Hotelbranche in Aufbruchstimmung
Der Immobiliendienstleister Drees & Sommer greift Themen auf, die die Branche bewegen.
Jahrelang standen Hotels auf der Einkaufsliste vieler Investoren ganz oben. Die Corona-Pandemie hat diesem Trend nun einen empfindlichen Dämpfer verpasst: Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 sind Hotelimmobilien um bis zu 10 Prozent abgewertet worden. In erster Linie bekamen das die Business- und Stadthotels zu spüren. Zwar ist mittlerweile ein leichter Aufwärtstrend zu verzeichnen. Investoren und Eigentümer stellen sich langfristig auf die veränderten Bedürfnisse der Reisenden und neue Marktanforderungen ein.
Mit dem Green Deal hat die hat die EU-Kommission im letzten Jahr für Aufbruchstimmung gesorgt: Ein „neues Europäisches Bauhaus“ soll Städte künftig klimaneutral machen. Enormes Einsparpotenzial schlummert dabei im Gebäudesektor, der für rund 40 Prozent der Treibhausgase in der EU verantwortlich ist. Gerade für Hotels, die einen hohen Energiebedarf haben, ist das Potenzial enorm. Dazu kommt ein erhöhter Druck der institutionellen Anleger, die zunehmend ESG-Kriterien - also ökologische, soziale und ethische Faktoren –als Messlatte für attraktive Investments sehen.
Nachhaltige Ferien für die Gesundheit
Aber nicht nur Investoren rücken Nachhaltigkeit stärker ins Zentrum ihrer Anlagestrategie. Eine Drees & Sommer-Umfrage unter Eigentümern, Pächtern und Entwicklern hat ergeben, dass das gestiegene Nachhaltigkeits- und Gesundheitsbewusstsein unserer Gesellschaft auch die Anforderungen von Reisenden an ihre Unterkunft verändern. Darauf wird sich die Branche in den nächsten Jahren einstellen. Nachhaltig konzipierte Hotels haben zahlreiche Handlungsfelder, die von CO2-Neutralität über gastronomischen „Bio-Angeboten“ bis hin zu einer kreislauffähigen Bauweise mittels Cradle to Cradle reichen. Im Anfangs-Invest sind diese Häuser zwar teurer, aber langfristig versprechen sie eine höhere Rendite und es wird als essenzielle Grundlage für nachhaltige ertragreiche Investment erachtet. Denn ganzheitliche Nachhaltigkeitskonzepte ermöglichen eindeutige Positionierungen. Das wird sich als ein klarer Wettbewerbsvorteil darstellen, wenn in den nächsten zwei bis drei Jahren der Tourismus erwartungsgemäß wieder anzieht. Zudem ist die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien oft ein zentraler Verhandlungsaspekt im Vertrieb. Das gilt beispielsweise bei der Teilnahme an Ausschreibungsprozessen, also der Abfrage nach Sonderkonditionen großer, meist international agierender Unternehmen. Hier punktet, wer nachweislich Ressourcen schont und die Umwelt entlastet.
Automatisierung entlastet Personal
Ökologische und ökonomische Effizienzsteigerungen ergeben sich für Hotels darüber hinaus auch durch den gezielten Einsatz von Digitalisierung. Aktuell liegt der Schwerpunkt hier noch primär auf vertrieblichen Aspekten. So setzen immer mehr Anbieter auf eine smarte Vernetzung während des Pre- und Post-Stays der Gäste. Digitale Tools können aber noch viel mehr: Beispielsweise ließen sich während des Hotelaufenthaltes Präferenzen wie die gewünschte Zimmertemperatur oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten ableiten. Beim nächsten Check-in wären dann alle diese Daten vorhanden, das Zimmer hätte beim Betreten die gewünschte Raumtemperatur und der Speiseplan wäre bereits angepasst. Solche Angebote sorgen nicht nur für ein Höchstmaß an Service – sie bewirken, dass sich das Gast zu Hause fühlt. Und zu guter Letzt kommt eine zunehmende Digitalisierung auch dem Facility Management zu Gute: Sind bei geringer Belegung halbe Geschosse leerstehend, könnte eine intelligente Steuerung für die jeweiligen Bereiche automatisch die haustechnischen Anlagen und das Dienstplansystem von Küche, Service und Housekeeping anpassen und den Betrieb optimieren.
Smart, ökologisch und verantwortungsvoll zu agieren - das ist nicht erst seit Corona oberstes Gebot für die Stakeholder der Branche. Wer aber seine Chancen in einem derzeit sehr volatilen Marktumfeld nutzen will, muss sich künftig noch stärker mit den Rahmenbedingungen seines Investments beschäftigen, ehemals erfolgreiche Konzepte auf den Prüfstand stellen und Produkte konsequent den neuen Anforderungen der Zielgruppen anpassen. Damit wird die Transformation der Branche ein Prozess des Lernens, des Ausprobierens und des Mutigseins.