Energiesparen im
Mehrfamilienhaus
Mit der Einführung der unterjährigen Verbrauchsinformation (UVI) sollen Bewohner von Mehrfamilienhäusern einen besseren Überblick über ihre Verbräuche von Strom, Wärme oder Wasser bekommen. Das politisch gewünschte Ziel: durch die so gewonnene Verbrauchstransparenz sparsames Verhalten zu fördern – und Mietern so einen eigenen Beitrag zum Klimaschutz zu ermöglichen.
Dieses Ziel lässt sich aber nur durch die Digitalisierung der Messprozesse schaffen – Entwicklungen der noventic group, wie beispielsweise die QUNDIS-Messsysteme im Open-Metering-Standard, das BSI-zertifizierte Smart Meter Gateway der PPC oder die Multi-Metering-Angebote der KALO sind hierfür Beispiele. Jetzt kommt aus der noventic group die Energie-Monitoring-App ‚Home‘ in die App-Stores.
Die Europäische Union hat mit dem ‚Green Deal‘ das Ziel festgeschrieben, die CO2-Emissionen der EU bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Ein großer Hebel liegt dabei im Gebäudesektor: Laut Umweltbundesamt ist dieser in Deutschland für rund 35 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich – fast ein Drittel davon entfällt auf das Heizen oder die Wassererwärmung. Entsprechend werden die regulatorischen Vorgaben zur Energieversorgung von Gebäuden strenger. Wesentlicher Bestandteil der EED-Richtlinie sind beispielsweise das Bereitstellen unterjähriger Verbrauchsinformationen für Wohnungsnutzer sowie der verpflichtende Einsatz von Funkmesstechnik in der Verbrauchserfassung.
Der Faktor Mensch
Untersuchungen zeigen, dass das menschliche Verbrauchsverhalten einen erheblichen Einfluss auf den realen Energieverbrauch von Gebäuden hat, weil Bewohner in der alltäglichen Routine eher intuitiv als rational agieren. Ein bekanntes Beispiel ist der sogenannte ‚Rebound-Effekt‘ in energetisch modernisierten Gebäuden. Die tatsächlichen Energieverbräuche liegen nach einer energetischen Sanierung aufgrund sich verändernder Verbrauchsverhalten häufig über dem errechneten Energiebedarf – um bis zu 30 Prozent höher als prognostiziert. Bewohner ändern ihr Verhalten, weil sie nach der Modernisierung von einem effizienteren Energieeinsatz ausgehen, und erhöhen damit ihren Verbrauch, etwa, indem sie wenig genutzte Räume stärker heizen. Die Wahrscheinlichkeit ist deshalb hoch, dass die errechnete Einsparwirkung energetischer Sanierungen im Alltag verfehlt wird.
Den positiven Einfluss von Verbrauchstransparenz auf das Verbrauchsverhalten zeigen Studien über die in den frühen 1980ern durch die Heizkostenverordnung (HKVO) festgeschriebenen Messdienstleistungen. Allein das Wissen, dass jeder am Ende des Jahres für den eigenen Verbrauch geradestehen muss, führte zu sinkenden Energieverbräuchen – im Mittel um 20 Prozent. In den letzten 10 Jahren haben Studien zudem belegt, dass die unmittelbare Verbrauchstransparenz von zum Beispiel Heizwärme zusätzlich das Verbrauchsverhalten beeinflusst: Die Kenntnis über die eigenen Verbräuche und den daraus resultierenden Auswirkungen auf Nebenkosten und CO2-Fußabdruck motivieren also kontinuierlich zum sparsamen Verhalten.
Mit der Ende 2018 in Kraft getretenen Energieeffizienzrichtlinie (EED) und der damit verbundenen verpflichtenden Einführung der unterjährigen Verbrauchsinformation (UVI) adressiert die EU genau diese Potenziale. Bis zum Jahr 2030 soll so der europaweite Energieverbrauch im Vergleich zur Prognose von 2007 um 32,5 Prozent sinken – einen signifikanten Beitrag kann und muss hier die moderne, digitalisierte Messdienstleistung in Form der UVI leisten.
Die digitale Antwort
Mit der Energie-Monitoring-App ‚Home‘ für Mieter und Bewohner hat die noventic group ein neues Angebot für die unterjährige Verbrauchsinformation entwickelt. Sie erlaubt es Bewohnern, neben dem Strom- auch ihren Heizwärme- und Wasserverbrauch jederzeit einzusehen und bei Bedarf gegenzusteuern. Doch ‚Home‘ kann noch mehr. So unterstützen Energiespartipps, den eigenen Verbrauch zu optimieren. Regelmäßig aktualisierte Tipps zum sparsamen Heizen, Waschen oder Duschen wecken die Neugierde und steigern so die Attraktivität der App.
Anonymisierte Benchmark-Daten anderer App-Nutzer helfen zudem dabei, die Höhe des eigenen Verbrauchs besser einschätzen zu können. Erfahrungen der dänischen noventic-Tochter KeepFocus mit der seit 2017 in Dänemark verfügbaren App ‚Cards‘ haben gezeigt, dass sowohl der Vergleich mit dem Durchschnittsverbrauch der Nachbarschaft als auch die Übersicht über die eigenen Sparerfolge der vergangenen Monate die Motivation zusätzlich steigern – ob nun für sinkende Nebenkosten oder mehr Klimaschutz.
Infrastrukturelle Voraussetzung
Infrastrukturelle Voraussetzung für die unterjährige Verbrauchsinformation sind fernauslesbare Messgeräte – im besten Fall im Open-Metering-Standard, wie die des Erfurter Messgeräte-Herstellers Qundis. Dieser Modernisierungsschritt, der mit Inkrafttreten der EED in Deutschland regulatorisch festgeschrieben ist, bietet Bestandshaltern zudem die Chance alle Verbrauchsmessungen – wie die von Strom, Wärme oder Wasser – infrastrukturell über ein Smart Meter Gateway zu bündeln und damit noch einmal Investitionsaufwände zu konsolidieren und Gebäude zukunftssicher zu digitalisieren.
Den Startschuss in diese Richtung hat die Stuttgarter GWG-Gruppe gemacht: Sie lässt 1.000 Gebäude von der noventic-Tochter Kalo mit funkender, und über ein Smart Meter Gateway gebündelter Infrastruktur ausstatten und legt mit dem Schritt die Basis für mehr Verbrauchstransparenz und Prozesseffizienz in ihrer Liegenschaft. Und selbst die nicht digital-affinen Bewohner können sich freuen: Durch die vollautomatische Erfassung und Verarbeitung der Verbrauchsdaten entfällt der jährliche Ablesetermin vor Ort – und die damit einhergehende aufwendige Terminkoordination.
Untersuchungen zeigen, dass das menschliche Verbrauchsverhalten einen erheblichen Einfluss auf den realen Energieverbrauch von Gebäuden hat.