NRW-Wohnungswirtschaft

Energiewende überfordert Mieter und Vermieter

Die Energiewende wird unter den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen laut VdW Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen (www.vdw-nrw.de) im Gebäudebereich in NRW nicht gelingen. „Die Energiewende überfordert Mieter und Vermieter“, sagte VdW-Verbandspräsident Dr. Dieter Kraemer auf der Jahrespresekonferenz in Bonn.

Die neuesten Zahlen des Forschungsinstituts InWIS beweisen, dass die Wohnungsunternehmen in NRW weit mehr Vollmodernisierungen durchführen als Privatbesitzer. Laut Kraemer ist die Quote der Wohnungswirtschaft in NRW ist mit 0,71 % dreimal so hoch wie der Durchschnitt. „Damit aber die Energiewende gelingt, sind laut Politik zwei Prozent notwendig – das ist utopisch."

Wie stark die Leistung der Wohnungsunternehmen ist, zeigt sich im Vergleich – VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter: „Wohnungseigentümergemeinschaften in NRW sanieren zu 0,24 %, NRW-Einzeleigentümer gerade einmal zu 0,06 % in vollem Umfang ihre Häuser." Für die politischen Ziele sei das viel zu wenig. Der Gesamt-NRW-Schnitt der Vollmodernisierung liegt bei 0,26 %, deutschlandweit liegt er bei 0,19 %.

Günstiger Wohnraum geht verloren

Analysen des VdW zeigen, wie stark sich die regionalen Wohnungsmärkte in NRW auseinanderentwickeln. Während etwa auf der Rheinschiene noch Mietsteigerungen möglich sind, sieht dies in ländlicheren Regionen anders aus. Doch selbst wenn Mieterhöhungen mancherorts durchsetzbar wären, äußert Dr. Kraemer soziale Bedenken: „Durch die ständige Verschärfung des Ordnungsrechts, etwa der energetischen Vorgaben, geht günstiger Wohnraum zunehmend verloren." Wohnungspolitik dürfe deshalb nicht auf Energiefragen verengt werden. „Lebenswerte Wohnquartiere müssen das Ziel guter Wohnungspolitik sein, im Wohnquartier lassen sich auch energetische Ziele und die Erfordernisse des demografischen Wandels besser umsetzen.“

Mieter können sich Modernisierungsumlage nicht leisten

Dass die Quote der Vollmodernisierungen nicht an die politisch gewollte Zwei-Prozent-Marke heranreicht, liegt laut Michael Neitzel, Geschäftsführer der InWIS Forschung und Beratung GmbH, vor allem daran, dass sich viele Mieter die notwendigen Mieterhöhungen nach einer Modernisierung nicht mehr leisten können. „Nach unserer Beispielrechnung müssten Wohnungsunternehmen nach einer energetischen Standardmodernisierung 2,40 € pro m² mehr verlangen, um wenigstens eine geringe Rendite einzufahren." Das liege nicht nur weit über den eingesparten Energiekosten von 38 Cent pro m² für den Mieter – in vielen Regionen könnten sich die Mieter diese Modernisierungsumlage schlichtweg auch nicht leisten.

Die Haushalte im unteren Fünftel der Einkommensverteilung geben laut Neitzel schon jetzt die Hälfte ihres Einkommens für Wohnkosten aus. Viele VdW-Wohnungsunternehmen legen deshalb nur einen geringen Teil der gesetzlich durchsetzbaren Miete um, was aber auf Dauer wirtschaftlich kaum leistbar ist.

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