Mieten bleiben bezahlbar
Nähert sich der Besucher dem Quartier Waldstraße in Norderstedt vor den Toren Hamburgs fallen schon von weitem die farbigen Akzente an den Fassaden ins Auge. Auf den ersten Blick scheint die Siedlung ein Neubau zu sein, doch es handelt sich um eine modernisierte Wohnanlage. Eine Wohnanlage, die modernisiert wurde, auch um geförderten Wohnraum zu erhalten.
Verantwortung gerecht werden
Das Quartier am Rande Norderstedts mit 368 Wohnungen wurde in den 1970er-Jahren im Stil einer Großwohnsiedlung erbaut. Sieben Gebäudekomplexe mit zwei bis acht Stockwerken prägen die Wohnanlage. Inmitten einer beliebten Wohngegend mit Einfamilien-, Reihen- und kleinen Mehrfamilienhäusern und eingebettet in viel Grün war sie gut 40 Jahre später zum Schandfleck geworden: Die mit Eternitplatten verkleideten und gegliederten Fassaden waren sehr verwittert und energetisch sowie gestalterisch nicht mehr zeitgemäß.
Gründe genug, eine Modernisierung durchzuführen. Entscheidend war jedoch: Etwa zwei Drittel der Wohnungen waren mit öffentlichen Mitteln errichtet worden. „Die damit verbundene Belegungsbindung wäre im Sommer 2014 ausgelaufen. Um diesen öffentlich geförderten Wohnraum zu erhalten, war eine energetische Modernisierung notwendig“, erklärt Uwe Wirries, Vorstandssprecher der Baugenossenschaft Adlershorst. Adlershorst gehört mit etwa 5.300 eigenen und ca. 2.000 fremdverwalteten Wohnungen zu den größten Wohnungsbaugenossenschaften im nördlichen Speckgürtel Hamburgs.
27.000 m² Dämmung
12,7 Mio. € investierte Adlershorst, um die Siedlung zu modernisieren. Zu den Maßnahmen gehörten auch der Einbau dreifachverglaster Fenster, der Austausch der Balkone gegen vorgestellte, thermisch entkoppelte Balkonanlagen, der Austausch der Heizungen gegen einen Fernwärmeanschluss mit effizienter Energieerzeugung und die Erneuerung des Umfelds mit Spielplätzen, Grünanlagen und Gehwegen.
Die zentralen Maßnahmen bestanden jedoch darin, die Fassade mit einer Wärmedämmung zu versehen und sie neu zu gestalten. Für Hans-Jürgen Rath, Geschäftsführer der gleichnamigen GmbH, die unter anderem auch diese Arbeiten ausführte, gehören derartige Großprojekte zum Alltag: „Insgesamt haben wir nach einer Ebnung des untergründigen Kalksandsteinmauerwerks 27.000 m2 mit Caparol-Produkten gedämmt und farbig gestaltet.“ Hauptdämmplatte war die 160 mm starke Capatect-Dalmatiner-Fassadendämmplatte, die mit Capatect Klebe- und Spachtelmasse 190 geklebt und armiert wurde. Die Dämmplatten haben eine Wärmeleitfähigkeit von 0,034 W/mK nach DIN 4108.
Für die brandschutzrelevanten Bereiche, etwa zehn Prozent der Gesamtfläche, wählten die Verantwortlichen nach Vorgabe vom zuständigen Ingenieurbüro die Capatect MW-Fassadendämmplatte 149 extra sowie die Brandriegel MW 152 in 16 cm Stärke. Die Sockelbereiche wurden mit Capatect-Perimeterdämmplatten 115 versehen. Es folgte je nach Dämmvariante entweder ein Auftrag von Capatect Mineral-Leichtputz oder von Sylitol Fassadenputz, beide als Kratzputz in zwei Millimeter Stärke ausgeführt. Der abschließende Anstrich erfolgte zweimal mit Muresko Silacryl.
