WDVS-Mineralwolle: Dämm-Variationen
Erhöhte Brandschutz-Vorschriften, die Energieeinsparverordnung 2016 und neue KfW-Förderungen sind wichtige Änderungen, die den Einsatz von Fassadendämmung durch Mineralwolle sicherer und attraktiver machen. Gleichzeitig sind die Energiepreise für Heizöl so niedrig wie nie. Da stellt sich die grundsätzliche Frage: Lohnt sich eine energetische Sanierung oder ein energieeffizienter Neubau?
Neu errichtete Wohnhäuser müssen seit diesem Jahr weniger Energie für das Heizen, Kühlen, Lüften und die Warmwasserbereitung verbrauchen.
Gegenüber den zuvor bestehenden Anforderungen senkt die aktuelle Energieeinsparverordnung (EnEV) den maximal erlaubten jährlichen Bedarf an Primärenergie um 25 %. Eine wichtige Maßnahme, um dieses Ziel zu erreichen, ist die effiziente Dämmung der Gebäudehülle mit Mineralwolle.
Für die Dämmung gibt es keine konkreten Vorgaben. Allerdings setzt die Verordnung einen Höchstwert in Bezug auf den sogenannten Transmissionswärmeverlust, also die Energie, die über Fassaden, Dächer, Fenster und Bodenplatten verloren gehen darf. Diese Höchstgrenze für die Wärmeverluste liegt um etwa 20 % unter den bisher geltenden Werten. Wer dabei auf Mineralwolle setzt, hat gute Karten, denn mit den Dämmstoffen aus Glas- und Steinwolle lassen sich auch die verschärften Werte ohne Weiteres einhalten.
Ältere Gebäude ebenfalls betroffen
Bei älteren Gebäuden sieht die EnEV zunächst keine erhöhten Anforderungen beim baulichen Wärmeschutz vor. Doch Eigentümer von Altbauten können von den neuen Nachrüstpflichten für alte Heizkessel betroffen sein. Eine Verpflichtung zur Einhaltung der in der EnEV genannten Anforderungen greift für Fassaden wie bisher dann, wenn auf der Außenwand der Außenputz erneuert oder Bekleidungen angebracht werden. Das ist der rechtliche Dämm-Rahmen. Doch welche Varianten gibt es, um eine Fassadendämmung mit Glas- oder Steinwolle umzusetzen?
Variante I: Das WDVS
Ein bewährter Weg zum Rundum-Wärmeschutz ist ein Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS). Es lässt sich beim Neubau von vornherein planen und anbringen, eignet sich aber auch sehr gut für die energetische Sanierung bestehender Gebäude. In beiden Fällen werden Dämmplatten aus Steinwolle an den Außenwänden angebracht – man kann sie dort mit Klebemörtel und auch Dämmstoffdübeln fixieren. Im nächsten Schritt folgt eine stabilisierende Schicht Armierungsmörtel, in die ein Armierungsgewebe eingebettet wird. Diese Schicht fängt Spannungen im Material auf, die durch Temperaturschwankungen entstehen können. Schließlich folgt ein Oberputz. Er schützt die Wand vor Witterungseinflüssen und bietet zugleich viele Möglichkeiten für eine attraktive Gestaltung.
Mineralwolle bringt als Dämmstoff in einem WDVS klare Vorteile mit: Sie ist wirtschaftlich, dauerhaft wirksam und als Baustoff der Klasse A1 nichtbrennbar. Wegen ihrer hervorragenden Brandschutzeigenschaften lassen sich damit auch höhere Gebäude unkompliziert dämmen.
Richtig ist aber auch: Die Forderungen der Bauaufsicht für vorbeugenden Brandschutz sind verhältnismäßig gering, wenn es um die Nichtbrennbarkeit von Baustoffen geht. Beim ein- bis zweigeschossigen Wohnhaus gibt es hierfür fast keine Vorschriften. Allerdings hat eine Bauweise nach dem Mindeststandard meist wenig Reserven und sie erfüllt häufig weder einen umfassenden, vorbeugenden Brandschutz, noch ist sie zukunftsweisend. Bei höheren Gebäuden ist deshalb der Einsatz von Mineralwolle immer Vorschrift: entweder vollständig als nichtbrennbares WDVS oder in Form von Brandriegeln, wenn ein System mit Polystyrol verwendet wird.
