Fördermitteloptimierte Modernisierung
Mit der Modernisierung eines 12-Familien-Hauses hat die Baugenossenschaft Zuffenhausen eG attraktiven Wohnraum geschaffen und dafür Fördermittel optimal genutzt. Durch den Einsatz eines Mini-Blockheizkraftwerks wurde hier der EnEV-Neubaustandard erreicht und damit ein Teilschulderlass verfügbar, über den sich die zukunftsfähige Technik vollständig selbst finanzierte.
In Zusammenarbeit mit der auf die Sanierung von Wohnimmobilien spezialisierten Wolf & Mögle GmbH entwickelte Bernd Heinl, Technischer Vorstand der Baugenossenschaft Zuffenhausen, ein 3-stufiges Modernisierungskonzept. Dabei sollten alle Maßnahmen als Ganzes ausgeführt werden und langfristig greifen. Gleichzeitig sollten die Wohnungen für die Dauer der Maßnahmen bewohnbar bleiben und die Eingriffe bei den Mietern so gering wie möglich sein. „Wichtig war es uns dabei, einen Überblick über den Kosten/Nutzen-Aspekt der verschiedenen Maßnahmen zu erhalten. Das Erreichen des EnEV-Neubauniveaus in einem Bestandsgebäude ist mit beträchtlichen Einsparungen, aber natürlich auch mit entsprechenden Investitionen verbunden“, erläutert Uwe Zimpfer, Betriebsleiter des für die Umsetzung zuständigen Unternehmens. „Deshalb wollten wir sicher gehen, dass wir den geforderten Standard auf möglichst effiziente Weise erreichen, was Energieeinsparungen und Kapitaleinsatz betrifft.“
Schritt 1: Reduzierung des Energiebedarfs (139,19 kWh/m²a)
Die Basis hierfür bildete zunächst eine umfassende Dämmung der Gebäudehülle. So wurden die Außenwände mit einem 14 cm starken Wärmedämmverbundsystem, die oberste Geschossdecke zum unbeheizten Dachraum mit einer 12 cm und die Kellerdecke mit einer 4 cm Dämmschicht versehen. Weiterhin wurden alle Fenster und Balkontüren gegen neue Elemente mit Zweischeiben-Wärmeschutzverglasung ausgetauscht. Ein besonderes Augenmerk galt zudem der Beseitigung der Wärmebrücken. Auf diese Weise konnten bereits die EnEV-Anforderungen an die Transmissionswärmeverluste (Neubau 0,56 W/m²) mit 0,49 W/m²K deutlich unterschritten und der Primärenergiebedarf auf 139,19 kWh/m²a reduziert werden.
Schritt 2: Erneuerung der Anlagentechnik (104,9 kWh/m²a)
Die Heizungs- und Warmwasserversorgung in dem Wohnhaus erfolgte dezentral über ein Sammelsurium von Gaseinzel- sowie Nachtspeicheröfen, Elektroheizlüftern, Gas- und Elektrodurchlauferhitzern. Diese im Laufe der Jahrzehnte entstandene Situation war mit hohen Kosten für die Mieter verbunden und belastete vor allem angesichts des hohen Stromanteils auch die Energiebilanz nachhaltig. Darüber hinaus mussten die Gasgeräte nach bis zu 30 Jahren Betrieb sowieso erneuert werden. Aus diesen Gründen fiel hier die Entscheidung für die vereinheitlichende Umstellung auf eine effiziente Zentralheizung mit Gasbrennwerttechnik, welche zudem über einen indirekt beheizten Speicher die Warmwasserversorgung übernimmt.
Da die Eingriffe in die Wohnungen möglichst gering sein sollten, wurden die Versorgungsleitungen des Heizsystems innerhalb der Wärmedämmung auf der alten Außenwand zu den einzelnen Räumen geführt. Der Anschluss an die neuen Heizkörper konnte so direkt durch die Wand erfolgen, wodurch das aufwändige und unschöne Verlegen von Rohren im Innenbereich vermieden werden konnte. Die Warmwasserversorgung wurde über einen zentralen Steigstrang sicher gestellt, wobei die Leitungsanbindung im Rahmen der parallel stattfindenden Badmodernisierung einfach und schnell realisiert werden konnte. Insgesamt konnte der Primärenergie so noch einmal deutlich auf 104,9 kWh/m²a gesenkt werden.
