Energie

Power fürs Quartier

Der mit der Energiewende verbundene Strukturwandel und steigende Energiekosten stellen die Wohnungswirtschaft vor große Herausforderungen. Eine Lösung für die nachhaltige energetische Versorgung haben LEG und RWE in einem Pilotprojekt in Kreuztal realisiert.

Die Fritz-Erler-Siedlung im südwestfälischen Kreuztal wurde zwischen 1968 und 1971 erbaut und besteht aus 4- bis 6- teilweise bis zu 11-geschossigen Gebäuden, die in Bau- und Wohnblöcken gruppiert sind. Ergänzt wird die Anlage durch drei 12-geschossige Punkthochhäuser. Die gesamte Siedlung beherbergt in 705 Wohnungen über 2000 Be­­wohner. Um das Wohnquartier zukunftsweisend und klimafreundlich mit Strom und Heizenergie auszustatten, haben die LEG und die RWE im Rahmen einer branchenübergreifenden Kooperation hier ein bemerkenswertes Pilotprojekt realisiert. Grundlage der Zusammenarbeit ist das Lösungspaket „Quartierpower“, das RWE eigens für verdichtete Wohnsiedlungen und für Wohnungsgesellschaften konzipiert hat. Das Konzept zielt darauf ab, nahe beieinander gelegene Wohnobjekte zu einem energiewirtschaftlichen Quartier zusammenzufassen.

Erfolgsfaktor Kraft-Wärme-Kopplung

Im Zuge der Bündelung können die einzelnen Anlagen vor Ort größer dimensioniert und im Betrieb auch ausgeglichener gefahren werden. Zusätzliche Einsparpotenziale im Hinblick auf Kosten und CO2-Emissionen ergeben sich durch den Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) – zum Beispiel in Form von modernen Blockheizkraftwerken (BHKW).

In Kreuztal wurden vier gasgefeuerte BHKWs mit einer elektrischen Leistung von jeweils 50 kW neu installiert. Die Voraussetzungen hierfür sind in der Fritz-Erler-Siedlung besonders gut. Denn vor Ort gibt es bereits ein intaktes Nahwärmenetz mit mehreren Heizwerken, das von RWE betrieben wird. Die Infrastruktur für eine effiziente Wärmeversorgung ist also weitgehend vorhanden; die bestehenden Wärmelieferverträge und Wärmepreise bleiben unverändert. Bei der Integration der vier BHKWs in diese Struktur haben diese Zug um Zug einen Teil der Wärmeversorgung übernommen.

Vorteile für Mieter und Vermieter

Quartierpower ist die gemeinsame Antwort von LEG und RWE auf die Energiewende und sorgt für eine Entlastung der sogenannten „zweiten Miete“. Strom und Wärme werden in das eigene Quartiernetz eingespeist und an die Mieter vermarktet. Da der Strom kostensparend da erzeugt wird, wo er verbraucht wird, ergeben sich Strom-Preisvorteile für den Mieter. In Cent und Euro ausgedrückt heißt das: Der Preis für die Kilowattstunde Quartierstrom liegt 2,5 Cent unter dem Tarif des örtlichen Grundversorgers. Im Vergleich ergibt sich für einen Mieter mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh eine Gesamtersparnis von 100 Euro – und das jedes Jahr. Kostenmindernd schlägt zu Buche, dass der Strom nicht über weite Strecken transportiert werden muss und das öffentliche Netz nicht belastet. Deshalb ist der vor Ort erzeugte Strom z.B. von Netzentgelten sowie der Konzessionsabgabe befreit. Diesen Kostenvorteil können die Mieter nutzen, sofern sie sich entschließen, Quartierstrom zu beziehen.

Dass hier eine echte Win-Win-Situation ge­­schaffen wurde, verdeutlicht LEG-Vorstand Holger Hentschel: „Für unsere Mieter ist der günstige Fritz-Erler-Strom eine echte Bereicherung. Aber nicht nur unsere Kunden profitieren und sparen bares Geld, das Projekt setzt auch für unser Quartier ein Ausrufezeichen: Die Fritz-Erler-Siedlung ist die erste Wohnanlage, die komplett mit ihrem eigenen Strom versorgt wird, und somit Vorreiter für dezentrale Energieversorgung im gesamten Bundesgebiet. Das macht Mieter und Vermieter gleichermaßen stolz und passt zu unserem Verständnis von gesellschaftlicher Verantwortung.“

Ein weiteres Plus zeigt sich bei einem Blick auf die Klimabilanz. Die Prognoseberechnungen der RWE-Ingenieure sagen eine jährliche CO2-Ersparnis von rund 700 t voraus. In Anbetracht des gestiegenen Umweltbewusstseins in der Bevölkerung ergibt sich hieraus für den Vermieter ein nicht zu unterschätzender Imagegewinn und die Chance, das Unternehmensprofil zu schärfen.

Das Stromprodukt „Quartierpower Fritz-Erler-Strom“ wurde den Mietern Ende August 2014 vorgestellt und traf auf große Resonanz: Inzwischen hat sich eine Vielzahl von Mietparteien für das Angebot entschieden und einen Stromliefervertrag unterschrieben.

Gesellschaft gegründet

Alle LEG-Mieter können in Zukunft direkt an der Energiewende in Deutschland teilnehmen. Denn zur kompletten energiewirtschaftlichen und energietechnischen Bewirtschaftung und Versorgung der gesamten LEG-Bestände haben die LEG Immobilien AG und die RWE Vertrieb AG die integrierte Energiemanagementgesellschaft „EnergieServicePlus GmbH“ gegründet. Das zugrunde liegende innovative und nachhaltige Konzept zeigt auf, wie die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden kann. LEG und RWE beschreiten mit der Gesellschaft einen neuen, strategischen und richtungweisenden Weg für die Energieversorgung der Zukunft. 51% der Gesellschaft, die ab Mitte 2016 an den Start geht, hält die LEG, 49% die RWE. Das Leistungsportfolio der EnergieServicePlus GmbH reicht von der Investition in energieeffiziente Anlagentechnik über die Rundumversorgung beim Thema Wärme und Strom bis hin zu speziellen Strom- und Gasangeboten für die Mieter. Darüber hinaus bietet die Gesellschaft umfassende Mess- und Abrechnungsdienstleistungen, Energie-Portfoliomanagement sowie Leerstands- Anlagenmanagement an. Eine Innovationsplattform für moderne Hausautomatisierung, zum Beispiel SmartHome und Elektromobilität, rundet das Angebot ab.

Vier gasgefeuerte BHKWs mit einer elektrischen Leistung von jeweils 50 kW wurden installiert.

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