Make up
Die Vorgehängte Hinterlüftete Fassade (VHF) verkörpert eine bewährte Technik mit großer Akzeptanz. Auch im Geschosswohnungsbau kann sie ihre Stärken sinnvoll einsetzen.
Die Vorgehängte Hinterlüftete Fassade (VHF) steht nicht für ein bestimmtes Material oder eine Materialgruppe, sondern für das Prinzip eines Wandaufbaus. Seine Besonderheit besteht in der strikten Trennung zwischen tragender Wand und deren Bekleidung. Diese hängt nämlich, durch eine Luftschicht getrennt, als eigenständiges Bauteil vor der tragenden, gedämmten Wand. Während die tragende Wand die statischen Funktionen übernimmt, obliegen dem Vorhang die Aufgaben Wetterschutz und Gestaltung. Aus diesem baulichen Prinzip ergeben sich mehrere Vorteile.
Architektur und Gestaltung
Auf die tragende Wand wird eine Unterkonstruktion aufgebracht. Diese besteht in der Regel aus Aluminium-Strangpressprofilen, sie kann aber bei Bedarf auch als Holzunterkonstruktion ausgeführt werden. Weil die Tiefe der Unterkonstruktion mehr oder weniger frei wählbar ist, lassen sich Unebenheiten im Mauerwerk leicht ausgleichen. Aus diesem Grund empfiehlt sich die VHF auch für das Bauen im Bestand. Sofern ein vorhandenes Mauerwerk ausreichend tragfähig ist, spielt dessen optischer Zustand keine weitere Rolle. Die Unterkonstruktion ebnet die Oberfläche ein und die eigentliche Fassade kann dem Gebäude ein völlig neues Gesicht (Fassade kommt vom lateinischen facies = Gesicht) verleihen. Und dieses Gesicht ist äußerst wandelbar, denn im Bedarfsfall kann die gesamte Konstruktion erhalten und lediglich der Behang – auch partiell – ausgetauscht werden. Die Auswahl an Materialien, welche einer VHF ihr Gesicht geben, ist groß. Der Markt hält keramische, zement- und harzbasierte Platten, solche aus Ziegel und Metall bereit. Unter den metallischen Materialien zählen Kupfer, Zink und Aluminium zu den am häufigsten verwendeten. Bei der Auswahl des passenden Baumaterials spielen neben der gewünschten Optik der Fassade vor allem die technischen Eigenschaften eine entscheidende Rolle. So kann sich eine VHF, unabhängig vom eigentlichen Tragwerk, kompakt, leicht, farbig, schlicht, groß- oder kleinteilig darstellen. Natürlich benötigen Materialien mit geringen Flächengewichten weniger anspruchsvolle und damit kostengünstigere Unterkonstruktionen. Bei der Materialauswahl sollte außerdem ein Blick auf die möglichen Folgekosten geworfen und wartungsfreien Oberflächen ein Vorzug eingeräumt werden.
Konstruktion und Dämmung
Eine Vorgehängte Hinterlüftete Fassade besteht üblicherweise aus tragender Wand, Unterkonstruktion mit Dämmung, Luftschicht und Bekleidung. Zum Dämmen werden fast ausschließlich mineralische Baustoffe der Wärmeleitgruppen 040 und 035 verwendet. So werden die Anforderungen an den baulichen Wärmeschutz ebenso erfüllt wie die an den Brandschutz. Die Dämmung kann mechanisch befestigt oder geklebt werden.
