Dramatischer Einbruch: Bau in Ostdeutschland in der Krise
25.08.2023Im ersten Halbjahr 2023 hat sich die Nachfrage nach Bauleistungen in Ostdeutschland insgesamt verringert. „Seit Jahresbeginn verschlechtern ungünstige exogene Faktoren die Auftragslage im ostdeutschen Bauhauptgewerbe und am Ende des ersten Halbjahres manifestiert sich das in einer deutlichen Konjunktureintrübung“, erklärte Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost (BIVO, www.bauindustrie-ost.de) nach Bekanntgabe der Juni-Ergebnisse im Bauhauptgewerbe für Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten durch das Statistische Bundesamt.
Auftragseingang: Nachfrage sinkt im Vorjahresvergleich real um 25 Prozent
Das Gesamtauftragsvolumen des ostdeutschen Bauhauptgewerbes belief sich im ersten Halbjahr 2023 auf insgesamt 9,6 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutete das einen nominalen Rückgang um 6,5 Prozent. Am stärksten traf es den Wohnungsbau. Das Auftragsvolumen sank hier um 31,4 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro. Im Öffentlichen Bau erreichte der Auftragseingang knapp 3,7 Mrd. Euro und verfehlte damit das Vorjahresergebnis nominal um 0,9 Prozent.
Der Straßenbau ging dabei mit Aufträgen in Höhe von 1,8 Mrd. Euro um 1,8 Prozent zurück. Im Wirtschaftsbau bezifferte sich das Auftragsvolumen auf 4,5 Mrd. Euro, was einem geringfügigen nominalen Anstieg von 0,5 Prozent entsprach. „Bei Berücksichtigung der enormen Preissteigerungen im Zusammenhang mit dem Bauen ergibt sich für das ostdeutsche Bauhauptgewerbe ein realer Rückgang des Auftragswertes um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was wir als dramatisch bezeichnen, zumal diese Negativentwicklung in Ostdeutschland sehr viel stärker ausfiel als in Westdeutschland“, merkte Momberg an.
Umsatz: Bautätigkeit geht real deutlich zurück
Das Bauhauptgewerbe in Ostdeutschland erzielte im ersten Halbjahr 2023 Umsatzerlöse in einem Umfang von insgesamt 9,8 Mrd. Euro. Der Vergleichswert des 1. Halbjahres 2022 wurde damit zwar nominal um 3,3 Prozent übertroffen, preisbereinigt allerdings um 15,2 Prozent verfehlt. Das Umsatzaufkommen im Wohnungsbau sank nominal um 9,2 Prozent auf knapp 2,2 Mrd. Euro. Der Umsatz im Öffentlichen Bau belief sich auf 3,4 Mrd. Euro (+6,9 %). Der Straßenbau verzeichnete mit Erlösen von 1,4 Mrd. Euro ein nominales Wachstum von 3,1 Prozent. Nominalen Zuwachs registrierte auch der Wirtschaftsbau. Sein Umsatz betrug 4,2 Mrd. Euro (+8,2 %). „Ein Blick auf die Entwicklung der Baugenehmigungen, die im ersten Halbjahr 2023 bei der Anzahl der geplanten Nichtwohngebäude um knapp 9 Prozent und bei Wohngebäuden sogar um rd. 35 Prozent unter denen des Vorjahres lagen, zeigt, dass sich in absehbarer Zeit keine Trendwende hin zum Besseren abzeichnet, denn die gegenwärtigen Rahmenbedingungen verhindern das - trotz eines bestehenden enormen Baubedarfs“, merkte Momberg abschließend an.
Berlin
· Gesamtauftragseingang real deutlich rückläufig
· Gesamtumsatz steigt lediglich nominal etwas an
· Zahl der Beschäftigten leicht unter Vorjahresniveau (-0,8 %)
Der Auftragseingang des Bauhauptgewerbes belief sich im ersten Halbjahr 2023 auf insgesamt 1,7 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahr war das ein nominales Plus von 0,2 Prozent, preisbereinigt (real) ein Minus von 15,3 Prozent. Der Wohnungsbau brach dramatisch ein. Sein Auftragseingang verringerte sich nominal um 24,8 Prozent auf 562,5 Mio. Euro. Anders der Wirtschaftsbau. Mit Bestellungen im Wert von 804,9 Mio. Euro lag der Auftragseingang nominal um 21,4 Prozent über dem von 2022. Auch der Öffentliche Bau verzeichnete mit einem Auftragsvolumen von 371,4 Mio. Euro nominal Wachstum (+14,1 %). Der Straßenbau legte in diesem Segment mit Aufträgen in Höhe von 159,5 Mio. Euro am deutlichsten zu (+30,6 %).
Der Umsatz des Berliner Bauhauptgewerbes betrug im ersten Halbjahr 2023 knapp 1,9 Mrd. Euro. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 war das ein nominaler Zuwachs von 2,6 Prozent, real allerdings ein Rückgang um 12,9 Prozent. Den stärksten Zuwachs verzeichnete der Wirtschaftsbau. Die Erlöse übertrafen hier mit 671,8 Mio. Euro den Vergleichswert von 2022 nominal um 16,9 Prozent. Der Öffentliche Bau erreichte mit 407,2 Mio. Euro ein nominal um 4,9 Prozent besseres Ergebnis als im Vorjahr. Dabei stieg der Umsatz im Straßenbau auf 142,2 Mio. Euro an (+7,8 %). Im Wohnungsbau verringerte sich das Umsatzaufkommen nominal um 7,9 Prozent auf 796,1 Mio. Euro.
