400.000 neue Wohnungen bleiben ein Traum
Der ehrenamtliche BFW-Präsident Dirk Salewski spricht Klartext.
Manchmal ist die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit nur schwer zu überbrücken. Und es gibt Ziele, die nur erreichbar sind, wenn Pläne und Rahmenbedingungen übereinstimmen. Das gilt auch für die Neubaupläne der Bundesregierung. 400.000 neue Wohnungen sollen entstehen, 100.000 davon im sozialen Bereich. Das ist der Anspruch. Doch die Wirklichkeit stellt vor allem im Moment hohe Hürden: stockende Lieferketten, explodierende Materialpreise und gestiegene Bauzinsen. Dazu kommen staatliche Förderungen, die erst reduziert und dann ganz gestrichen werden. Manches ist also nur schwer zu ändern, manche der Hürden sind aber hausgemacht.
Eine Umfrage unter den BFW-Mitgliedsunternehmen hat jetzt alarmierende Ergebnisse erbracht: Der Wohnungsneubau bricht massiv ein. Die Mehrzahl der Unternehmen stellt ihre geplanten Projekte zurück oder hat sie bereits ganz aufgegeben. Das ist keine Delle beim Neubau, das ist die Vollbremsung einer ganzen Branche.
70 % der befragten Unternehmen geben an, sie werden die Hälfte der geplanten Projekte unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht mehr realisieren. Hochgerechnet bedeutet das einen Rückgang zwischen 50.000 und 75.000 neuen Wohnungen. Die Ziele der Bundesregierung von 400.000 Neubauwohnungen werden so nicht ansatzweise zu erreichen sein. Im Ein- und Zweifamilienhausbau gehen die Baugenehmigungen bereits massiv zurück. Die Nachfrage geht dramatisch zurück. Im Mehrfamilienhausbau sind die aktuell noch hohen Baugenehmigungszahlen trügerisch. Viele Projekte werden die Baufertigstellung nicht erreichen.
Und noch etwas hat die BFW-Umfrage deutlich gemacht: Das neue QNG-Fördersiegel ist ein Flop! Der Anspruch, ein Qualitätssiegel für Nachhaltigkeit bei Gebäuden durchzusetzen ist an der Wirklichkeit gescheitert. Das neue QNG-Fördersiegel wird laut Umfrage nur von 6 % der Unternehmen beantragt – es ist völlig unattraktiv und wirkungslos. Wenn wir nicht bauen können, weil es zu teuer, zu kompliziert oder einfach unrentabel ist, wird uns die Wohnungsnot noch lange begleiten.
Die Verunsicherung der Immobilien- und Wohnungsunternehmen wird durch kurzfristige Änderungen bei der Neubauförderung durch die Bundesregierung noch verstärkt.
In einer Zeit, in der Sanierungs- und Baukosten fast täglich steigen, in der unsere Energieversorgung höchst prekär ist und wir nicht wissen, wie wir über den Winter kommen, sorgt die Bundesregierung mit ihrer Förderpolitik zusätzlich für Verunsicherung. Die Fördersätze für die Gebäudesanierung werden praktisch über Nacht deutlich reduziert. Für Einzelmaßnahmen soll die Förderung sogar ganz wegfallen.
Wir haben in Deutschland weiterhin einen hohen Bedarf, vor allem im günstigen Segment. Wir brauchen jetzt verlässliche Förderbedingungen, wirtschaftliche und realistische Neubau-Anforderungen und vor allem mehr Bauland. Alle Regelungen müssen auf den Prüfstand und alle zusätzlichen Kostentreiber müssen ausgesetzt oder abgeschafft werden.
Unser Anspruch muss es sein, realistisch unsere Herausforderungen zu meistern.