Ein Fall für Holz
In Frankfurt-Westend wurde ein nicht mehr vermietbares Bürogebäude aus den 1970er-Jahren in ein Mehrfamilien-Wohnhaus umgewandelt. Als besondere Herausforderungen meisterten die beteiligten Planer die neue Statik und eine Fassaden-Gestaltung aus elementierten Holzbauteilen.
Rund 1400 m² Gewerbefläche standen in dem knapp 25 m hohen Gebäude nach Auszug des Gewerbemieters leer. Die Lage im Frankfurter Finanzzentrum war jedoch besonders attraktiv. Schließlich entschlossen sich die Eigentümer, das Haus in Wohnraum umzuwandeln. Auch wenn eine Umnutzung nicht immer einfach ist – hier ist sie perfekt gelungen.
Die Abbruch- und Entkernungsarbeiten des Mehrgeschossers in der Feuerbachstraße in Frankfurt waren aufwändig und zeitintensiv, denn das Gebäude musste bis auf den Rohbau zurückgebaut werden. Die anspruchsvolle Aufgabe wurde geplant von Scharnberger Architekten aus Frankfurt (Leistungsphasen 1-5) und Latrovalis & Meyer (Leistungsphasen 6-8 Ausschreibung, Vergabe, Objektüberwachung). Die Leitdetailplanung von Scharnberger Architekten, wurde in Teilen auch durch eine Ausführungsplanung (Leistungsphase 5) von Latrovalis & Meyer ergänzt.
Die Erdgeschosszone wurde als einzelne Maisonette-Wohnung ausgebaut und an die neuen Gartenflächen des Innenhofes angeschlossen. Die Etagenwohnungen in den oberen Geschossen verfügen über große Balkone oder Dachterrassen. Das im Bestand zurückspringende Erdgeschoss ließ man geschickt mit den darüber liegenden Geschossen fassadenbündig werden.
Der ursprünglich im rückwärtigen Bereich liegende Autoaufzug fand an der Vorderseite den neuen Platz – was ein zügiges Aus- und Einfahren gewährleistet. Daraus ergab sich die Möglichkeit, den nun freien Innenhof größtenteils in eine Grünfläche umzuwandeln.
„Da die zuvor zurückspringende Erdgeschossfläche mit den darüber liegenden Geschossen in eine Fassadenebene gebracht wurde, bestand eine große Herausforderung nun in einer Überbrückung der Tiefgaragen-Bewegungsfuge“, berichtet Ernst Meyer, der das Projekt bei Latrovalis und Meyer Planungsgesellschaft mbH leitete. „Dies konnte mit der neuen vorgehängten Holzelementbaufassade und mittels auf der Tiefgaragendecke auskragenden Holzträgern gelöst werden.“ Die Strukturen der Falt- und Schiebeelemente an der Front sorgen für eine optische Belebung der Fassade.
Für diese Verwandlung war eine äußerst anspruchsvolle Detailplanung notwendig, die einen hohen Aufwand an individuellen Lösungswegen erforderte. Die wesentlichen Parameter wie Gebäudetiefe und Raumhöhen unterschieden sich zunächst kaum von den heute üblichen Anforderungen des Wohnens. Im Gegenteil – die Konstruktion des Gebäudes wartete mit einer hohen Flexibilität bei der Grundriss-Gestaltung auf.
Das Bestandsgebäude war ein klassischer Stahl-Beton-Skelettbau, die alten Beton-Fassadenschürzen wurden abgenommen.
Fassade aus Holz macht das Rennen
Der Clou an dem neuen Gebäude ist schließlich die neue Holzfassade. Durch sie war der Erhalt des Bestands überhaupt erst möglich. Das Gebäude überragt die Festsetzungen des neuen Bebauungsplans. Mit einem Abriss wären viele kostbare Quadratmeter verloren gegangen. Für die Fassadengestaltung wurde an drei Gebäudeseiten eine Lochfassade aus vorgehängten Holzrahmenbauwänden angebracht. Die gesamten Ingenieurholzarbeiten wurden von der ZimmerMeisterHaus-Manufaktur Ochs GmbH aus Kirchberg im Hunsrück entwickelt, geplant und umgesetzt.
