Verbände der Gebäude-Allianz fordern Planbarkeit und soziale Gerechtigkeit statt Rückschritt bei der Wärmewende

Kurz vor der Bundestagswahl appellieren Verbände der Gebäude-Allianz, darunter die Deutsche Umwelthilfe (DUH), der Deutsche Caritasverband sowie der Bundesverband Wärmepumpen (BWP) gemeinsam an die kommende Bundesregierung, endlich für Planbarkeit und soziale Gerechtigkeit im Gebäudesektor zu sorgen. Menschen und Unternehmen brauchen stabile Rahmenbedingungen, keine Symbolpolitik oder kurzfristige Rückschritte. Die kommenden Jahre sind entscheidend, um soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und wirtschaftliche Stabilität im Gebäudesektor voranzutreiben – er darf nicht zum Spielball im Wahlkampf werden.

DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz: „Mit der Abschaffung des Heizungsgesetzes auf Stimmenfang zu gehen, bedeutet schlichtweg, die Menschen mit den Herausforderungen der Wärmewende allein zu lassen. Dabei hat die kommende Bundesregierung keine Zeit für diesen Rückschritt. Sie muss Verbraucherinnen und Verbraucher vor steigenden CO₂-Preisen schützen und den Klimaschutz im Gebäudesektor dringend voranbringen. Energieeffiziente Gebäude spielen dabei eine Schlüsselrolle. Damit es nach jahrelanger Talfahrt und Sanierungsflaute vorangeht, gehen Menschen diesen Freitag beim Klimastreik auf die Straße. Wir appellieren an die zukünftige Bundesregierung, diese Menschen nicht durch Rückschritte zu enttäuschen, sondern handfeste Lösungen vorzulegen, um die Wärmewende zu beschleunigen und als Teil der Wohnungsfrage, der Energiewende sowie als Wirtschaftsmotor zu verstehen.“

Eva Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbands: „Es ist ein Kernanliegen sozialer Gerechtigkeit, die klimafreundliche Gebäudesanierung ganz oben auf die politische Agenda zu setzen. Gerade Menschen mit kleinen Einkommen leben viel zu oft in schlecht isolierten Wohnungen. Ein großer Teil ihres Einkommens wird für Heizkosten verbraucht, im Sommer sind die Wohnungen gesundheitsgefährlich heiß. Das berichten unsere Caritas-Stromsparhelfer seit Jahren. Wir wiederholen unsere Forderung, an den ambitionierten Klimazielen für den Gebäudesektor festzuhalten und die Sanierung so zu fördern, dass die schlecht isolierten Wohnungen der ärmsten Familien am meisten profitieren. Hitze und Kälte sind aber auch in Kitas, Schulen oder Seniorenheimen eine große Belastung. Auch für die gemeinnützigen Träger der Freien Wohlfahrtspflege und die Kommunen braucht es zielgenaue nationale und europäische Förderprogramme.“

Björn Schreinermacher, Leiter Politik des BWP: „Nach dem starken Rückgang beim Absatz von Wärmepumpen im letzten Jahr erholt sich der erneuerbare Wärmemarkt jetzt langsam wieder. Hersteller, Installateure, Energieberater und viele weitere Marktakteure sehen, dass die Regelungen aus dem GEG und die verbesserte Förderung immer stärker wirken. Viele Informationen haben einfach Zeit gebraucht, um bei den Betroffenen anzukommen, zum Beispiel dass die BEG eine besondere Förderung für Gebäudeeigentümer mit niedrigerem Haushaltseinkommen beinhaltet. Die Regelungen bilden jetzt die zentrale Planungsgrundlage für alle an der Wärmewende beteiligten Branchen und auch für die Transformation von fossilen zu erneuerbaren Geschäftsmodellen. Zumeist handelt es sich um mittelständische Unternehmen, vielfach mit Arbeitsplätzen im ländlichen Raum. Sie erwarten, dass die Politik ihnen eine klare Perspektive aufzeigt, indem sie die Rahmenbedingungen im Gebäudebereich stabilisiert und disruptive Eingriffe vermeidet.”

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