Die Qual der Wahl
Der Fenstermarkt bietet viel Auswahl – doch welches Produkt ist für mein Projekt am besten geeignet? In einem Überblick werden die unterschiedlichen Fenstertypen unter die Lupe genommen. Einige Tipps gibt es zudem vom DRUTEX-Fensterexperten Bogdan Gierszewski.
Verantwortliche von Bauprojekten müssen die Interessen verschiedenster Gruppen unter einen Hut bringen. Das ist oftmals keine einfache Aufgabe und betrifft auch das Fenstersegment. Mit Produkten aus Kunststoff, Holz, Aluminium oder Mischformen bieten sich für Architekten und Planer neben dem Kostenfaktor zahlreiche Design- und Eigenschaftsfaktoren, die berücksichtigt werden müssen. So sind nicht alle Materialien in gewissen Anwendungsgebieten oder hinsichtlich ihrer Eigenschaften gleich gut geeignet.
Im Folgenden werden die Fenstertypen hinsichtlich ihrer Eigenschaften auf verschiedenen Ebenen wie Energieeffizienz, Schallschutz, Stabilität, Einbruchschutz sowie Pflege- und Wartungsaufwand betrachtet.
Raumklima und Wärmeverlust – Frische Luft und Dämmung schließen sich nicht aus
Das Wohlbefinden innerhalb eines Raumes und sein Klima werden maßgeblich vom Material des Fensters bestimmt. Ein beträchtlicher Teil der Energie, die einem Haus zugeführt wird, geht über die Fenster verloren. Die Energieeffizienz ist somit einer der entscheidenden Faktoren bei der Wahl des richtigen Fensters. Durch ihren materialbedingt schnellen Wärmeabtransport fühlen sich ältere Aluminiumfenster etwa häufig kühl an. Zudem wird Schimmelbildung durch die auftretende Bildung von Schwitzwasser begünstigt. Moderne Aluminiumfenster wirken diesen Problemen meist entgegen. Sie werden nicht mehr aus einem Stück gefertigt, sondern sind mehrschalig aufgebaut. Die einzelnen Schalen sind so vor dem direkten Kontakt mit dem Aluminium geschützt und es werden niedrigere Wärmedurchgangswerte erzielt.
Holzfenster sorgen demgegenüber für ein sehr angenehmes Raumklima – der ökologische Aspekt spielt für viele Nutzer beim Kauf eine wichtige Rolle. Das organische Material besticht durch seine hohe Atmungsaktivität, einen guten Feuchtigkeitstransport und hervorragende Wärmedämmeigenschaften. Eine angenehm warme Haptik verbessert das Nutzererlebnis im Alltag.
Die naheliegende Verbindung der beiden Materialien – das Holz-Alu Fenster – bietet diverse Vorteile gegenüber reinen Holz-Fenstern; sie sind im Innenbereich atmungsaktiv und zeichnen sich durch eine warme Haptik aus, sind außen aber zudem besonders witterungsbeständig.
Auch Fenster aus Kunststoff bestechen durch ihre Stabilität und Unempfindlichkeit gegenüber Wetterkorrosion und Schadstoffen, wie etwa Abgase, und zeichnen sich durch besonders gute Wärmedämmung aus. Der Wärmedurchgangskoeffizient gibt Auskunft über den Wärmeverlust eines Fensters. Nach Richtlinien des ift Rosenheim sind Fenster mit einem Uw-Wert kleiner als 0,80 W/(m2K) für Passivhäuser geeignet. Materialbedingt weisen Aluminiumfenster mit etwa 1,1 W/(m2K) einen höheren Uw-Wert auf als etwa Holz- oder Kunststofffenster. Holzfenster erreichen Uw-Werte um 0,7, moderne Kunststofffenster erzielen deutlich bessere Werte. „Maßgeblich für eine gute Wärmedämmung sind die Qualität der Fensterprofile, diese sollten aus hochwertigen Materialien gefertigt sein, sowie die Dichtungen – etwa hochwertige EPDM-Mitteldichtungen. So erreichen moderne, in ihrer Form optimal aufgebaute, 7-Kammer-Systeme, wie etwa unser IGLO Energy, das auch hochwertigem, nicht-recyceltem Material gefertigt ist, Uw-Werte von bis zu 0,6 W/(m2K)*“, erklärt Bogdan Gierszewski von DRUTEX. Ein weiterer Faktor für eine gute Wärmedämmung stellt die Verglasung des Fensters dar.
