Heute auch an morgen denken
Das von Tassilo Soltkahn entworfene Bauprojekt in Michendorf im Osten des Landkreises Potsdam-Mittelmark in Brandenburg vereint eigenen Angaben zufolge einzigartige, moderne Architektur und ein attraktives Wohnumfeld im Ortskern mit den Vorteilen des barrierefreien Wohnens. Die prominente Lage nahe der Ortskirche stellte eine architektonische Herausforderung dar, da das Mehrfamilienhaus nicht mit der Fachwerkkirche des Ortes konkurrieren soll.
„Dieses Problem habe ich dadurch gelöst, dass die beiden Riegelbauten sich zu beiden Seiten zurückziehen. Das Gebäude stuft sich so zur Kirche hin ab und nimmt sich infolgedessen in diesem Bereich zurück. Das Bauprojekt erfüllt somit städtebauliche Anforderungen. Gleichzeitig treten beide Bauwerke nicht in Konkurrenz zueinander, sondern komplementieren sich vielmehr“, erklärt Tassilo Soltkahn, Architekt und Vorstand der Soltkahn AG.
Das Wohngebäude ist dabei, wie es heißt, auf eine elegante und zurückhaltende Art präsent – Betrachter nehmen es wahr, ohne dass es sich in den Vordergrund drängt. Es stehe vielmehr gleichwertig neben den anderen Bauten und bereichere in seinem besonderen Erscheinungsbild die vorhandene Bebauung, ohne etwas anderes in seinem Dasein zu reduzieren. So stelle das Mehrfamilienhaus eine Ergänzung moderner Architektur des 21. Jahrhunderts in der regionalen Umgebung dar, die sich der Nachbarschaft anpasst.
Funktionell und ästhetisch – schallschluckende Schmuckpaneele
In der Außenfassade finden schallschluckende Schmuckpaneele mit filigranen Ornamenten ihren Platz. Brüstungselemente und Schallpaneele nehmen die Struktur der Kirchenmauer auf und interpretieren sie in einer zeitgemäßen Art und Weise neu. Gleichzeitig erzeugt die organische Form der Schmuckpaneele ein wechselndes Licht- und Schattenspiel, das filigrane Formen auf die Fassade wirft.
Der Einsatz der Paneele erfolgt sehr gezielt, um bei jeder Lichtsituation etwas Besonderes und Einzigartiges zu schaffen: Am Tag fallen die Schatten auf die Hauswand sowie die Terrassen und wandern entsprechend dem Sonnenstand. Bei Nacht schimmert das Licht der Bewohner nach außen durch die kleinen Öffnungen und das Gebäude erscheint in einer zweiten Gestalt.
L-Form als natürliche Barriere gegen Verkehrslärm
Die gewählte Gebäudeform des geplanten Wohnhauses – bestehend aus zwei Riegelbauten, die L-förmig zueinander angeordnet sind – passt sich an den natürlichen Straßenverlauf an. „Doch die Eckbebauung überzeugt nicht nur visuell, sondern auch funktionell, da sie eine natürliche Barriere zur Straße bildet und so den Innenhof des Gebäudes vor Verkehrslärm abschirmt. Die Dualität der beiden Riegelbauten wird durch das Eckelement aufgehoben“, so Tassilo Soltkahn. Während sich in einem der Riegelbauten lediglich Wohneinheiten befinden, bietet das andere Gebäude im Erdgeschoss Platz für eine Gewerbeeinheit, einen Technikraum sowie Abstellräume der Wohnungen. Alle Wohneinheiten sind nach Süden beziehungsweise Südwesten ausgerichtet, sodass ausschließlich die Fenster der Nebenräume zur Straße hin liegen. Die Fensterfront der Wohn- und Aufenthaltsräume öffnet sich hingegen zum Hof – so haben alle Bewohner nicht nur einen ungehinderten Ausblick ins Grüne, sondern erhalten auch lichtdurchflutete Räume.
Schöne Grünfläche als Wohlfühloase
Umschlossen von den Baukörpern, liegt eine schön gestaltete Grünanlage. Sie dient als eine sonnige Oase der Ruhe, die zum Verweilen einlädt. „Da die Wohnungen barrierefrei sein werden und vor allem älteren Menschen als Zuhause dienen, war es mir sehr wichtig, diesen eine Fläche zur Verfügung zu stellen, auf der sie sich treffen und erholen können, um so ein Miteinander aller Bewohner zu ermöglichen und eine Gemeinschaft zu schaffen“, erklärt der Architekt. Der begrünte Hof lässt sich durch einen öffentlichen Durchgang im Norden erreichen, der zudem in den Eingangsbereich des Hauses führt. Durchgang und Blickachse laden die Bürger zum Verweilen in die angelegte Grünfläche ein. Doch nicht nur die Grünanlage, sondern auch die Kletterpflanzen, die das Gebäude umhüllen, schaffen eine angenehme Atmosphäre.
Barrierefreies Wohnen auf drei Etagen
Betreten wird das Haus durch Laubengänge und ein zentral gelegenes Treppenhaus. Im Inneren des Gebäudes befinden sich 13 barrierefrei gestaltete Wohneinheiten verteilt auf drei Etagen. Dabei halten die Wohnungen nicht nur alle notwendigen Vorschriften für Barrierefreiheit ein, sondern schaffen eine besondere Wohnform, die der Förderung einer Gemeinschaft dient. Neben einer Ladeneinheit im Erdgeschoss gibt es einen Gemeinschaftsraum im ersten Obergeschoss, der das Zusammensein der Bewohner fördern soll.
„Insbesondere ältere Menschen wohnen oft allein, obwohl sie Gesellschaft und eine Gemeinschaft benötigen, in der sie sich einbringen können“, so Tassilo Soltkahn. Aus diesem Grund bietet das Projekt sowohl im Haus als auch davor Flächen, auf denen die Bewohner sich treffen und verweilen können. Die Menschen sollen eine enge Bindung zu ihrem Wohnraum und der entstehenden Gemeinschaft aufbauen. Die geschaffene Barrierefreiheit gewährleistet Bewegungsräume und Platz für all die Bedürfnisse, die andernfalls zu kurz kommen. Garten, Gemeinschaftsflächen und helle Räume, die sich zum Garten öffnen, schaffen eine ganz neue Qualität des Wohnens.