Bauunternehmen beweisen zwar„Nehmerqualitäten“, dennoch ist die Stimmung durchwachsen

Der Bau ist seit Monaten in den Negativschlagzeilen: Kostenexplosionen und Lieferverzüge bei Baustoffen wegen des Kriegs in der Ukraine, der Wohnungsbau liegt am Boden, die Kommunen halten sich zurück mit Bauaufträgen – und dennoch halten gerade die Mittelständler die Fahnen nach wie vor tapfer hoch. Das ist eines der Ergebnisse des „StimmungsBAUrometers“, mit dem die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB, www.bvmb.de) das Stimmungsbild in der Baubranche ausgelotet hat.

Über 100 Baufirmen wurden anonym befragt. 81 Prozent blicken trotz aller Wirren auf ein positives Baujahr 2023 zurück. „Die Vorzeichen für 2024 trüben allerdings merklich ein“, fasst BVMB-Hauptgeschäftsführer Michael Gilka zusammen, was die Betriebe gemeldet haben. Die Nachfrage gehe weiter zurück. Die Baubranche rechne für das kommende Jahr mit einer weiteren Abkühlung. Die Stimmung ist aber auch für nächstes Jahr immer noch bei knapp zwei Dritteln der Baufirmen gut.

Fachkräftemangel als größtes Problem

81 Prozent der befragten Bauunternehmen haben ihre Geschäftslage 2023 als gut oder eher gut beschrieben. 61 Prozent gehen weiterhin nicht davon aus, dass sich die Lage im neuen Jahr verschlechtert. Ein überraschendes Ergebnis einerseits, wenn man die Lage am Bau aktuell betrachtet? „Das liegt nicht in erster Linie daran, dass es allen Baufirmen wirklich glänzend gehen würde, sondern da spiegelt sich schon auch ein Stück weit wider, dass die Bauunternehmer grundsätzlich große Nehmerqualitäten haben“, beschreibt BVMB-Hauptgeschäftsführer Michael Gilka die „Stehaufmännchen-Mentalität“, insbesondere der mittelständischen Baubetriebe. Dass die Stimmung insgesamt in der Bauwirtschaft noch relativ gut ist, liegt laut Gilka im Wesentlichen an den Segmenten Infrastrukturbau sowie Gewerbe- und Industriebau, die noch „recht gut laufen“.

Die Umfrage, die die BVMB zusammen mit dem Berater-Team Bau und der BauPlus GmbH Consulting durchgeführt hat, zeigt aber auch, dass die Bauwirtschaft durchaus zu kämpfen hat. Wiederum 81 Prozent der befragten Betriebe nannte den Fachkräftemangel als größtes Problem in der Branche. Das sind noch einmal 6 Prozent mehr als im Vorjahr. 37 Prozent der Befragten gaben an, dass der Krankheitszustand der Belegschaft ein Problem war, mit dem sie nur bedingt zurechtgekommen sind. 82 Prozent der Unternehmen (im Vorjahr waren es noch 65 Prozent) klagen zwischenzeitlich über einen Rückgang der Nachfrage. Gut ein Drittel der Unternehmen gab an, dass sie diese Herausforderung im ablaufenden Jahr noch nicht gelöst haben. Generell eine Entspannung meldet die Baubranche bei der Verfügbarkeit von Materialien sowie beim Thema Lieferverzug.

Drei Viertel der Baufirmen sehen politische Rahmenbedingungen als Risiko

Die Aussichten für das kommende Baujahr sind laut Stimmungsbarometer zwar immer noch vergleichsweise gut. 75 Prozent der Befragten bewerten aber die politischen Rahmenbedingungen für das kommende Geschäftsjahr als „riskant“. Sie meinen damit insbesondere Eingriffe der Politik in den Markt wie etwa beim Thema Klimaschutz oder durch einen noch stärkeren Aufbau von bürokratischen Hürden. „Für viele Unternehmen ist die Situation inzwischen schwierig und wenig planbar. Es fehlt schlicht die Verlässlichkeit“, erklärt Gilka.

Jedes zweite Unternehmen und damit 10 Prozent mehr als im Vorjahr sieht die Nachfragesituation und die Krankheitsfälle im Unternehmen als Gefahr für das kommende Baujahr an. 14 Prozent der Unternehmen gab an, die Zahl ihrer Mitarbeiter im kommenden Jahr verringern zu wollen oder zu müssen. 58 Prozent der Baufirmen wollen ihre Mitarbeiterzahl beibehalten. 28 Prozent möchten sie sogar erhöhen. Die wichtigsten eigenen Aufgaben für das Baujahr 2024 sehen die befragten Unternehmen bei Mitarbeitern, Organisation, Abläufen, Strategien und Nachhaltigkeit.

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