Beständigkeit und Pflege – Der Zeitfaktor
Verlässliche Fenster sollen lange halten. Kunststofffenster etwa sind besonders langlebig, stabil und nahezu wartungsfrei; wenn bei der Produktion hochwertige Profile und Renolit Folien, etwa die Exofol PX, verwendet wurden, kann ihnen Witterung kaum etwas anhaben. „Der im Vergleich zu Holz- und Aluminiumfenstern geringe Pflege- und Wartungsaufwand macht diese Fenstertypen besonders nutzerfreundlich. So sehen Kunststofffenster auch nach Jahren der Nutzung noch aus wie neu – egal ob in Schweden oder in Mexico“, ergänzt Bogdan Gierszewski.
Sollte es doch einmal zum Austausch der Fenster kommen, ist es wichtig zu erwähnen, dass Kunststofffenster bei ihrer Entsorgung zu 100% recycelbar sind und somit die Umwelt nicht belasten. Holzfenster sind materialbedingt deutlich anfälliger für Witterungseinflüsse und müssen nicht nur aufwendig sondern auch regelmäßig gepflegt werden und sind zudem wartungsintensiver. Als besonders umweltfreundliches Material lassen sich Holzfenster problemlos entsorgen. Holz-Alu-Fenster stellen aufgrund der Verbindung beider Materialien eine langlebige und pflegeleichte Alternative zu reinen Holzfenstern dar.
Design und Geschichte – Etwas für´s Auge
Die längste Tradition bringen ohne Zweifel Holzfenster mit sich. Mit ihrem vertrauten Look unterstreichen sie den Charakter des Gebäudes und sind daher die beste Wahl für die Ausstattung denkmalgeschützter Häuser. Kombinationen wie Holz-Alu-Fenster bieten mittlerweile jedoch auch brauchbare Alternativen für den Denkmalschutz und sind reinen Holzfenstern in einigen Punkten überlegen. Derzeit stellen Holz-Alu-Fenster eines der kleinsten, aber auch am schnellsten wachsenden Fenstersegmente dar und genügen höchsten Ansprüchen.
Das heute am häufigsten verwendete Material ist Kunststoff. Die Tatsache, dass das Material leicht zu bearbeiten ist und die Fenster aufgrund zahlreicher Individualisierungsmöglichkeiten zu fast jedem Gebäude passen, qualifiziert Kunststofffenster für zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. Zudem sind sie heutzutage in vielen Renolit-Farben erhältlich und können sowohl auf der Innen- als auch der Außenseite individuell angepasst werden, was farblich passende Fensterrahmen für jedes Raumdesign ermöglicht. Wer es klassisch mag, dem ermöglichen Dekore in Holzoptik einen traditionellen Look.
Sicherheit und Schallschutz mit Zusatzkomponenten
Fenster sollten nicht nur optisch ansprechend und energieeffizient sein, sondern auch eine hohe Sicherheit vor Einbrüchen bieten und Außengeräusche effektiv abschirmen. In Puncto Sicherheit gibt sich keines der unterschiedlichen Materialien wirkliche Blöße. Maßgeblich für die Sicherheit eines Fensters sind die Profile – diese sollten von hochwertiger Qualität, mit guten Stahlverstärkungen und die Kammern in optimaler Form gefertigt sein.