Hinsichtlich der Verwendbarkeit eines WDVS fordern die Landesbauordnungen eine Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (AbZ) durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt). Zugelassen ist dann immer ein komplettes System aus optimal aufeinander abgestimmten, ebenfalls bauaufsichtlich zugelassenen Komponenten. Ausführende Betriebe sind darum gut beraten, innerhalb des jeweiligen Systems zu bleiben und nicht etwa Komponenten verschiedener Systeme und Sortimente zu kombinieren. Durch die konsequente Verwendung eines zugelassenen Systems vermeidet ein Handwerker Mängelrügen durch den Auftraggeber aufgrund einer fehlenden Zulassung. Zugleich erhält er sich die Systemgarantie seines Systemlieferanten.
Variante II: Zwei Schalen, ein Kern
Eine weitere Möglichkeit zur lückenlos gedämmten Fassade bietet die Errichtung eines zweischaligen Mauerwerks. Dabei bestehen die tragenden Außenwände aus rationell zu verarbeitenden Mauersteinen, vor die eine zweite Schale aus dekorativen und wetterbeständigen Steinen gesetzt wird, etwa aus Mauerklinkern. Die Dämmung wird zwischen den beiden Schalen angebracht. Bei einem Neubau eignen sich dafür sehr gut Glas- oder Steinwolleplatten. Da sich diese Dämmschicht zwischen den beiden Schalen befindet und heute sinnvollerweise ohne zusätzliche Luftschicht verarbeitet wird, spricht man hier von einer Kerndämmung.
Die Kerndämmung ist aber nicht auf Neubauten beschränkt. Bestehende Häuser, bei denen zwischen den beiden Schalen ein Hohlraum existiert, lassen sich auch nachträglich mit einer Kerndämmung versehen. Dazu bläst man lose, wasserabweisende Mineralwolle-Flocken in den Hohlraum ein. Sie verdichten sich dort und bilden eine durchgehende Dämmschicht. Auch bei dieser Methode bietet die Nichtbrennbarkeit von Mineralwolle den großen Vorteil, dass man sich im Zuge der Wärmedämmung keine Probleme oder Schwachstellen hinsichtlich des Brandschutzes ins Haus holt.
Variante III: Freiraum für die Gestaltung
Nicht immer wünschen sich Bauherren eine Fassade aus Sichtmauerwerk oder Putz. Ob sich ein Haus mit Schiefer- oder Holzbekleidungen in ein landschaftstypisches Bild einfügen soll oder ob Materialien wie Naturstein, Keramik oder Metall die architektonische Gestaltung unterstützen sollen – auch in diesen Fällen bietet Mineralwolle die Möglichkeit, einen wirksamen Wärmeschutz zu erzielen: mit einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade. Sie besteht aus einer Unterkonstruktion aus Holzlatten oder Metallprofilen, die ebenso wie die Mineralwolle-Dämmplatten auf der Außenseite der tragenden Wand befestigt wird. Sinnvoll ist dabei eine mindestens 12 cm dicke Dämmschicht. Als sichtbare Ebene folgt schließlich die Bekleidung, die Wetterschutz bietet und das Erscheinungsbild des Hauses bestimmt. Zwischen Dämmung und äußerer Bekleidung liegt dabei ein hinterlüfteter Hohlraum von mindestens 2 cm. Er sorgt dafür, dass eindringende Feuchtigkeit gleich wieder aus der Konstruktion ablüften kann.
Die vorgehängte hinterlüftete Fassade eignet sich für Neubauten und bestehende Gebäude gleichermaßen. Bei einer Sanierung bietet sie die Möglichkeit, auch eine weniger alltägliche Gestaltung aufzugreifen, ohne dabei auf einen wirksamen Wärmeschutz zu verzichten. Ganz gleich, welche Lösung man aus gestalterischen oder technischen Gründen bevorzugt, ob man neu baut oder saniert: Mit Mineralwolle lassen sich zeitgemäße Dämmwerte erzielen und bei fachgerechter Verarbeitung über Jahrzehnte so unvermindert Energie und Kosten sparen.
Zusätzlich profitiert die Umwelt: Glaswolle besteht bis zu 80 % aus Altglas. Die Verwendung von solchen Glasabfällen spart nicht nur Rohstoffe, sondern auch viel Energie in der Produktion. Das Rohmaterial für Steinwolle findet sich überall und fast unbegrenzt. Verwendet werden hauptsächlich heimatliche Vorkommen von Feldspat, Dolomit, Basalt, Diabas und Kalkstein. Aber auch Recyclingstoffe, wie alte Mineralwolle und Altglas kommen zum Einsatz. Generell benötigt man nur wenig Rohstoff, um viel Dämmstoff zu erhalten. So entstehen aus 1 m³ Rohstoff bis zu 150 m³ Mineralwolle.
