Eine gute Dämmung ist nicht alles

Eine aktuelle Studie bestätigt, dass die solaren Energiegewinne von Fenstern einen spürbaren Beitrag zur Ener­gie­bilanz leisten. Im Dachgeschoss ist der solare Energieeintrag besonders hoch.

Fenster erhöhen nicht nur die Wohnqualität und sorgen für Licht, Luft und Ausblick, sondern erzielen durch die Sonneneinstrahlung erhebliche Energiegewinne. Dieser Fakt wird in der aktuellen Energiediskussion weitgehend vernachlässigt und auch vom Gesetzgeber nur unzureichend berücksichtigt. Eine aktuelle VELUX Studie bestätigt: Für transparente Bauteile von Wohngebäuden ist der U-Wert eben nicht alles.

Derzeit bestimmen Schlagwörter wie Energiesparen, Klimaschutz, CO2-Reduzierung und nachhaltiges Bauen die öffentliche Diskussion. Bis 2020 will die Bundesregierung, dem EU-Klimaschutzpaket folgend, den Wärmebedarf von Gebäuden um 20 % senken. Das Patentrezept: Der Einbau eines modernen Heizsystems in Kombination mit einer effektiven Gebäudedämmung, damit möglichst wenig Energie von innen nach außen entweicht. Der Staat fördert die hohe Energieeffizienz von Wohngebäuden mit Zuschüssen und zinsgünstigen Darlehen durch die KfW Förderbank – je besser die Dämmung, desto üppiger die Förderung. Eigentümer und Wohnungsbauunternehmen erhalten den staatlichen Bonus aufgrund der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV 2009), die einen möglichst kleinen Transmissionswärmeverlust der Bauteile anstrebt. Traditionell wird die Energieeigenschaft eines Bauteils anhand des U-Wertes bemessen: Je niedriger der Wärmeverlust durch das Bauteil ist, desto niedriger ist sein U-Wert und damit der Transmissionswärmeverlust.

 

Transparenz liefert Energie

Diese Förderkriterien berücksichtigen jedoch nicht, dass Fenster in puncto Energieeffizienz unter den Bauteilen eine Sonderstellung einnehmen: Während durch herkömmliche, nicht-transparente Bauteile Energie ausschließlich verloren geht, gewinnen Fenster dank Nutzung der solaren Wärmestrahlung sogar welche hinzu. Dies zeigt auch eine aktuelle Studie, die VELUX, der weltweit führende Hersteller von Dachfenstern, in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Hauser (IBH) in Kassel durchgeführt hat. Im Rahmen der Studie wurden durch Simulationsberechnungen die Energiebilanzen eines Einfamilienhauses bei unterschiedlichen Austausch-Szenarien von Verglasungsvarianten bei Dach- und Vertikalfenstern ermittelt. Dabei bestätigte sich, dass die solaren Energiegewinne von Fenstern einen spürbaren Beitrag zur Energiebilanz leisten. Dieser Energiegewinn ist zumindest in Wohngebäuden mehr als erwünscht, führt er doch in den Übergangszeiten dazu, dass die Heizung länger ausbleiben kann.

Im Dachgeschoss ist der solare Energieeintrag besonders hoch: Anders als senkrechte Fenster in Gauben oder Giebelwänden leiten Dachfenster das intensive Zenitlicht der Sonne direkt in die Räume und sorgen so für einen bis zu dreimal höheren solaren Energiegewinn. Wie viel Energie letztlich tatsächlich über das Fenster gewonnen wird, hängt aber auch von weiteren Faktoren ab, etwa der Ausrichtung des Fensters. Ist dieses nach Süden orientiert, erzielt es in der Regel höhere solare Energiegewinne als eines auf der Nordseite.

 

Modernisierungs-Experiment

Die Auswirkungen des g-Wertes auf die Energiebilanz wird ganz praxisnah in dem Projekt VELUX LichtAktiv Haus umgesetzt. Mit der Modernisierung eines Hamburger Siedlerhauses zum LichtAktiv Haus zeigt der Dachfensterhersteller im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Hamburg, wie sich zukunftsweisendes Wohnen im Bestand mit viel natürlichem Licht bereits heute umsetzen lässt. In dem Modell-Haus tragen neben der optimierten Wärmedämmung insbesondere die großzügigen Dachfenster durch ihren hohen Anteil an der Gesamtfensterfläche dazu bei, den Wärmeenergiebedarf zu minimieren. Die ausgewählten Fenster schaffen durch Größe, Orientierung und Beschaffenheit genau die benötigte Balance zwischen erforderlicher Wärmedämmung (Uw-Wert) und Nutzung solarer Wärmegewinne (g-Wert). Außerdem lässt sich – je nach Wetter, Tages- und Jahreszeit – der Einfall von Tages- und Sonnenlicht im Zusammenspiel von Fenstern und Beschattungselementen dynamisch regulieren. Seit Ende des vergangenen Jahres bewohnt und testet eine Familie das Haus für zwei Jahre. Der Energieverbrauch und die Innenklimabedingungen werden während der Nutzungsphase durch eine aufwändige Haustechnik laufend gemessen und die Ergebnisse dokumentiert. Als Ergebnis werden u.a. aufschlussreiche Informationen zu den solaren Energiegewinnen erwartet, die veröffentlicht werden.

Fazit

Für Eigentümer von Immobilien ist es daher wichtig zu wissen, dass solare Energiegewinne einen erheblichen Beitrag zur Deckung der Raumwärme leisten können. Wünschenswert wäre es also, die energetische Qualität von Fenstern nicht nur über die eindimensionale Betrachtung möglichst niedriger Wärmeverluste zu bewerten, sondern neben dem Uw-Wert auch den g-Wert im Rahmen einer Energiebilanz zu berücksichtigen.


Wie viel Energie letztlich tatsächlich über das Fenster gewonnen wird, hängt aber auch von weiteren Faktoren ab, etwa der Ausrichtung des Fensters.
 

Seit Dezember 2011 bewohnt und testet eine Familie das LichtAktiv Haus für zwei Jahre.

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