Schritt 3: Einsatz des Mini-BHKWs (87,08 kWh/m²a)
Um den EnEV-Neubaustandard von 96,7 kWh/m²a zu erreichen und so den gewünschten Teilschulderlass zu erhalten, musste der Primär-energiebedarf des Gebäudes trotz der bereits erzielten, erheblichen Einsparungen noch einmal um nahezu 10% gesenkt werden. Für diesen letzten Schritt entschied sich die Baugenossenschaft Zuffenhausen zum ergänzenden Einsatz eines Ecopower Mini-Blockheizkraftwerks. Das kompakte Gerät erzeugt nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Wärme. Da der Strom nicht mehr verlustbehaftet im Großkraftwerk erzeugt werden muss, werden die daraus resultierenden, indirekten Primärenergieeinsparungen im Energieausweis berücksichtigt, wodurch sich der Primärenergiebedarf des Gebäudes auf 87,08 kWh/m²a reduzierte.
Das Mini-BHKW konnte aufgrund der geringen Abmessungen direkt in der Heizzentrale parallel zum Gasbrennwert-Heizgerät eingebunden werden. Mit einer thermischen Leistung von 4 bis 12,5 kW deckt das kleine Kraftwerk dabei die Grundlast der Wärmeversorgung, während der Vaillant ecoTEC Spitzenlastkessel mit einer Leistung von 65 kW nur bei höherem Energiebedarf zugeschaltet wird. Den Großteil des vom Mini-BHKW erzeugten Stroms verkauft die Baugenossenschaft direkt an den örtlichen Energieversorger und erwirtschaftet so jedes Jahr einen spürbaren Gewinn. Die Höhe der Vergütung ist an die Preisentwicklung der Leipziger Strombörse gekoppelt und steigt so in Zukunft mit den Strompreisen. Dabei wird die Einspeisung vom Staat noch einmal mit einem KWK-Bonus von 5,11 ct/kWh gefördert. Darüber hinaus wird die für das verbrauchte Erdgas gezahlte Energiesteuer in Höhe von 0,55 ct/kWh zurückerstattet. Dieser Vorteil macht etwa 10 – 15 % des Gaspreises aus und wird über die Heizkostenabrechnung direkt an die Mieter weitergegeben. Zudem wird der günstige Mini-BHKW-Strom auch für die allgemeine Hausversorgung genutzt, wodurch die Nebenkosten noch einen Schritt weiter gesenkt werden konnten. Gleichzeitig werden durch den Einsatz des kleinen Kraftwerks jedes Jahr noch einmal mehr als 12 Tonnen CO2 zusätzlich eingespart – ein Beitrag zum Umweltschutz, der zu einer hohen Akzeptanz bei den Mietern führt und den die BGZ auch öffentlichkeitswirksam kommuniziert. „Insgesamt hat sich der Einsatz des Mini-BHKWs sowohl für uns als auch für die Mieter sehr positiv ausgewirkt und stellt eine echte Win-Win-Lösung dar“, so die Bilanz von Heinl, Technischer Vorstand der Baugenossenschaft Zuffenhausen. „Vor allem wenn man bedenkt, dass sich die Anlage über den Teilschulderlass des KfW-Darlehens quasi sofort amortisiert hat und wir den Erlös aus dem Stromverkauf von Anfang an als Gewinn verbuchen konnten. Für uns als Baugenossenschaft haben vorausschauende Investitionen in den Bestand und die damit verbundene Mieterbindung einen sehr hohen Stellenwert. Gerade bei fördermitteloptimierten Modernisierungen, wie wir sie durchführen, sehe ich in der Mini-BHKW-Technik eine sehr gute Möglichkeit, unsere Mittel mit hoher Effizienz einzusetzen.“