Behaglichkeit
Wenn man gerne Zeit in den eigenen vier Wänden verbringt, wenn es weder zu kalt noch zu warm ist, wenn man sich rundum wohlfühlt – dann lässt sich das in einem Wort zusammenfassen: Behaglichkeit. Ein wichtiger Baustein auf dem Weg dorthin ist ein leistungsfähiger Dämmstoff wie Mineralwolle. Damit in einem Raum Behaglichkeit einkehrt, sollten darin gleichbleibend angenehme Temperaturen herrschen. Eine Dämmung verhindert im Winter Wärmeverluste durch die Außenwände, Geschossdecken und Zwischenwände zu unbeheizten Bereichen. So kann die Heizung mit überschaubarem Energieeinsatz die Temperatur in einem Raum konstant auf dem gewünschten Niveau halten. Im Sommer hält die Dämmung unerwünschte Hitze fern. Beide Effekte sorgen dafür, dass zum einen das Thermometer Wohlfühlwerte zeigt und dass zum anderen diese Werte auch ohne wesentliche Schwankungen gehalten werden. Aber lohnt sich energieeffizientes Bauen mit Mineralwolle auch unabhängig vom der Verbesserung der Behaglichkeit und dem Umweltschutzgedanken?
Niedrige Energiepreise?
Statt mehr, werden immer weniger Gebäude in Deutschland saniert: 2014 wurden nur noch 34,8 Milliarden Euro für das Dämmen und energetische Sanieren ausgegeben. Nach einer Erhebung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) wurden 2010 noch rund 40,9 Milliarden Euro in die Gebäudesanierung oder den Austausch von Heizkesseln gesteckt. Hintergrund ist auch, dass die Energiepreise aufgrund der niedrigeren Öl- und damit Benzin- und Dieselpreise aktuell so niedrig scheinen wie nie zuvor. Für das Wohnhaus gilt das jedoch aktuell nur für Heizöl, nicht für Erdgas oder insbesondere Strom. Diese Preise sind weiterhin auf hohem Niveau bzw. steigen weiter.
Dabei sind sich alle Experten einig, dass auch die Ölpreise wieder steigen werden, dafür wird bei dieser endlichen Ressource schon die aktuell stark verringerte Investitionstätigkeit in neue Ölquellen sorgen. Und damit wird auch der Heizölpreis wieder steigen. Langfristig rechnet sich eine Investition in geringeren Energieverbrauch also immer. Zum einen machen bei einer Sanierung die energiebedingten Mehrkosten (z.B. in Dämmstoff) nur einen Teil der Gesamtkosten aus, zum anderen sparen diese unabhängig von der Energiepreisentwicklung über das gesamte Bauteilleben Energie und begrenzen damit nachhaltig die Energiekosten und damit die „2. Miete“.
Im Ergebnis sind es also zwei Vorteile: Unabhängigkeit von möglicherweise bald wieder flächendeckend steigenden Energiepreisen, ein gutes Wohngefühl und der Umweltschutzgedanke.
Bessere Förderung
Konsequenterweise werden diese Vorteile auch von staatlicher Seite unterstützt: Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat ihre Förderung verbessert. Wer ein KfW-Effizienzhaus neu baut oder saniert, profitiert seit 1. April 2016 von einer gestiegenen Kredithöchstgrenze der KfW von 50.000 auf 100.000 Euro pro Wohneinheit und höheren Tilgungszuschüssen. Außerdem gibt es einen günstigen Zinssatz von derzeit 0,75 %. Zusätzlich wird eine Kreditvariante eingeführt, die den Zins für 20 statt bisher maximal 10 Jahre festschreibt – Bauherren erhalten so eine außerordentlich hohe Planungssicherheit.
Auch wer für die Sanierung keinen Kredit aufnehmen möchte, kann auf Geld von der KfW zählen: Förderfähig werden nun auch leicht auszuführende Einzelmaßnahmen, die sich schnell rentieren. Dazu zählen etwa die Dämmung der Kellerdecke, der obersten Geschossdecke oder der Heizungsrohre.
Einzelmaßnahmen werden mit einem Zuschuss von 7,5 % der Kosten gefördert, für Maßnahmen, die zu einem KfW-Effizienzhaus 55 führen, gibt es sogar bis zu 30 %.
Glaswolle besteht bis
zu 80 % aus Altglas.
Aus 1 m³ Rohstoff entstehen bis zu 150 m³ Mineralwolle.
Langfristig rechnet sich eine Investition in geringeren
Energieverbrauch immer.