Energieberater-Umfrage: Experten stellen Bundesregierung schlechteres Zeugnis aus
26.09.2022Nach 2021 befragte das Deutsche Energieberater Netzwerk DEN (www.deutsches-energieberaternetzwerk.de) seine Mitglieder dieses Jahr erneut zum Vorankommen bei der energetischen Modernisierung des Gebäudebestands.
Großer Nachholbedarf bei Dämmung, Fenstertausch & Co.
Im Großen und Ganzen hat sich die Lage laut den Energieberatern weiter dramatisch verschlechtert. Mehr als 60 Prozent der Experten sind nicht zufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung, fast 70 Prozent kommen zu dem Schluss, dass die angestrebte Klimaneutralität bis 2045 nicht mehr erreicht werden kann.
Einhellig sehen die Energieberatern großen Nachholbedarf bei Dämmung, Fenstertausch & Co. (96 %). Hier wird der insgesamt negative Trend deutlich, im Vorjahr lag dieser Wert bei 90,6 %. Die Zurückhaltung bei der energetischen Modernisierung der Gebäudehüllen wird hauptsächlich damit begründet, dass die aktuellen Förderungsprogramme nicht ausreichend sind (80 %).
Mehr als die Hälfte der Wärmepumpen laufen nicht optimal
Die derzeitige Wärmepumpen-Offensive wird von den Energieberatern kritisch gesehen. Mehr als die Hälfte (55 %) der eingebauten Geräte funktioniere nicht wie vorgesehen. Dies liege einerseits daran, dass diese nicht fachgerecht ausgelegt worden seien (66,8 %), und andererseits daran, dass die Gebäudehüllen nicht ausreichend effizient wären (65,3 %).
DEN-Vorständin Marita Klempnow: „Mit der nochmalig kurzfristigen Umstrukturierung der Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude hat sich die Bundesregierung einen Bärendienst erwiesen. Immobilieneigentümern wird die Planungssicherheit genommen, und es werden die falschen Anreize gesetzt. Die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern rückt mit dem derzeitigen Kurs in weite Ferne, denn die energetische Sanierung des Gebäudebestands wird wieder auf die lange Bank geschoben. Wir brauchen eine deutliche Verringerung unseres Energieverbrauches im Gebäudebestand und nicht nur einen Ersatz der Energieträger.“
Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG, www.buveg.de): „Die unabhängigen Energieberater bestätigen: gerade bei der Gebäudehülle besteht ein großer Nachholbedarf. Die Politik muss endlich auf die Strategie der Verbrauchsreduzierung im Gebäude setzen. Die Experten bescheinigen, dass die Wärmepumpe nicht, wie allgemein behauptet, das Allheilmittel ist. Die Wärmepumpe kann nur funktionieren, wenn eine taugliche Gebäudehülle vorhanden ist. Wer das nicht beachtet, hat sich einen nimmersatten Stromfresser eingebaut.“