Studie von BRANCHENRADAR.com bestätigt: Steildach in der Krise
16.11.2020Obgleich sich die Bauwirtschaft gegenüber der Coronakrise bislang als ziemlich resilient erweist, entwickelt sich auch im laufenden Jahr der Umsatz mit Dachmaterial für geneigte Dächer rückläufig. Laut einer Studie von „BRANCHENRADAR.com Marktanalyse“ sinken die Herstellererlöse voraussichtlich um knapp ein Prozent gegenüber Vorjahr auf insgesamt 946 Mio. Euro. Die Kontraktion erfasst alle Dachmaterialien mit Ausnahme von Eindeckungen aus Metall.
Die Ursachen für die nun bereits seit 2012 anhaltende Kontraktion sind leicht ausgemacht. Zum einen schrumpft der Anteil von Steildächern bei neuerrichteten Gebäuden sowohl im kleinvolumigen Wohnbau wie auch im Geschoßwohnbau konstant. Zudem werden Dächer von Einfamilienhäusern vermehrt als Pultdächer ausgeführt, wodurch pro Gebäude weniger Dachmaterial benötigt wird als bei einem Sattel- oder Walmdach. Der Trend zu kubischen Baukörpern mit geringerer Geschoßfläche verschärft die Lage zusätzlich.
Zum anderen verringert sich das Sanierungsvolumen Jahr für Jahr; nicht zuletzt, weil Fachkräfte für Dachsanierungen fehlen und die Handwerksbetriebe nicht in der Lage sind, die Personalressourcen aufzustocken. Infolge erhöhen sich die Preise für Dachneueindeckungen überproportional, wobei die zumeist nachträgliche Einbringung von Dämmungen die Sanierungskosten zusätzlich treiben.
Alles in allem sind die Rahmenbedingungen für die Hersteller verzwickt und man steht den Herausforderungen nahezu ohnmächtig gegenüber. Denn trotz hohem Organisationsgrad in verschiedenen Verbänden entwickelt man – etwa im Gegensatz zur Gebäudetechnik – auf politischer Ebene kaum Durchschlagskraft. Dabei gäbe es durchaus gute Argumente, liegt doch beispielsweise die Sanierungsrate bei Steildächern mittlerweile bei unter einem Prozent. Das bedeutet, dass eine Neueindeckung im Durchschnitt alle 100(!) Jahre erfolgt.
Insofern sind daher auch die Aussichten für die beiden kommenden Jahre wenig erfreulich. BRANCHENRADAR.com Marktanalyse geht von einem weiteren leichten Rückgang der Herstellererlöse aus.