Difu-Städteumfrage: Finanzen dominieren, Demokratiesorge wächst

Laut OB-Barometer 2025 sind Finanzen zwar das alles beherrschende Thema der Städte. Doch auch Rechtspopulismus und Demokratieskepsis rücken in den Fokus: 80 Prozent der Städte stufen sie als (sehr) wichtige Herausforderungen ein.

Das Thema „Kommunalfinanzen“ war bereits 2024 das aktuell wichtigste Handlungsfeld der Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister (OBs) für die eigene Stadt. 2025 gewinnt es jedoch noch einmal deutlich an Dynamik: Mit 70 Prozent (Vorjahr 50 Prozent) der Nennungen stufen die OBs das Thema doppelt so wichtig ein wie die nachfolgenden Themen Wohnen, Unterbringung/Integration Geflüchteter sowie Klimaschutz.

Bis auf die Flüchtlingsthematik 2015 haben die Stadtspitzen seit Beginn der Difu-Befragungsreihe keinem anderen Thema eine solch hohe Relevanz und Dringlichkeit beigemessen. Erstmals wird in der diesjährigen OB-Befragung nach dem Thema „Demokratieskepsis und Rechtspopulismus“ gefragt. 80 Prozent der Stadtspitzen bewerten die Auseinandersetzung und den Umgang mit diesem Thema als „sehr große“ oder „große“ Herausforderung.

„Die Sorge der kommunal Verantwortlichen ist nachvollziehbar. Kommunen sind die Keimzelle der Demokratie. Wie schnell Populismus die Demokratie unterwandern kann, zeigt der aktuelle Blick in die USA,“ kommentiert Difu-Institutsleiter Prof. Dr. Carsten Kühl die Ergebnisse.

Zur der von den Stadtspitzen geäußerten Finanznot passt auch, dass Fragen des Erhalts und Ausbaus der kommunalen Infrastruktur – immerhin 40 Prozent der öffentlichen Investitionen sind kommunal – als so wichtig wie nie zuvor bewertet werden. Zudem wird die Kluft zwischen Einnahmen und Ausgaben der Kommunen immer größer. 85 Prozent der befragten OBs sehen die eigene Stadt durch steigende Sozialausgaben, verbunden mit der Erwartung von rückläufigen Steuereinnahmen, erheblich herausgefordert. Hinzu kommen finanzielle Herausforderungen durch Wärmewende und Klimaanpassungsmaßnahmen. 90 Prozent der OBs sehen hier eine erhebliche Herausforderung für die eigene Stadt.

„Vor diesem Hintergrund fordern die Städte zu recht eine neue Finanzverteilung so schnell wie möglich, um ihre strukturelle Unterfinanzierung zu beenden“, so Difu-Wissenschaftlerin Dr. Beate Hollbach-Grömig.

Und diese Antworten sind nicht nur eine Momentaufnahme: Finanzen werden auch für die Zukunft als wichtigstes Thema auf der kommunalen Agenda (68 Prozent) eingeschätzt. Kein anderes Thema erreichte bei dieser Frage in den letzten zehn Jahren der OB-Befragung einen so hohen Wert. Die „Klimathemen“ spielen weiterhin eine Rolle, jedoch bei weitem nicht mehr in dem Maße, wie in vergangenen Befragungen.

Überraschend wirkt auf den ersten Blick, dass sich der Handlungsdruck bei der Unterbringung von Geflüchteten im Vergleich zu den Vorjahren etwas abgeschwächt zu haben scheint. Von mehr als 90 Prozent der Stadtspitzen, die hierin im Jahr 2023 eine erhebliche Herausforderung sahen, fällt die Zahl auf knapp 60 Prozent im Jahr 2025. Dies mag damit zusammenhängen, dass die Zahl der Asylanträge im Jahr 2024 um fast ein Drittel zurückgegangen ist – und damit die Zahl der nach Deutschland Geflüchteten. In Fragen der Unterbringung und Integration von Geflüchteten fordern und brauchen die Kommunen allerdings weiterhin eine deutliche Unterstützung durch die Bundesebene.

Die Diskussion in den Kommunen wird im Jahr 2025 eindeutig vom Finanzthema bestimmt, im Hinblick auf aktuelle Herausforderungen, aber auch mit Blick in die Zukunft. Wobei die Finanzen immer auch in einem thematischen Kontext stehen: Es geht um Finanzmittel im sozialen Bereich, für Investitionen in die Infrastruktur, besonders Schulen (und damit auch Bildungspolitik), oder Maßnahmen zur Klimaanpassung. Und damit geht es zugleich um wichtige Standortfaktoren, um den Standort Deutschland und konkret die Kommunen attraktiver zu machen, unterstützt auch durch einen Abbau der nicht-monetären Investitionshemmnisse.

Von diesen Herausforderungen sind alle Kommunen betroffen, die Einschätzungen und Bewertungen der Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister zur aktuellen Situation in den Städten unterscheiden sich – wie schon 2024 – kaum zwischen den Bundesländern oder Städten unterschiedlicher Größe