Moderne Beschläge mit Sicherheitspilzzapfen bieten zusätzliche Stabilität gegen Fremdeinwirkung. Diese sollten von höchster Qualität sein und möglichst von nur einem Hersteller bezogen werden. Aus Kostengründen verbauen manche Hersteller defekte Ware, was die Sicherheitsleistung stark verschlechtert. Abschließbare Fenstergriffe und Schutzverriegelungen bieten neben etwaiger Spezialverglasung, wie dem belastbaren Einscheibensicherheitsglas (ESG), eine weitere Möglichkeit, Einbrüchen entgegenzuwirken. Als grober Richtwert können die Widerstandsklassen (RC) herangezogen werden.
Neben der Erfüllung der Sicherheitsbestimmungen zeichnet sich ein gutes Fenster auch durch gute Schallschutzwerte aus. Gerade an vielbefahrenen Straßen, in der Nähe von Flughäfen, Bahnhöfen, Baustellen und anderen Lärmquellen sollten Fenster mit hohem Schalldämmwert zum Einsatz kommen, um den Wohnkomfort zu steigern. Auch das eingesetzte Fensterglas trägt zu einem insgesamt hohen Schallschutzwert bei.
Fazit
Die Wahl des richtigen Fensters ist nicht zwangsläufig eine einfache. Je nach Anspruch an Eigenschaften wie Energieeffizienz, Schallschutz, Pflege, Beständigkeit bieten sich verschiedene Fenstertypen an. In der Kategorie Sicherheit machen zusammengefast alle Fenstertypen eine gute Figur. Erste Wahl für Traditionalisten sind Holzfenster, die auch im Sinne des Denkmalschutzes häufig genutzt werden. Ihre hervorragenden Isolationswerte, angenehm warme Haptik, sowie hohen Schallschutzwerte machen sie besonders nutzerfreundlich. Zudem sind sie einfach zu entsorgen und belasten die Umwelt nicht. Ein Ausschlusskriterium für manche Käufer sind der hohe Pflegeaufwand und die hohen Anschaffungskosten. Holz-Aluminium-Fenster vereinen die Vorteile der beiden Materialien; sie bieten eine gute Wärmedämmung, sind die höheren Anschaffungskosten Witterungsbeständigkeit und zudem pflegeleichter als klassische Holzfenster.
Fenster aus Aluminium gelten als modern, elegant und filigran – ihr formbares und gleichzeitig robustes Material macht sie etwa für großflächige Verglasungen attraktiv. Zudem kommen sie oft in Bürogebäuden zum Einsatz. Ihre leichte Pflege und Langlebigkeit sind ein weiteres Plus. In den Kategorien Wärme- und Geräuschdämmung fallen Aluminiumfenster jedoch gegenüber anderen Materialien ab und sind verglichen mit Kunststofffenstern teurer in der Anschaffung.
Die mit Abstand kosteneffizientesten Fenster im Vergleich sind auch die meist verbreitetsten: Kunststofffenster bieten einen sehr guten Wärmedurchgangskoeffizienten und gute Schallschutzwerte. Sie sind weniger empfindlich gegenüber Wetterkorrosion und Umwelteinflüssen als andere Fenster im Vergleich, leicht zu reinigen und annähernd wartungsfrei. Ihre lange Lebensdauer ist ein weiteres Plus in Sachen Nutzerfreundlichkeit. Kunststofffenster passen zu fast jedem Gebäude und sind mit zahlreichen Farben und Designelementen leicht individualisierbar. Kunststofffenster im Holz-Look sind etwa von echten Holzfenstern kaum bis gar nicht zu unterscheiden und stellen eine attraktive Alternative dar. Kein Wunder also, dass sie bei Projekten aller Art der am häufigsten gewählte Fenstertyp sind.
*bezieht sich auf eine Fenstergröße von 230x1480mmDie Energieeffizienz ist einer der entscheidenden Faktoren bei der Wahl des richtigen Fensters.