Die Einstellbarkeit der Unterkonstruktion bietet, neben der Egalisierung des Untergrundes, noch einen weiteren Vorteil, denn dank ihrer kann die Dämmdicke frei gewählt werden. Liegt zum Beispiel beim Bauen im Bestand bereits ein guter energetischer Standard vor, kann die zusätzliche Dämmung entsprechend dünn ausfallen. Gilt es hingegen, den Wandaufbau einer leichten Tragkonstruktion auf ein hohes energetisches Niveau zu bringen, wird eine entsprechend dickere Dämmschicht gewählt. Damit kann die Dämmung auch auf die vorhandenen Baumaterialien und ihre unterschiedlichen bauphysikalischen Eigenschaften reagieren, ganz gleich, ob die tragende Wand aus Beton, Stein, Stahl oder Holz besteht. Hinzu kommt, dass die Konstruktion einer VHF immer als dampfdiffusionsoffen betrachtet werden kann. Eventuell vorhandene Baufeuchte, ob im Neubau oder im Bestand, wird über die Dämmung nach außen geleitet und über die hinter der Fassade vorhandene Luftschicht abgeführt.
VHF mit Aluminiumverbundplatten
Ästhetisch anspruchsvolle und gleichzeitig äußerst wirtschaftliche VHF lassen sich mittels Aluminiumverbundplatten errichten. Bei diesen handelt es sich um eine Sandwichkonstruktion; ein Kern aus mineralisch gefülltem Compound wird beidseitig mit Aluminium kaschiert, wodurch sehr leichte, hochfeste und biegesteife Bauteile entstehen. Die Platten können verklebt, verschraubt und vernietet werden, sie lassen sich aber auch, zu Kassetten geformt, in vorhandene Tragsysteme einhängen. Das Materialkomposit ist in beiden Fällen formstabil und neigt auch bei thermischer Beanspruchung weder zum Schüsseln noch zu Verwerfungen.
Der dreischichtige Aufbau bringt außerdem akustische Vorteile. Dem aus der Statik bekannten Masse-Feder-System entsprechend, entkoppelt die Kernschicht die beiden starren Metallplatten, wodurch ein Dämpfungseffekt entsteht. Die Fassadenplatten werden entdröhnt, was sich etwa bei auftreffendem Niederschlag angenehm bemerkbar macht. Außerdem üben die Fassadenelemente auf diese Weise eine deutlich wahrnehmbare schalldämmende Wirkung aus; der Rw-Wert ist mit 27 dB angegeben, das entspricht in etwa der Wirkung eines einfach verglasten Fensters. Dieser an sich gering erscheinende Wert ergibt im Rahmen der gesamten VHF jedoch eine Verdopplung der Schalldämmung des tragenden Mauerwerkes.
Führende Hersteller sind in der Lage, die Paneele in nahezu jeder Farbe und in fast jedem Design zu fertigen. Die dabei verwendeten, hochwertigen Lacksysteme sind UV-stabil und korrosionsfest, wodurch sie über viele Jahre wertstabile Fassaden ausbilden. Anfallende Verschmutzungen lassen sich, sofern sie nicht mit dem nächsten Regen verschwinden, leicht abwaschen, und sogar Graffiti können entfernt werden, ohne dass die Oberfläche Schaden nimmt. Am Ende einer vieljährigen Nutzungsphase sind die Aluminiumverbundplatten voll recycelbar und können problemlos ausgetauscht werden.
Resümee
Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden sind eine sehr wirtschaftliche Option, auch für den Geschosswohnungsbau. Sie bieten, wie hier am Beispiel von Aluminiumverbundplatten aufgezeigt, eine hohe Flexibilität hinsichtlich Gestaltung und Technik. Ihr Einsatz ist sowohl im Neubau wie im Bestand sinnvoll, da sich die Konstruktionen selbst auf die Gegebenheiten einstellen lassen. Einmal montiert, spiegeln die wartungsfreien, repräsentativen Systeme über viele Jahre die architektonische Intention wider. Aufgrund ihres modularen Aufbaus können VHF problemlos auf bauliche Veränderungen wie Erweiterungen und Modernisierungen reagieren. Im Schadensfall, etwa durch Vandalismus, lassen sich die betroffenen Elemente schnell reproduzieren und austauschen.
Aluminiumverbundplatten sind voll recycelbar und können
problemlos ausgetauscht werden.