Datenmanagement: Monatliche Verbrauchsinformation besteht Praxistest
In der Optimierung des Nutzerverhaltens liegen große Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu senken. Im Rahmen eines Modellvorhabens untersucht die Deutsche Energie-Agentur (dena) mögliche Einspareffekte durch eine monatliche Verbrauchsinformation für Mieter. Erste Zwischenergebnisse liefern deutliche Hinweise auf das beträchtliche Potenzial dieser niedriginvestiven Maßnahme.
Die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden ist ein zentrales Thema der Energiewende. Besonders große Einsparpotenziale liegen hier bei Heizung und Warmwasser, da ihr Anteil am gesamten Energieverbrauch privater Haushalte über 80% beträgt. Diese Potenziale zu heben, lohnt sich für Eigentümer wie Mieter gleichermaßen, schließlich sind die Heizenergiekosten seit Mitte der 1990er Jahre um mehr als 150% gestiegen. Diese „zweite Miete“, wie sie häufig genannt wird, bedeutet für viele Bewohner eine deutliche Belastung der Haushaltskasse.
Eine interessante Alternative zu kostenintensiven Maßnahmen wie der Dämmung der Gebäudehülle oder der Modernisierung der Anlagentechnik stellt für Wohnungsunternehmen die Optimierung des Verbrauchsverhaltens der Mieter dar. Voraussetzung dafür ist, dass die Haushalte entgegen der bisherigen Praxis regelmäßig aktuelle Informationen darüber erhalten, wann sie wie viel Energie verbraucht haben. Denn nur auf der Grundlage dieses Wissens können sie ihr Nutzerverhalten kontrollieren und entsprechend anpassen.
So hat sich eine monatliche Verbrauchsinformation mittlerweile auch im Praxistest bewährt. Wie erste Zwischenergebnisse eines derzeit laufenden Modellvorhabens zeigen, können Mieter auf diese Weise durchschnittlich 9% Heizenergie einsparen. Gleichzeitig wird das Projekt sehr positiv wahrgenommen. Über 90% der Teilnehmer sind mit dem Angebot zufrieden bis sehr zufrieden und würden es weiter empfehlen. Damit birgt diese Maßnahme gerade für Wohnungsunternehmen ein beträchtliches Potenzial: Bei geringen Investitionen lassen sich sowohl die Attraktivität einer Immobilie als auch die Zufriedenheit der Mieterschaft deutlich steigern.
Modellvorhaben setzt auf Energiedatenmanagement
Zur Untersuchung der möglichen Einspareffekte beim Wärmeverbrauch durch eine regelmäßige, transparente Verbraucherinformation führt die Deutsche Energie-Agentur (dena) gemeinsam mit ista Deutschland, dem Deutschen Mieterbund und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit noch bis Mitte 2016 das Modellvorhaben „Bewusst heizen, Kosten sparen“ durch. Hier wurde den Bewohnern ausgewählter Liegenschaften in den Modellregionen Berlin, Essen und München angeboten, monatlich aktualisierte Daten zum eigenen Wärmeverbrauch zu erhalten. Dies soll ihnen die Steuerung bzw. Optimierung ihres Nutzerverhaltens erlauben. Die in diesem Zusammenhang gewonnenen Daten wertet die dena laufend aus und vergleicht sie mit dem Verbrauch der Mieter, die nicht am Projekt teilnehmen. Zudem werden unterstützende Mieterbefragungen zur Zufriedenheit mit dem Projekt oder auch zur Einschätzung des eigenen Heizverhaltens durchgeführt.
Zur Umsetzung der monatlichen Verbrauchsinformation für Mieter setzten die Projektbeteiligten das von ista entwickelte Energiedatenmanagement ein. Dieses können die Bewohner der ausgewählten Liegenschaften kostenlos testen. Hierbei wird der erfasste Wärmeverbrauch per Funk an ein Rechenzentrum übermittelt. Über ein Webportal, eine Smartphone-App oder per Post erhalten die Mieter anschließend Einblick in ihre aktuellen Verbrauchsinformationen. Dies ermöglicht es ihnen, ihre aktuellen Verbrauchsdaten mit denen des Vormonats, Vorjahres oder denen einer Durchschnittswohnung desselben Hauses zu vergleichen und ihr Heizverhalten dementsprechend anzupassen.
Teilnahmequote von rund 20 %
In der ersten Phase wurde die Teilnahme am Modellvorhaben fast 700 Haushalten mit einer Gesamtwohnfläche von nahezu 40.000 m² angeboten. Als weitere Projektpartner beteiligten sich hier die Allbau AG in Essen, die Münchener GWG-Gruppe sowie der Vaterländische Bauverein e.G. in Berlin. Die Liegenschaften der drei Wohnungsbaugesellschaften besitzen zwischen 12 und 278 Wohneinheiten und wurden zwischen 1905 und 2009 erbaut. Bei dieser Auswahl sind sowohl komplett sanierte Objekte als auch Häuser vertreten, die in den letzten Jahren keine energetische Sanierung erfahren haben.
Rund 145 Haushalte, etwa 20 % der Mieter, entschlossen sich in der Heizperiode 2013/14 zur Teilnahme am Projekt und damit zur Nutzung des Energiedatenmanagements. Dabei erhalten 45 Teilnehmer ihre monatlichen Verbrauchsinformationen per Post, während 100 Haushalte die Informationen über ein Internetportal abrufen. Zum Start des Modellvorhabens nutzten 79 Mieter überdies die Möglichkeit einer kostenlosen, persönlichen Energieberatung.