Die freigelegten Betondeckenstirne stellten sich nach den Abrissarbeiten als ungleichmäßig heraus. Aufgrund der zwischenzeitlich erhöhten statischen Anforderungen musste zudem eine Konstruktionsform mit deutlich geringerem Eigengewicht als im Bestand vorhanden gefunden werden. Die Holzkonstruktion punktet hier mit geringem Eigengewicht.
Baurechtlich hat man die gesamte Wandkonstruktion als vorgehängtes Fassadenelement eingestuft, wodurch die raumabschließende Außenwand um die Wandstärke vor die ehemals tragenden Bauteile verschoben wurde. Die Unregelmäßigkeiten im Bestand wurden durch das Anbringen von Stahlwinkeln ausgeglichen, die exakt einnivelliert wurden. Entsprechende Gegenspieler sind in den Holzrahmelementen eingearbeitet worden. So wurde das Eigengewicht der Holzbauelemente geschossweise in die bestehende Tragstruktur eingeleitet. Nachdem man Stahlschienen einnivelliert hatte, konnten die Wandelemente mit den entsprechenden Aufmaßdaten im Werk als geschlossene Elemente vollständig produziert und vor Ort eingebaut werden.
Es wurden neben dem Holz durchaus auch andere Konstruktionsformen besprochen und getestet. Der klassische Massivbau war für die Statik des Bestands jedoch einfach zu schwer.
Da es sich bei den Holzrahmenbauelementen um sogenannte „Vorsatz- Fassadenelemente“ und nicht mehr um tragende Bauteile handelt, konnte der Holzbau auch aus brandschutztechnischer Sicht als Variante ins Spiel gebracht werden. Die F90 Anforderungen an tragende Bauteile wird durch die erhaltene StB- Skelettstruktur gewährleistet.
Neben diesen neuen Fassaden-Details punkten die Wohnräume jetzt mit geschosshohen Fensterflächen. Die Fensterbänder des Bürobaus wurden durch französische Fenster ersetzt. Diese sind raumhoch mit vertikaler Ausrichtung und absturzsicher gebaut.
Die Beheizung der Wohnungen erfolgt über eine Fußbodenheizung. Es wurden Brennwerttechnik eingesetzt und eine Gaskesselanlage installiert, dafür war eine durchgehend neue Schornsteinanlage erforderlich. Zudem wurde auf dem Dach des Gebäudes eine Solarthermieanlage installiert, um die zentrale Warmwasserversorgung durch den Brennwertkessel zu unterstützen.
Zuständig für das Energiekonzept sind Nautz Ingenieure, Kelkheim. Projektleiter Joachim Nautz führte für das gesamte Bauvorhaben die Beratung hinsichtlich möglicher Energiesparmaßnahmen durch und war verantwortlich für das Projektmanagement und die Bauüberwachung.
Zukunftsfähiges Brandschutz-Konzept
Die Entrauchung des innenliegenden Treppenhauses erfolgt über einen Rauch-Wärme-Abzug auf dem Dach des Dachgeschosses. Hierfür wurde im Bereich des Hauseinganges eine Nachström-Öffnung vorgesehen. Die Tiefgarage wird mechanisch be- und entlüftet. Die Schallschutzanforderungen für die Trennwände und Decken zu fremden Bereichen wurden nach DIN 4109 hervorragend erfüllt. Der Personenaufzug wird durch eine doppelt elastische Lagerung entkoppelt und erfüllt ebenfalls DIN 4109.
Heute zeigt sich das Gebäude F8 in Frankfurt als besonders gelungenes Beispiel für die Sanierung mit Holzbauelementen, die hier für eine attraktive Architektur in Verbindung mit cleveren Lösungen in punkto Statik und Eigengewicht sorgen.
Die Holzkonstruktion punktet hier mit geringem Eigengewicht.
Baurechtlich hat man die gesamte Wandkonstruktion als vorgehängtes Fassadenelement eingestuft.