Bauen, was das Zeug hält

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

auf dem Papier genehmigt ist zwar noch lange nicht gebaut. Dennoch ist die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland von Januar bis Juli 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Laut Statistischem Bundesamt wurden insgesamt 221.115 Wohnungen bewilligt. Das entspricht einem Anstieg von 6,6 Prozent.

Nach Ansicht des BFW Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen muss die Entwicklung jedoch differenziert betrachtet werden. „Insbesondere in den Metropolen ist die Lage der Wohnungsmärkte weiterhin angespannt“, sagt BFW-Präsident Andreas Ibel.

Die neuen Zahlen zeigen vor allem bei Ein- und Zweifamilienhäusern (+7,8 bzw. +33,8 Prozent) deutliche Zuwächse. Ibel: „Hier sehen wir die Effekte der Corona-Krise: Viele Menschen wollen mehr Platz und ein Lebensumfeld im Grünen – zu bezahlbaren Preisen.“

Der Neubau von Mehrfamilienhäusern dagegen stagniere (+1,9 Prozent) und das sei vor allem in den Ballungsgebieten ein Problem.

Für Ibel steht deshalb fest: „Die Politik muss in der neuen Legislaturperiode Anreize und Rahmenbedingungen schaffen, um den Neubau anzukurbeln.“ Dazu gehörten Bürokratieabbau sowie effektive Planungs- und Genehmigungsverfahren.

Der BFW-Präsident erhofft sich von der künftigen Bundesregierung einen stärkeren Fokus auf die Bezahlbarkeit des Bauens und Wohnens. „Jeder weitere staatliche Regulierungsversuch sorgt nur für Verunsicherung und macht den Mietwohnungsbau für Investoren unattraktiv.“ 

Bereits zur Halbjahresbilanz der Baugenehmigungen hatte IG BAU-Chef Robert Feiger erklärt: „Mehr Baugenehmigungen bedeuten nicht automatisch auch mehr Wohnungen. Entscheidend ist deshalb, die Wohnungen jetzt auch zu bauen.“

Feiger zufolge brauche man von der neuen Bundesregierung eine Planungssicherheit, die über die Legislaturperiode hinausgeht. „Dazu gehören vor allem klare mittel- bis langfristige Zusagen für die Förderung des sozialen und bezahlbaren Wohnungsbaus.“ Erst dann könne der Staat damit rechnen, dass die Bauwirtschaft ihre Kapazitäten weiter verlässlich hochfährt.

„Der Anstieg der Baugenehmigungen führt bereits seit einiger Zeit auch zu mehr Baufertigstellungen“, meint wiederum Jürgen Michael Schick, Präsident des Immobilienverband Deutschland IVD. Für einige Großstädte hätten Marktforschungsinstitute deshalb sogar schon sinkende Mieten nachgewiesen. Neue Daten von IVD Research für 2021 zeigen laut Schick, dass sich die Mietenanstiege bundesweit nur noch im Rahmen der Inflationsrate bewegen.

Auffällig ist Schick zufolge auch der deutliche Anstieg der Baugenehmigungen gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um 15,3 Prozent: „Erfreulich ist, dass die Zahl der Baugenehmigungen bundesweit auch gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 gesteigert werden konnte. Es handelt sich beim aktuellen Anstieg also um eine nachhaltige Entwicklung und keinen pandemiebedingten Sondereffekt.“

Wenn das mal keine gute Nachricht ist.

Ihr

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