Deutliche Einsparungen mit monatlicher Information
Nach Abschluss der Heizperiode 2013/14 wurde die Verbrauchsentwicklung der Teilnehmer mit derjenigen der Haushalte ohne Energiedatenmanagement im jeweils gleichen Gebäude verglichen. Hierbei wiesen die monatlich informierten Mieter einen im Mittel durchgängig niedrigeren Heizenergieverbrauch auf als die Nicht-Teilnehmer. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum senkte sich ihr klimabereinigter Wärmeverbrauch im Zeitraum Oktober 2013 bis April 2014 um durchschnittlich 16 Prozentpunkte und damit um 9 % stärker als der ihrer Nachbarn. Die – als Referenzgruppe bezeichnete – Gesamtheit der Nicht-Teilnehmer konnte ihren Heizenergieverbrauch in diesem Zeitraum um etwa 7 % reduzieren.
Verbrauch der Teilnehmer kontinuierlich niedriger
Wie die Einzelergebnisse in den Modellregionen zeigen, ist das aus der monatlichen Verbrauchsinformation resultierende Einsparpotenzial für die Mieter teilweise noch deutlich höher. So erzielten etwa die in den Münchener Liegenschaften wohnenden Projektteilnehmer ein um 15 Prozentpunkte besseres Ergebnis als die Referenzgruppe. Mit minus 24 % im Vergleich zum Vorjahr konnten sie ihren Heizenergieverbrauch am stärksten reduzieren. In Berlin hingegen erreichten die beiden Gruppen eine Verbrauchssenkung von 19 % (Teilnehmer) bzw. 13 % (Referenzgruppe).
In Essen war im Vergleich der beiden Heizperioden bei den Teilnehmern ein leichter Rückgang um 4 % zu beobachten. Als einzige Region im Modellvorhaben stieg in Essen in der Referenzgruppe der Heizenergieverbrauch um 5 %. Die Mieter mit Energiedatenmanagement erzielten hier also ein 9 % besseres Ergebnis. Damit lag der Verbrauch der Projektteilnehmer in der Heizperiode 2013/14 in allen Modellregionen kontinuierlich unter dem der Referenzgruppe – und zwar in einer Größenordnung zwischen 6 und 15%.
Einsparungen unabhängig von Energieberatung & Effizienzklassen
Interessant ist, dass die Durchführung einer persönlichen Energieeffizienzberatung nur geringen Einfluss auf das Verbrauchsverhalten der Mieter hatte. Beim Vergleich der Daten von Teilnehmern mit und ohne Beratung konnten hier keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Ebenso hat die energetische Qualität der Gebäudehülle oder der Heizungsanlage des Gebäudes wenig Auswirkungen auf die Einsparmöglichkeiten der Mieter. Die Projektteilnehmer konnten ihren Verbrauch über sämtliche Energieeffizienzklassen hinweg stärker senken als die Referenzgruppe. Somit bietet die monatliche Verbrauchsinformation ein hohes Einsparpotenzial für Mieter – unabhängig vom Effizienzstandard der Liegenschaft.
Hohe Zufriedenheit bei Mietern
Angesichts der deutlichen Einsparungen überrascht es kaum, dass die Mieter eine regelmäßige Verbrauchsinformation begrüßen. Im Rahmen einer im März 2014 mithilfe schriftlicher Fragebögen durchgeführten Teilnehmerbefragung, an der 44 Projektteilnehmer (35 %) teilnahmen, äußerten sich über 90 % der Mieter zufrieden bis sehr zufrieden mit dem Projekt.
Sie würden Nachbarn, Freunden und Kollegen die Nutzung eines Energiedatenmanagements empfehlen. Fast drei Viertel der Befragten möchten ihre Verbrauchsdaten mindestens einmal im Monat einsehen können. Die bisherige, jährliche Information halten nur 3% der Befragten für ausreichend.
In diesen Zahlen drückt sich der Wunsch der Teilnehmer nach mehr Verbrauchs- und Kostenkontrolle aus, ebenso wie die Überzeugung, durch die Anpassung des eigenen Nutzerverhaltens Energie sparen zu können. Demnach sorgen Vermieter, die sich für den Einsatz eines Energiedatenmanagements entscheiden, langfristig für mehr Mieterzufriedenheit in ihren Liegenschaften.
Dies unterstreichen auch die weiteren Ergebnisse der Befragung. So gaben fast zwei Drittel der Befragten an, ihre Haushaltskasse sei durch die Heizkosten mittel bis stark belastet. Zugleich hielten 80% der Teilnehmer Energieeinsparungen im eigenen Haushalt für möglich. Diesbezüglich nannte über die Hälfte der Befragten eine regelmäßige Verbrauchsinformationen oder monatliche Rechnungsstellungen als ein geeignetes Hilfsmittel.
Fazit und Ausblick
Wie die Zwischenergebnisse des Modellvorhabens „Bewusst heizen, Kosten sparen“ zeigen, können Mieter mithilfe der monatlichen Verbrauchsinformation deutliche Einsparerfolge beim Wärmeverbrauch erzielen. Damit leistet diese Maßnahme einen beachtlichen Beitrag zum Erhalt der Attraktivität einer Immobilie, sorgt für Zufriedenheit bei den Mietern und hilft überdies dabei, die Energiewende auf dem Wärmemarkt voranzubringen. Um diese positiven Eindrücke nachhaltig zu bestätigen, haben sich die Projektverantwortlichen das Ziel gesetzt, in den kommenden Heizperioden weitere Liegenschaften in das Modellvorhaben einzubeziehen.