Mieter können ökologischen Fußabdruck nicht einschätzen
Die Umweltbelastung durch die eigenen vier Wände ist den meisten Mietern nicht bewusst. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der noventic group. Knapp 83 Prozent der befragten Wohnungsmieter gaben an, nicht zu wissen, wie groß der ökologische Fußabdruck ihrer Wohnung ist.
Ein kritischer Faktor in der Erreichung der deutschen Klimaziele: Denn laut Umweltbundesamt werden rund 35 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland durch Gebäude verursacht, fast ein Viertel davon allein durch Heizen und Trinkwassererwärmung in Wohngebäuden. Sollte sich daran nichts ändern, ist das Ziel der Bundesregierung gefährdet, bis 2050 in Deutschland klimaneutral zu wohnen. Allein bis 2030 sollen die Emissionen von Gebäuden um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden. Doch es zeichnet sich ab, dass Deutschland schon die für 2020 gesteckten Ziele im Immobiliensektor (Reduktion der Emissionen von Gebäuden um 40 Prozent) verfehlt.
Kaum Bewusstsein für den Energieverbrauch der eigenen Wohnung
„Die Ergebnisse der Umfrage zeigen einen großen Bedarf nach Klarheit über den Energieverbrauch der eigenen Wohnung“, sagt noventic-CEO Jan-Christoph Maiwaldt. So hätten nur fünf Prozent der deutschen Mieter eine deutliche Vorstellung davon, welche Emissionen von ihrer Wohnung ausgehen. Umso wichtiger sei es, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, um jedem Mieter Transparenz über seine eigenen Verbräuche zu bieten, so Maiwaldt.
Immobilienbranche und Politik setzten in der Vergangenheit vor allem auf energetische Sanierung (Dämmung) von Bestandsgebäuden und thermisch optimierte Gebäudehüllen im Neubau, um die Klimaziele zu erreichen. Doch damit allein ließ sich der hohe Endenergieverbrauch von Wohngebäuden nicht ausreichend reduzieren.
Ein Grund dafür ist der sogenannte Rebound-Effekt. Ein Beispiel: Menschen, die wissen, dass sie in einem energieeffizienten Gebäude wohnen, neigen eher dazu, sich im Winter ein Grad im Wohnzimmer oder zwei Minuten unter der warmen Dusche mehr zu gönnen. Die positiven Auswirkungen der energieeffizienten Bauweise werden so durch das veränderte Nutzungsverhalten reduziert oder sogar annulliert. Deshalb fordern Unternehmen der Wohnungswirtschaft und der Mieterbund seit langem von Mietern und Eigentümern, mehr Eigenverantwortung in ihrem Verbrauchsverhalten zu übernehmen.
Einsparpotenzial durch mehr Transparenz
Um diese Entwicklung zu unterstützen, hat die noventic group eine Bewohner- und Mieter-App für das eigene Energie-Monitoring in Wohnungen entwickelt. Sie erlaubt es Bewohnern, ihren Verbrauch jederzeit abzurufen und bei Bedarf gegenzusteuern. „Unsere App soll in erster Linie das Bewusstsein für Verbrauchsspitzen schärfen. Laut einer Studie des ZIA, dem Zentralverband der Immobilienwirtschaft, führen regelmäßige Verbrauchsinformationen zu einem bis zu 20 Prozent geringeren Energieverbrauch. Das zahlt sich unmittelbar für den Mieter aus: Durch sinkende Nebenkosten sowie einem eigenen Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Jan-Christoph Maiwaldt.
Das persönliche Verbrauchsverhalten wird damit ein wichtiger Hebel für mehr Klimaschutz im Gebäudesektor. Das hat auch die Europäische Union erkannt und die unterjährige Verbrauchsinformation in der novellierten EU-Energieeffizienz-Richtlinie (EED) ab 2022 monatlich zur Pflicht gemacht. Damit können Wohnungsnutzer auf ihr Verbrauchsverhalten kurzfristig, und nicht erst nach Erhalt der Jahresendabrechnung, reagieren.
Klimaziele im Gebäudesektor
Der Gebäudesektor ist für das Erreichen der Klimaziele ein wichtiger Faktor: Die rund 19 Millionen Wohngebäude in Deutschland hatten 2017 einen Endenergieverbrauch von ca. 651 Milliarden Kilowattstunden (Quelle: Umweltbundesamt). Trotz aller Bemühungen konnte dieser Wert seit 2010 nicht mehr signifikant reduziert werden (Quelle: dena Gebäudereport 2018).
Das persönliche Verbrauchsverhalten
wird ein wichtiger Hebel für mehr Klimaschutz
im Gebäudesektor.