauer zu erhöhen, genügt es nicht, nur die Art der Wärmeversorgung zu wechseln. Der Energiebedarf wird wesentlich durch die Gebäudehülle bestimmt. Jede Investition in Sanierungsmaßnahmen, die die Gebäudeeffizienz verbessern, ist auch eine Investition in die Unabhängigkeit Deutschlands. Das sollte die künftige Bundesregierung dringend berücksichtigen.”

GIH-Bundesgeschäftsführer Benjamin Weismann: „Es ist alarmierend, wenn die überwiegende Mehrheit der Effizienz-Expertinnen und -Experten davon ausgehen, dass infolge der kürzlich vorgenommenen Förderkürzung diese Energieberatungen zurückgehen werden. Energetische Sanierungen, die infolge von unabhängigen und geförderten Energieberatungen durchgeführt werden, führen nachweislich schneller und sinnvoller zu weniger Energiebedarf. Wir empfehlen den zukünftigen Regierungsparteien dringend die Rücknahme der Förderkürzung.”

BuVEG-Geschäftsführer Jan Peter Hinrichs: „Der deutsche Gebäudebestand ist höchst unterschiedlich beschaffen. Es gibt keine Pauschallösung, mit der Immobilien zukunftsfit gemacht werden könnten. Daher sollten die Einschätzungen der Energieberatungen vor Ort auch dringend in das politische Handeln einfließen. Denn auf dem aktuellen Niveau können wir auf keinen Fall verbleiben: Die energetische Sanierungsquote stagniert nun auf einem zu niedrigen Niveau von 0,69 Prozent. Erforderlich wäre mindestens eine Verdopplung.”

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