Dicht gemacht!

Optisch und energetisch aufgewertet: Am Gräfenbergweg in Kirchheim/Teck sanierte die Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen eG 96 Wohnungen.

„Das Interesse an Wohnungen der Genossenschaft ist ungebrochen hoch“, so Ulrich Lippmann, Bauleiter bei der Kreisbau. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, berücksichtigt die Genossenschaft bei ihren Planungen die demografische Entwicklung und gestaltet deshalb einen Großteil der Bestandswohnungen so, dass diese „von Menschen aller Altersgruppen“ bewohnt werden können. Insgesamt flossen 2013 rund 4 Mio. € in laufende Reparaturen, Umzugswohnungen, Sanierung im Bestand (900.000 €) und Modernisierungen (2 Mio. €). Zur Finanzierung der energetischen Sanierungen nimmt die Kreisbau unter anderem zinsgünstige Fördermittel aus dem KfW-Programm in Anspruch. Mit der Erstellung der Energieausweise ist das Büro für Bautechnik und Gebäudeenergieberatung Gerd Kicherer aus Beuren beauftragt.

Zu den 2013 realisierten Projekten gehört die Modernisierung von vier Gebäuden im Gräfenbergweg in Kirchheim aus dem Jahr 1962 mit insgesamt 96 Wohnungen – und zwar unter optischen wie auch energetischen Aspekten. Zum einen konnte durch ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) von Knauf der Endenergiebedarf auf unter 100 kWh/m² und Jahr gesenkt, zum anderen durch das Anbringen neuer, größerer Balkone zusätzlich der Wohnkomfort gesteigert werden. Anstatt drei stehen den Mietern nun 8 m² Fläche zur Verfügung. Insgesamt investierte die Kreisbaugenossenschaft rund 1,8 Mio. € in den Erhalt der Gebäude; 750.000 € davon entfielen auf die Fassadendämmung. Zur Umsetzung wurde ein KfW-Kredit „Energieeffizient Sanieren“ beantragt; die restliche Summe aus Eigenmitteln finanziert.

In den Jahren zuvor waren im Gräfenbergweg bereits kleinere Sanierungsmaßnahmen erfolgt: So wurden 1998 die Fenster ausgetauscht, im Jahr 2000 erfolgte die Dämmung der obersten Geschossdecken, zehn Jahre später wurden auch die Kellerdecken ge­­dämmt. Als größte Schwachstellen erwiesen sich die Balkonplatteneinbindung an der Geschossdecke (Wärmebrücke) sowie die unzureichende Dämmung an der Deckenstirn. Auch gab es Schimmelprobleme in den Wohnungen. Lippmann: „Unser Ziel war der Gesundheitsschutz der Bewohner, aber auch eine Reduktion der Heizkosten durch eine wärmebrückenfreie Fassadenhülle und damit eine Wohnwertsteigerung.“

Thermisch entkoppelte Balkone

Dazu wurden in einem ersten Schritt die alten Balkone entfernt und die neuen thermisch entkoppelt: Sie stehen jetzt eigenständig auf neuen Fundamenten. Danach ging es an die Dämmung der 6000 m² großen Fassadenflächen mit einem WDVS. Durch diese Maßnahme konnte der U-Wert der Außenwand auf 0,20 W/m²K gesenkt werden. Zum Einsatz kamen hauptsächlich EPS-Platten Nut + Feder Grau mit 140 mm Dämmstärke (WLG 032), des Weiteren der mineralische Kleber Lustro mit Gewebearmierung sowie als Oberputz der mineralische Scheibenputz Mamorit SP 260 (3mm); für die farblich abgesetzten Flächen ein Glattputz.

„Es gibt auch Bereiche mit 80-mm-Dämmung und WLG 022 – an den Balkonrückseiten“, erklärt Markwart Heuer, der mit seinem Stuckateurgeschäft Heuer & Kolbenschlag aus Holzmaden mit der Ausführung beauftragt wurde. Durch die Balkone war ein lichtes Maß vorgegeben, wodurch das WDVS angeglichen werden musste. Fenster und Rollläden sollten bei der Modernisierung erhalten bleiben; deshalb wurden die Fensterleibungen um rund fünf Zentimeter verringert und anschließend gedämmt. Der Sockel wurde mit Perimeter-Platten gedämmt, mit SM 700 geklebt und armiert und anschließend mit Noblo (2 mm) – einem mineralischen Edelputz mit Marmorkorn – beschichtet. Im erdberührten Bereich wurden die Dämmplatten im 45°-Winkel abgeschrägt; zusätzlich verhindert Marmorit Sockeldicht das Eindringen von Feuchtigkeit.

Den Brandschutzbestimmungen entspricht die Kreisbau durch das Anbringen einer umlaufenden Brandbarriere aus Mineralwolle-Lamellenplatten. Mit dem gleichen Ziel wurden außerdem die Treppenhausbrüstungen und seitlichen Einfassungen der Treppenhausfenster in Steinwolle ausgeführt.

Da die Wohnungen vorher keine Küchenlüftung hatten, haben die Handwerker im Zuge der Renovierungsarbeiten Löcher vorgebohrt, Gitter eingesetzt und das Ganze anschließend gedämmt. So kann bei einer Wohnungsrenovierung bzw. einem Mieterwechsel schnell und ohne großen Aufwand ein Durchbruch erfolgen.

Harmonisch abgestimmtes Farbkonzept

Den dekorativen Abschluss der Modernisierungsarbeiten bildete der Farbanstrich der Fassade mit der Silikonharzfarbe Autol. Hier wurde von Knauf eigens ein auf die Balkonverkleidungen der Firma Trespa abgestimmtes Farbkonzept entwickelt, um ein möglichst harmonisches Gesamtbild zu erzielen. Jede Fassade wurde mit vier unterschiedlichen Tönen aus der gleichen Farbfamilie gestrichen. Die Gebäudeecken sind in einem dunkleren Farbton abgesetzt, die Giebelflächen blieben weiß.

Viel wichtiger als die sichtbaren Veränderungen sind jedoch die energetisch relevanten. So konnte durch die Modernisierung der Endenergiebedarf der Gebäude – bezogen auf die Gebäudenutzfläche – von ehemals 149 kWh/(m²a) auf 91,6 kWh(m²a) gesenkt werden und der Primärenergiebedarf von 194 kWh/(m²a) auf 120,4 kWh/(m²a). Entsprechend dieser Werte reduzierten sich die CO2-Emissionen von 60,7 auf 37,5 kg/(m²a). Die Bewohner, die vorab bei einem Informationsabend und im Bauverlauf durch diverse Schreiben auf dem Laufenden gehalten wurden, profitieren von den Einsparungen und dem gewonnenen Wohnkomfort. Im Gegenzug wird rund ein halbes Jahr nach Fertigstellung der Mietzins moderat angehoben – „in geringem Umfang und sozial verträglich“, wie die Kreisbau betont.

Als größte Schwachstellen erwiesen sich die Balkonplatteneinbindung an der Geschossdecke  sowie die unzureichende Dämmung an der Deckenstirn

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