Caparol ist seit langem Produkt-Partner der Adlershorst Baugenossenschaft. „Uns überzeugten auch hier das schlüssige Gesamtkonzept, Lösungsmöglichkeiten für alle anstehenden Details und durchgängige Betreuung durch das Caparol-Team auch in der Ausführungsphase“, so Reinhard Herden, technischer Leiter der Baugenossenschaft.
Moderne Akzente auf hellen Fassaden
Durch die neue Dämmung war die Basis für einen neuen gestalterischen Ansatz geschaffen und der Auftrag für diese Farbgestaltung ging an das Caparol FarbDesignStudio. „Ziel war es, die Siedlung aufzuwerten und die Gebäude mit Farbe modern und doch dezent und unaufdringlich in die Umgebung einzupassen. Dabei sollte ebenfalls die geradlinige Architektur berücksichtigt werden. Die helle Farbigkeit der Fassaden – hier haben wir einen sandigen Farbton in zwei Helligkeitsstufen ausgesucht – verleiht den Baukörpern Leichtigkeit. Der in grau gehaltene Sockel vermittelt dagegen Standfestigkeit. Belebend wirken die Akzentfarbtöne Orange, Blau, Grün und Weiß, die in Form von Farbfaschen um ausgewählte Fenster die massiven Gebäudeflächen charakterisieren. Außerdem bieten die in den gleichen Akzentfarben uni gestalteten Eingangsbereiche Bewohnern und Besuchern Orientierung innerhalb der Siedlung“, erklärt Diplom Industriedesigner Pasquale de Gennaro.
Insgesamt ein attraktives Farbkonzept, mit dem sich die Siedlung aufgewertet und zeitgemäß in die Nachbarschaft einfügt. Mit einer zusätzlichen Besonderheit: Die Giebelseite eines Hauses schmückt ein sieben Stockwerke hoher, aufgemalter stilisierter Baum. „Dieser Baum symbolisiert die Erfolge für die Umwelt, die wir mit diesem Projekt erzielen konnten“, erläutert Uwe Wirries. Denn der CO2-Ausstoß konnte mit der Erneuerung der Heizungsanlage und durch den Anschluss an das Fernwärmenetz der Stadt Norderstedt um 97 % verringert werden.
Erfolg mal drei
Nach einer zweijährigen Bauphase, deren größte Herausforderung darin bestand, die Mieter so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, war die Modernisierung erfolgreich abgeschlossen. „Die Gebäude sind jetzt optimal wärmegedämmt. Wir haben Heizkostenersparnisse zwischen ca. 35 bis 50 %“, fasst Uwe Wirries stolz zusammen.
Außerdem hat die Siedlung auch durch die farbliche Gestaltung gewonnen: Sie ist aufgrund ihrer ästhetischen Gestaltung ein echter Hingucker geworden, die von Bewohnern geschätzt und von Nachbarn nun endlich akzeptiert wird.
Und nicht nur deshalb sind die Bewohner zufrieden: Für viele konnte der günstige Mietpreis dank eines neuartigen Finanzierungsmodells, das Adlershorst zusammen mit dem schleswig- holsteinischen Innenministerium und der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) entwickelte, gehalten werden – trotz Modernisierung. Dies ist heute bei stets steigenden Wohnraumkosten rund um Hamburg ein Glücksfall für Haushalte mit geringem Einkommen.
„Die Gebäude sind jetzt optimal wärmegedämmt. Wir haben Heizkostenersparnisse zwischen ca. 35 bis 50 %.“
Bautafel
Objekt: Siedlung Waldstraße, Norderstedt
Bauherr: Adlershorst Baugenossenschaft eG
Planung: · Bauantragsverfahren: Ingenieurbüro Hansen-Hagge, Schleswig
· Haustechnikplanung (hydraulischer Abgleich): Büro IPV, Reppenstedt
· brandschutztechnische Begleitung: Ingenieurbüro Nagel, Marne
Verarbeiter: Hans-Jürgen Rath GmbH Malereibetrieb, Schenefeld bei Itzehoe
Bauzeit: 2014-2015
Farbkonzept: Dipl. Industriedesigner (FH) Pasquale de Gennaro, Caparol FarbDesignStudio
Caparol-Außendienst: Stephan Matthes, Peter Neumann