Brandenburg
· Gesamtauftragseingang stark rückläufig
· Gesamtumsatz mit geringem nominalem Anstieg
· Zahl der Beschäftigten nimmt ab (-4,6 %)
Im Bauhauptgewerbe wurde im ersten Halbjahr 2023 ein Gesamtauftragseingang von 1,4 Mrd. Euro registriert. In Relation zum Vorjahr war das ein nominaler Rückgang um 18,2 Prozent, preisbereinigt (real) sogar um 34,2 Prozent. Im Wohnungsbau wurde bei Aufträgen im Wert von 228,6 Mio. Euro der Vergleichswert von 2022 nominal um 42,3 Prozent verfehlt. Das Auftragsvolumen im Öffentlichen Bau belief sich auf 504,1 Mio. Euro, was einem nominalen Rückgang um 14,7 Prozent entsprach. Der Straßenbau unterschritt dabei das Vorjahresergebnis mit 276,7 Mio. Euro um 5,2 Prozent. Im Wirtschaftsbau sank der Auftragswert nominal um 8,0 Prozent auf 672,9 Mio. Euro.
Der Umsatz betrug im ersten Halbjahr 2023 knapp 1,7 Mrd. Euro und befand sich damit nominal über dem Vorjahresniveau (+1,2 %), real allerdings um 14,9 Prozent darunter. Einen erheblichen nominalen Rückgang verzeichnete bei einem Umfang von 461,3 Mio. Euro der Wohnungsbau (-14,2 %). Im Öffentlichen Bau lagen die Umsatzerlöse bei 526,3 Mio. Euro. Das entsprach einem nominalen Zuwachs von 11,3 Prozent. Der Umsatz im Straßenbau war dabei mit 248,0 Mio. Euro um 2,7 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2022. Im Wirtschaftsbau summierten sich die Umsätze auf 686,1 Mio. Euro. In Relation zum Vorjahreszeitraum ergab das einen nominalen Zuwachs von 6,6 Prozent.
Sachsen
· Auftragseingang sinkt in allen Segmenten
· Gesamtumsatz mit lediglich nominalem Zuwachs
· Zahl der Beschäftigten nimmt ab (-2,5 %)
Im ersten Halbjahr 2023 verzeichneten die Unternehmen des Bauhauptgewerbes ein Gesamtauftragsvolumen von 3,0 Mrd. Euro. Im Vorjahresvergleich bedeutete das einen nominalen, nicht preisbereinigten Rückgang um 12,3 Prozent, real sogar um 33,0 Prozent. Im Wohnungsbau fiel der Nachfrageeinbruch am stärksten aus. Sein Auftragswert verringerte sich gegenüber 2022 nominal um 34,3 Prozent auf 312,8 Mio. Euro. Im Wirtschaftsbau verzeichnete der Auftragseingang mit 1,5 Mrd. Euro nominal ein Minus von 9,6 Prozent. Im Öffentlichen Bau ging das Auftragsvolumen nominal um 7,4 Prozent auf knapp 1,2 Mrd. Euro zurück; der Straßenbau ging mit Aufträgen im Wert von 558,0 Mio. Euro um 11,8 Prozent zurück.
Der Umsatz betrug im ersten Halbjahr 2023 insgesamt knapp 3,0 Mrd. Euro. Das bedeutete gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein geringes nominales Wachstum (+1,9 %), jedoch real einen erheblichen Rückgang (-18,8 %). Nominal rückläufig war allerdings nur der Wohnungsbau, dessen Erlöse sich um 14,5 Prozent auf 400,8 Mio. Euro verringerten. Im Öffentlichen Bau stieg das Ergebnis nominal um 11,4 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro an, wobei der Straßenbau um 0,2 Prozent auf 428,8 Mio. Euro zurückging. Mit einem Umsatzaufkommen von 1,5 Mrd. Euro übertraf der Wirtschaftsbau das Vorjahr nominal nur um 0,7 Prozent.
Sachsen-Anhalt
· Auftragseingang insgesamt zurückgegangen
· Gesamtumsatz nur nominal gestiegen
· Zahl der Beschäftigten leicht über Vorjahresstand (+0,6 %)
Im ersten Halbjahr 2023 wurden Aufträge im Wert von 1,3 Mrd. Euro verbucht. Im Vorjahresvergleich bedeutete das einen nominalen Rückgang um 3,7 Prozent, preisbereinigt sogar um 20,3 Prozent. Nachfragezuwachs verzeichnete nur der Wirtschaftsbau. Sein Auftragswert stieg nominal um 17,4 Prozent auf 737,9 Mio. Euro. Der Öffentliche Bau registrierte mit Aufträgen von 498,4 Mio. Euro ein Ergebnis nominal deutlich unter dem des Vorjahres (‑14,9 %). Davon entfielen auf den Straßenbau Order in Höhe von 313,0 Mio. Euro (-2,2 %). Der Wohnungsbau verfehlte mit einem Volumen von 107,0 Mio. Euro das Ergebnis von 2022 nominal am stärksten (-40,8 %).
Die Umsatzerlöse lagen im ersten Halbjahr 2023 mit einem Umfang von knapp 1,3 Mrd. Euro nominal um 8,8 Prozent über denen des Vorjahreszeitraums, real allerdings um 7,8 Prozent darunter. Einen starken nominalen Zuwachs erfuhr lediglich der Wirtschaftsbau. Die Erlöse waren hier mit 607,3 Mio. Euro um 23,5 Prozent höher als im Vorjahr. Im Wohnungsbau war bei einem Umsatz in Höhe von 173,1 Mio. Euro der höchste nominale Rückgang zu verzeichnen (-6,9 %). Der Öffentliche Bau wiederholte mit 473,5 Mio. Euro nominal in etwa sein Vorjahresergebnis (-0,3 %). Der Umsatz im Straßenbau stieg nominal um 15,3 Prozent auf 252,8 Mio. Euro.