Mehr Licht von oben
Licht tut gut. Insbesondere das breite Lichtspektrum des normalen Tageslichts fördert das körperliche und seelische Wohlbefinden. Außerdem ist in Deutschland das natürliche Tageslicht an rund 85 % aller Tage zwischen 8 und 17 Uhr kostenfrei verfügbar. Da wir einen Großteil unserer Zeit in Gebäuden verbringen, ist es wichtig dafür zu sorgen, dass dieses Tageslicht in ausreichender Menge einfällt.
Üblicherweise werden dafür Fenster in der Gebäudehülle integriert. Der überwiegende Anteil kommt dabei in die Wand. Überall dort, wo aufgrund der Gebäudegröße die natürliche Belichtung über Fenster in den Außenwänden nicht ausreicht, integriert man zusätzlich Fenster im Dach. Denn Dachfenster weisen im direkten Vergleich mit Fenstern in der Fassade durch die Nutzung des hellen Zenitlichts eine erheblich größere Lichtausbeute auf.
Das Verhältnis des Flächenbedarfes von Wandfenstern zu Dachfenstern liegt bei 5:1. Richtig angeordnete Dachfenster – z.B. in Form von Lichtkuppeln oder Lichtbändern – sorgen nicht nur für eine optimale natürliche Belichtung, sondern reduzieren zugleich auch den Bedarf an künstlichem Licht. Jedoch stellen Dachfenster einen Eingriff in eine wichtige Funktionsschicht dar. Zwar hat auch die Außenwand eine schützende Funktion, jedoch kommt beim Bauteil Dach hinzu, dass es zugleich auch wasserführende Ebene ist. Gerade bei flachen oder flachgeneigten Dächern ist deshalb die Unterbrechung der Schutzebene durch Fenster eine technisch anspruchsvolle Aufgabe.
Licht und mehr
Lichtkuppeln oder Flachdachfenster müssen deshalb bestimmte Zusatzfunktionen erfüllen, die Wandfenster in dieser Form nicht benötigen. Hinzu kommen Anforderungen aus den für das Bauteil Dach geltenden Flachdachregeln des ZVDH. Die geforderten bzw. notwendigen Eigenschaften lassen sich in folgende Bereiche unterteilen:
- Dichtigkeit
- Wärme- und Schallschutz
- Sicherheit
Licht und Ästhetik
Darüber hinaus ermöglichen Dachfenster auch eine natürliche Be- und Entlüftung der darunterliegenden Räumlichkeiten. Entsprechende Lüftungsmöglichkeiten lassen sich dabei sowohl im Fensterrahmen/Aufsetzkranz integrieren oder durch das händische bzw. automatisierte Öffnen des Fensters oder der Kuppel realisieren.
Dauerhaft dicht
Lichtkuppeln oder Flachdachfenster werden auf flachen oder flachgeneigten Dächern direkt auf der Abdichtungsebene montiert. Hierzu kommen Aufsetzkränze zum Einsatz, die genau auf die Lichtkuppel bzw. das Flachdachfenster abgestimmt sind. In der Regel handelt es sich dabei um hochwertige Kunststoffprofile. Herstellerbedingt sind sie als Mehrkammersystem oder mit Füllungen aus wärmedämmenden Materialien gefertigt. Beide Varianten dienen vor allem der besseren Wärmedämmung. Darüber hinaus sorgt das schon bei der Extrusion der Profile durch Stege erzeugte Mehrkammersystem für zusätzliche Stabilität des Profils.
Schnittstelle zwischen Dach und Fenster
Grundsätzlich haben alle auf das jeweilige Dachöffnungsmaß abgestimmten Aufsetzkränze eine definierte Mindesthöhe. Denn anders als bei Steildachflächenfenstern muss gemäß der Flachdachrichtlinie die Höhe des Aufsetzkranzes mindestens 15 cm oberhalb der fertigen Dachoberfläche einschließlich Kies oder Gründdachsubstrat betragen.
Nach der fachgerechten Fixierung des Aufsetzkranzes im Untergrund ist dieser noch an die Flächenabdichtung anzuschließen. Dies lässt sich sowohl manuell vor Ort auf der Baustelle, als auch mit von einigen Herstellern angebotenen Anschlussmanschetten umsetzen. Letztere sind direkt in den Aufsetzkranz integriert und müssen an diesem nicht noch zusätzlich fixiert werden. Lediglich der Anschluss an die Flächenabdichtung ist dann noch herzustellen.
Sollen mehr als zwei oder drei Lichtkuppeln oder Flachdachfenster eingebaut werden, lohnt sich die Anschlussmanschette – die aus dem gleichen Material wie die Abdichtungsbahn besteht – in jedem Fall. Mit dem fachgerechten Anschluss an die Flächenabdichtung ist zugleich die Hochführung der Anschlussbahn an den Aufsetzkranz verbunden. Sie verhindert das Hinterlaufen und damit das Eindringen von Feuchtigkeit am aufgehenden Bauteil.
Mit der Montage der Lichtkuppel oder des Flachdachfensters auf dem Aufsetzkranz wird die Dachöffnung geschlossen. Nach erfolgter Befestigung mittels Schrauben ist die komplette Dichtigkeit des Daches wieder hergestellt.
