Hilfe, Bauarbeiterwerden knapp!
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
um den anhaltenden Bedarf zu decken, müssten in Deutschland 350.000 bis 400.000 neue Wohnungen pro Jahr gebaut werden. Damit das gelingt, rief Bundesbauministerin Barbara Hendricks 2014 das Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen ins Leben und leitete eine Wohnungsbauoffensive ein. Und siehe da: Zuletzt wurden so viele Wohnungen gebaut wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr – gebraucht würden aber noch viel mehr.
Für Heiko Werf, Geschäftsführer des Baustoffproduzenten Baumit, ist das keine Überraschung. Der Wille sei zwar da, sagte er in einem Pressegespräch am Vorabend des 13. Allgäuer Baufachkongresses, den das Unternehmen in Oberstdorf veranstaltete. Gleichwohl dürfe man sich keinen Illusionen hingeben. Der Wohnungsmangel lasse sich auf absehbare Zeit nicht beheben.
Vor allem die Kapazitätsengpässe beim Personal haben nach Aussage von Werf eine enorm bremsende Wirkung auf die Wohnungsbautätigkeit. Es fehlten schlicht und ergreifend Fachkräfte. Handwerker beispielsweise – und LKW-Fahrer. Mitarbeiter-Notstand herrsche aber auch bei den Bauämtern. Dadurch dauere die Prüfung von Anträgen oft lange.
In das gleiche Horn stieß auch Peter Hübner vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB). Auf der gemeinsamen Jahresauftakt-Pressekonferenz im Januar mit dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) machte er deutlich, dass die Branche langsam an ihre Grenzen stößt. Viele Firmen seien gut ausgelastet und wollten neue Beschäftigte einstellen. Jedoch suchen die Betriebe mitunter lange nach Fachkräften – auf einen arbeitslosen Bauingenieur kämen mittlerweile zwei offene Stellen.
Hübners Amtskollege beim ZDB, Hans-Hartwig Loewenstein, rechnet für 2017 mit gut 300.000 fertiggestellten Wohneinheiten. 2018 könnten rund 320.000 neue Wohnungen entstehen. Das seien doppelt so viele wie 2010, so Loewenstein – und reiche dennoch nicht an den aktuellen Bedarf heran.
Wenn Kräfte fehlen, ist es nicht verwunderlich, dass der Wohnungsbau in Deutschland nicht so schnell vorankommt wie erhofft. Bereits Anfang des Jahres hatte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) davor gewarnt, dass der Wohnungsneubau auch deshalb verlangsamen wird. Danach arbeite die Bauwirtschaft am Limit. Neues Personal einzustellen, falle den Betrieben aber schwer. Nicht nur weil der Nachwuchs in Deutschland fehle. Auch anderswo in Europa seien Fachleute fürs Bauen zunehmend gesucht. „Konnten zuletzt fehlende Kräfte relativ problemlos aus der EU rekrutiert werden, dürfte dies zunehmend schwerer fallen“, heißt es in der DIW-Studie.
Fazit: Es fehlt oft nicht an Geld, um ge-
nügend neue (bezahlbare) Wohnungen zu bauen, sondern zunehmend an Köpfen.
Ihr
Die Branche stößt langsam an ihre Grenzen.