Klimagerechte Stadtentwicklung: Neue Planungshilfe unterstützt Kommunen

Hitzewellen und Starkregen setzen Städte unter Handlungsdruck, denn sie haben negative Auswirkungen auf Lebensqualität und Gesundheit der Menschen. Im Forschungsprojekt netWORKS 4 untersuchte ein Wissenschaftsteam unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu), wie Klimaanpassung in Kommunen durch eine gezielte Vernetzung der Wasser- und Grüninfrastrukturen in den Kommunen gelingen kann.

Es geht darum, die graue, technische Wasserinfrastruktur mit blauen und grünen Infrastrukturen zu vernetzen – also mit Flüssen, Bächen oder Anlagen wie Springbrunnen oder Wasserspielplätzen und städtischem Grün wie Bäumen und Sträuchern in Parks, Wiesen oder Grünstreifen. So können in längeren Hitze- und Trockenperioden Bäume und Grünflächen etwa mit gespeichertem Regenwasser oder Betriebswasser aus aufbereitetem Grauwasser bewässert werden, damit sie weiterhin ökologische und klimatische Funktionen entfalten.

Kombination einzelner Maßnahmen anstatt Pauschallösung

„Blaue, grüne und graue Infrastrukturen können vielfältig für eine klimagerechte Stadtentwicklung genutzt werden“, sagt Projektleiterin Martina Winker vom ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung. „Aber es gibt keine Pauschallösung für alle Kommunen, dazu sind die jeweiligen Voraussetzungen zu unterschiedlich und zu komplex.“ Die Lösungsmöglichkeiten liegen vielmehr in der Kombination klimagerechter Maßnahmen, die auf die jeweilige städtische Situation zugeschnitten sind. Diese zu identifizieren und miteinander zu kombinieren, stellt Kommunen vor neue Herausforderungen. „Wir haben im Forschungsprojekt netWORKS 4 untersucht, wie die Zusammenarbeit zwischen Verantwortlichen für klimagerechte Lösungen durch einen zielgerichteten Wissenstransfer besser gelingen kann“, so Winker.

Klimaanpassung in Kommunen erfordert neue Entscheidungs- und Planungsprozesse

Im direkten Austausch mit Kommunen hat das Team die Forschungsergebnisse in Workshops diskutiert, angepasst und verfeinert. „Für eine gelungene Vernetzung von blauen, grünen und grauen Infrastrukturen in Kommunen müssen vor allem sich dabei verändernde Beziehungen in der Planung und Umsetzung mehr Berücksichtigung finden. Das betrifft zum Beispiel auch Abstimmungsverfahren zwischen Akteuren“, sagt Jan Hendrik Trapp vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu). Für den Erfolg sei wichtig, schon in der Vorplanungsphase eine frühzeitige Verständigung über gemeinsame Ziele zwischen Stadtentwicklung, Infrastrukturbetreibern und den Eigentümer*innen von Gebäuden und Grundstücken zu ermöglichen. So könne ein offener interdisziplinärer Austausch und Wissenstransfer zwischen den planenden Akteuren effektiv stattfinden. Trapp: „Damit Klimaanpassungsmaßnahmen effektiv umgesetzt werden, ist es zudem wichtig, dass die planungs- und umsetzungsrelevanten Akteure den Mehrwert kennen, der sich aus den Investitionen für die Kopplung blau-grün-grauer Infrastrukturen ergibt.“ Grünflächen blieben auch in Hitze- und Trockenperioden funktionsfähig und deren Aufenthaltsqualitäten erhalten. Auch werden Trinkwasserressourcen geschont.

Wissenstransfer zur klimagerechten Infrastrukturentwicklung: Infokartenset für die Planung

Um für Kommunen die Details anschaulich zu machen, entwickelte das Projektteam ein Infokartenset, das mögliche Maßnahmen, Voraussetzungen, Effekte und Kombinationsmöglichkeiten blau-grün-grauer Infrastrukturen praxisorientiert darstellt. Das für die Planung klimagerechter Quartiere entwickelte Kartenset ermöglicht es, vielfältige Optionen aufzuzeigen und erleichtert so den Austausch: zwischen Akteuren der kommunalen Planung in den Bereichen Quartiersentwicklung, Grün- und Wasserinfrastrukturplanung sowie Betreibern der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung und zum Beispiel privaten Immobilienbesitzer*innen. Die im Set enthaltenen Infokarten und Chips bilden mögliche Klimaanpassungsmaßnahmen anschaulich als Einzellösungen ab und lassen sich miteinander kombinieren.

„Das Kartenset bietet alle wichtigen Informationen zur Vernetzung blau-grün-grauer Infrastrukturen von Gebäudebegrünung über Betriebswassernutzung bis zur Bewässerung und dient als Planungshilfe und zur Vorbereitung kommunalpolitischer Entscheidungen“, erläutert Martina Winker vom ISOE. Für viele Akteure sei der Vernetzungsgedanke noch neu und könne deshalb einen Mehraufwand in der Planung und anschließenden Umsetzung bedeuten. „Die frühzeitige integrative Planung der blau-grün-grauen Infrastrukturen lohnt sich für Kommunen mehrfach, da sie Ressourcen schont und damit eine optimale Anpassungsstrategie an den Klimawandel ermöglicht“, so Jan Hendrik Trapp vom Difu. Daraus ergeben sich Synergieeffekte, die den Folgen des Klimawandels gezielt entgegenwirken können.

Weitere Informationen unter www.networks-group.de

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