Wärme- und Schallschutz
Natürlich müssen auch Lichtkuppeln und Flachdachfenster den aktuellen Anforderungen an den Wärme- und Schallschutz entsprechen. Über die modifizierten Bauformen der Aufsetzkränze hinaus sind auch die Lichtkuppeln bzw. die Flachdachfenster wärmedämmend. Standardmäßig werden heute nur noch mehrschalig aufgebaute Lichtkuppeln angeboten. Speziell für Gebäude mit erhöhten Anforderungen an den Wärmeschutz stehen neben mehrschaligen Lichtkuppeln auch Flachdachfenster mit einer Kombination aus Verbundglas-Isolierglasscheibe und Lichtkuppel oder Fenster mit Doppel- bzw. Dreifach-Verglasung zur Verfügung. Abhängig von der jeweiligen Ausführung sowie des Tageslichtmaßes sind U-Werte bis cirka 0,5 W/m2K möglich.
Ähnlich verhält es sich mit den Schallschutzeigenschaften. Auch diese sind abhängig von den gewählten Ausführungen und Kombinationen. Bei modernen Lichtkuppeln und Flachdachfenstern sind Luftschalldämmmaße von 20 dB bei zweischaligen Lichtkuppeln bis 40 dB bei kombinierten Echtglas-Acryl-Lichtkuppeln möglich.
Sicherheit
Auch die Fenster auf dem Dach müssen ein unerwünschtes Eindringen verhindern bzw. hemmen im Sinne von hinauszögern. In erster Linie bezieht sich das bei Lichtkuppeln oder Flachdachfenstern auf die Demontage der oberen Schale vom Aufsetzkranz. Entsprechende Sicherungen der Verschraubung sorgen dafür, dass die Lichtkuppel/das Flachdachfenster nicht mehr beschädigungsfrei demontierbar ist.
Um während des Einbaus sowie bei der nachfolgenden Nutzung möglichst umfassende Sicherheit zu bieten, werden Lichtkuppeln oder Flachdachfenster heute durchsturzsicher angeboten. Unterschieden wird hierbei zwischen der Durchsturzsicherheit während des Einbaus und einer dauerhaften Durchsturzsicherheit. Überprüft wird die Durchsturzsicherheit nach der EN 1873 - Vorgefertigte Zubehörteile für Dachabdeckungen - Lichtkuppeln aus Kunststoff - Produktfestlegungen und Prüfverfahren oder nach der GS-BAU-18 Grundsätze für die Prüfung und Zertifizierung der Durchsturzsicherheit von Bauteilen bei Bau- oder Instandhaltungsarbeiten. In dieser Prüfung wird ein Sturz einer Person auf den Prüfkörper durch ein Fallgewicht aus einer definierten Höhe simuliert. Zusätzlich sollten alle Lichtkuppeln und Flachdachfenster entsprechend gekennzeichnet sein, um ein missbräuchliches Betreten auszuschließen.
Licht und Ästhetik
Auch wenn es bei allen Lichtkuppeln und Flachdachfenstern in erster Linie um die optimale Lichtausbeute geht, gibt es doch Unterschiede beim ästhetischen Anspruch. Für gewerbliche genutzte Gebäude wie Hallen oder Werkstätten gibt es einen anderen Anspruch an die Ästhetik der Lichtkuppeln als für Verwaltungs- und Bürogebäude oder Wohnhäuser. Deshalb gibt es seit einigen Jahren neben den klassischen Lichtkuppeln im markanten und bekannten, eher funktionalen Design nun auch Flachdachfenster aus hochwertigen Materialien wie Echtglas und Aluminium oder Kombinationen aus Lichtkuppel und Fachdachfenster.
Und auch bei der klassischen Lichtkuppel gibt es mittlerweile ein breites Spektrum an Varianten, um möglichst vielen individuellen Erwartungen und Ansprüchen gerecht zu werden. Anders als die Wandfenster sind Lichtkuppeln und Flachdachfenster aufgrund ihrer sehr exponierten Lage Wind und Wetter ausgesetzt. Zudem ist die Reinigung mit einigem Aufwand verbunden. Alle diese Faktoren müssen beim konstruktiven Aufbau der Kuppeln und Fenster fürs Dach berücksichtigt werden. Nicht ohne Grund sind es z.B. kuppelförmige oder geneigte Abdeckungen, da sie einer Verschmutzung entgegenwirken.
Auch mit Blick auf die Durchsichtigkeit gilt es einiges zu beachten. Zwar sorgen klare – also durchsichtige – Lichtkuppeln für die bestmögliche Lichtausbeute, jedoch kommt es gleichzeitig zu extremen Lichtsituationen, wenn z.B. die Sonne im Zenit steht und direkt durch die Kuppeln einstrahlt. Diffuse Lichtkuppelschalen brechen diese harten Strahlen auf und können sie, je nach zusätzlicher Beschichtung, auch noch breiter in den Raum streuen. Dadurch wird zwar die Lichtdurchlässigkeit etwas reduziert, die Lichtverteilung hingegen erheblich verbessert.
Licht von oben in vielen Variablen
Heute wird eine Vielzahl von Lichtkuppeln und Flachdachfenstern angeboten, die ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen erfüllen können. Aufgrund der „exponierten“ Lage dieser Fenster sind neben der Belichtung vor allem die dauerhafte Funktionssicherheit des Daches, der Wärme- und Schallschutz sowie die Sicherheitseigenschaften gesondert zu betrachten. Hochwertige ästhetische Lösungen für den Wohn- und Objektbau bieten darüber hinaus alle Vorteile der Belichtung von oben in Verbindung mit optisch ansprechenden Ansichten.
Dachfenster weisen im direkten Vergleich mit Fenstern in der Fassade durch die Nutzung des hellen Zenitlichts eine erheblich größere Lichtausbeute auf.
Lichtkuppeln oder Flachdachfenster werden auf flachen oder flachgeneigten Dächern direkt auf der Abdichtungsebene montiert.